Umstürze geplant? Brexit-Chaos in London: Mays Stuhl wackelt, Khan will neue Abstimmung

AP

16.9.2018

Grossbritanniens Premierministerin Theresa May gerät wegen des Brexits zunehmend unter Druck: Vor allem ihr ehemaliger Aussenminister Boris Johnson scheint eifrig an ihrem Stuhl zu sägen.
Grossbritanniens Premierministerin Theresa May gerät wegen des Brexits zunehmend unter Druck: Vor allem ihr ehemaliger Aussenminister Boris Johnson scheint eifrig an ihrem Stuhl zu sägen.
Getty

Der Brexit spaltet die beiden grössten Parteien Grossbritanniens: Manche Konservative möchten ihre Premierministerin stürzen, während der Londoner Bürgermeister sich gegen den Labour-Chef stellt und eine zweite Volksabstimmung fordert.

Die britische Premierministerin Theresa May hat die Diskussion über ihre Führungsrolle während der Brexit-Verhandlungen als nebensächlich beschrieben. «Ich werde ein wenig irritiert, aber bei dieser Debatte geht es nicht um meine Zukunft», sagte May in einem Interview der BBC, das am Montag ausgestrahlt werden sollte. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan forderte ein zweites Referendum über den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union.

May sagte: «Bei dieser Debatte geht es um die Zukunft des Volks des Vereinigten Königreichs und die Zukunft des Vereinigten Königreichs.» Darauf solle der Fokus liegen. Ihre Konservative Partei ist gespalten: Einige einflussreiche Parteimitglieder bevorzugen einen klareren Schnitt mit der Europäischen Union als von May verfolgt. Etwa 50 Hardliner trafen sich am Dienstagabend, um über einen möglichen Sturz von May zu sprechen.

May kritisierte den früheren britischen Aussenminister Boris Johnson, der im Juli aus Protest ihres Ziels enger Beziehungen mit der EU auch nach dem Brexit zurückgetreten war. Johnson hatte Mays Strategie für den Ausstieg Grossbritanniens aus der Europäischen Union mit einer «Sprengstoffweste» verglichen. May sagte in dem BBC-Interview, dass «diese Sprachwahl komplett unangemessen» sei.

Auch durch die oppositionelle Labour-Partei geht ein Riss: Khan brach mit Parteichef Jeremy Corbyn, als er sich in der Sonntagszeitung «Observer» dafür aussprach, das Volk über das Verhandlungsergebnis mit der EU abstimmen zu lassen. Zu erwarten sei eine schlechte Vereinbarung oder keine Vereinbarung, schrieb er. Die Optionen seien «zunehmend riskant».

Das Volk habe das Recht, sich zwischen einer möglichen von der Regierung ausgehandelten Austrittsvereinbarung und einem Verbleib in der EU zu entscheiden, schrieb Khan. Falls London keine Vereinbarung mit Brüssel erziele, solle die Öffentlichkeit entscheiden, ob Grossbritannien die EU ohne Abkommen verlässt oder Mitglied bleibt.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite