Chinesische Zero-Covid-Strategie Krankes Baby stirbt in Quarantäne

ap / tjnj

18.11.2022

In China gelten immer noch sehr strikte Corona-Massnahmen. (Archivbild)
In China gelten immer noch sehr strikte Corona-Massnahmen. (Archivbild)
Bild: Kin Cheung / AP / dpa

Nach dem Tod eines vier Monate alten Mädchens steigt der Unmut über Pekings Corona-Politik innerhalb der Bevölkerung. Auch ein drei Jahre alter Junge war kürzlich verstorben, weil er nicht rechtzeitig aus der Quarantäne in ein Krankenhaus gebracht werden konnte.

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18.11.2022

Innerhalb weniger Wochen ist ein zweites Kind in Zusammenhang mit den strikten Corona-Massnahmen in China gestorben. Das vier Monate alte Mädchen habe während der Quarantäne in einem Hotel in der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou Durchfall bekommen und erbrochen, berichteten chinesische Medien.

Der Vater habe elf Stunden gebraucht, bis er schliesslich Hilfe bekommen habe, weil er vom Wachpersonal erst nicht durchgelassen und dann in ein 100 Kilometer entferntes Krankenhaus geschickt worden sei. Da sei es aber schon zu spät gewesen.

Empörung in sozialen Netzwerken

Am Donnerstag machten Menschen in Internetforen und sozialen Netzwerken ihrem Ärger über den Todesfall Luft. Wieder einmal sei jemand wegen der exzessiven Pandemie-Massnahmen gestorben, schrieb ein Nutzer auf der Plattform Sina Weibo. «Habt ihr kein Herz?», fragte ein anderer.

«China News Weekly» berichtete, die Stadtregierung von Zhengzhou habe eine Untersuchung eingeleitet. Bei einer Pressekonferenz sagte der stellvertretende Leiter der nationalen Behörde für die Vermeidung von Krankheiten, Shen Hongbing, die Regierung bemühe sich, eine übertrieben straffe Auslegung der Quarantäne-Regeln in den Griff zu bekommen.

Zweiter Kindestod in kurzer Zeit

Erst vor rund zwei Wochen war in der Stadt Lanzhou ein dreijähriger Junge an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben, die auf ein Gasleck zurückgeführt wurde. Sein Vater sagte, er sei daran gehindert worden, von seinem wegen Corona-Fällen abgeriegelten Wohngebiet mit dem Jungen in ein Krankenhaus zu gelangen.

Bereits dieser Fall hatte Empörung und Kritik an der strikten Null-Covid-Politik in China ausgelöst. Die regierende Kommunistische Partei versprach daraufhin, dass niemand in Quarantäne oder Isolation daran gehindert werde, bei Notfällen behandelt zu werden.

Hilfe kam zu spät

In einem Online-Account gab sich ein Nutzer, Li Baoliang, als Vater des gestorbenen Mädchens zu erkennen. Er berichtete, er habe am vergangenen Montag gegen Mittag begonnen, den Notruf anzurufen. Dort sei ihm aber gesagt worden, das Kind sei nicht krank genug.

Schliesslich sei doch ein Krankenwagen gerufen worden, der sie aber nicht transportieren wollte, weil er, der Vater, positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Als das vier Monate alte Kind schließlich um 23 Uhr im Krankenhaus angekommen sei, habe man sie nicht mehr retten können. Auch Wiederbelebungsversuche seien erfolglos gewesen.