Geraubte KunstBritisches Museum gibt Nigeria Dutzende Benin-Bronzen zurück
dpa
7.8.2022 - 23:55
Die Horniman-Sammlung ist nur ein kleiner Teil von Kunstgegenständen, die Ende des 19. Jahrhunderts von britischen Truppen in dem damaligen Königreich geplündert wurden. Nun kehren die Kunstschätze zurück.
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07.08.2022, 23:55
dpa / tchs
Ein Londoner Museum hat mit Nigeria eine Vereinbarung über die Rückgabe von 72 Ende des 19. Jahrhunderts in Benin geplünderter Kunstgegenstände erzielt. Das Museum Horniman and Gardens teilte am Sonntag mit, das erfolge, nachdem die nigerianische Nationalkommission für Museen und Denkmäler formell um die Rückgabe sogenannter Benin-Bronzen gebeten habe.
«Die Beweislage ist sehr klar, dass diese Objekte mit Gewalt erworben wurden», sagte die Vorsitzende des Kuratoriums des Museums, Eve Salomon, in einer Erklärung. Deshalb sei es «moralisch und angemessen», die Kunstgegenstände an Nigeria zu übergeben.
Die Horniman-Sammlung ist ein kleiner Teil der 3000 bis 5000 Kunstgegenstände, die nach einem Angriff britischer Truppen auf das Königreich Benin 1897 geplündert wurden. Das British Museum hat mehr als 900 Objekte aus Benin und das Nationalmuseum Schottlands weitere 74. Viele Artefakte wurden zudem als Beutekunst nach Europa und die USA verkauft.
Auch Deutschland und Frankreich geben Kunst zurück
Deutschland hat kürzlich ein Abkommen mit Nigeria über die Rückgabe von Hunderten Benin-Bronzen geschlossen. Der französische Präsident Emmanuel Macron ordnete 2021 die Rückgabe der Schätze von Abomey an, die aus dem im 19. Jahrhundert bestehenden Königreich Dahomey im heutigen Benin stammen. Im November 2018 erkannte Macron bei der Vorlage eines Berichts über die Restitution afrikanischer Kulturgüter ein moralisches Recht auf Rückgabe an.
Die britischen Museen haben langsam auf die globale Neubewertung von Kolonialismus und der Ausbeutung indigener Völker reagiert. Das Horniman-Museum, eröffnet 1890 von dem Teehändler Frederick Horniman, erkennt nun an, dass es Kunst hat, «die durch koloniale Gewalt» in seinen Besitz gekommen sei. «Wir begreifen, dass wir am Anfang einer Reise sind, inklusiver in unseren Geschichten und unseren Praktiken zu sein», erklärt das Museum auf seiner Webseite. «Das schliesst die Überprüfung der Zukunft unserer Sammlungen ein, die mit Gewalt oder durch ungleiche Transaktionen genommen wurden.»