Videos gehen viral China schickt Vierjährigen wegen Corona-Infektion in Allein-Isolation

twei

18.9.2021

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie setzt China weiterhin auf harte Massnahmen – unabhängig vom Alter der Infizierten. (Symbolbild)
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie setzt China weiterhin auf harte Massnahmen – unabhängig vom Alter der Infizierten. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Chinatopix Via AP

China ist für sein radikales Durchgreifen in der Corona-Pandemie bekannt. Derzeit gehen Videos von Kleinkindern viral, die sich nach einer Corona-Infektion alleine isolieren müssen. Die Betroffenheit ist gross, doch Kritiker werden von der Regierung mundtot gemacht.

twei

18.9.2021

Es sind Szenen, die einem dystopischen Katastrophenfilm entstammen könnten: Ein Kind geht mit unsicheren Schritten einen Krankenhausflur entlang. Es trägt einen überdimensionalen Rucksack, und statt Kleidung bedeckt seinen ganzen Körper ein Schutzanzug. Die Aufnahme, die zuletzt in sozialen Medien in China viral ging, ist aber real – und verleiht einmal mehr dem knallharten Durchgreifen des Landes gegen die Corona-Pandemie Ausdruck.

Nach Informationen von «CNN» ist auf dem Clip ein vierjähriger Junge zu sehen. Er hat sich mit dem Coronavirus infiziert, nach dem zuletzt grossflächigen Corona-Ausbruch in Putian in der Provinz Fujian. In Isolation muss das kleine Kind aber wegen der strengen Massnahmen alleine.

Und der Junge ist nicht das einzige Kind, das von dem rigorosen Handeln der Regierung betroffen und von seinen Eltern getrennt wurde. Ähnliche Videos machen derzeit via Social Media die Runde, unter anderem via YouTube von der Nachrichtenseite «Taiwan News» geteilt.

Radikale Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung

Das Video sei laut «Taiwan News» erst einige Tage alt und von einer Krankenschwester in Putian erstellt worden. Einer lokalen Zeitung berichtete die Frau von einem ganzen Krankenwagen voller Kinder, die eine Isolation in Einsamkeit erwartete. Sie hätten allesamt Schutzanzüge getragen, erinnerte sich die Krankenschwester. Sie habe deswegen weinen müssen, berichtete die Frau.

Schon im bisherigen Verlauf der Pandemie griff der chinesische Staat hart durch, um Corona-Ausbrüche zu vermeiden. Zur diszipliniert verfolgten Null-Covid-Strategie Chinas gehörten in den vergangenen eineinhalb Jahren auch strenge Kontrollen bei der Einreise, rigorose Quarantänemassnahmen und eine Massentestung der Bevölkerung. Dazu wurden betroffene Gebiete mittels harter Lockdowns konsequent abgesperrt.



Zuletzt erfuhren die Einwohner der Metropole Putian die Härte der Massnahmen. Nachdem die hochinfektiöse Delta-Variante des Virus die Zahl der Neuinfektionen in die Höhe hatte schnellen lassen, mussten Kinos, Bars und andere Einrichtungen der Öffentlichkeit zumachen. Zudem wurden die mehr als drei Millionen Stadtbewohner dazu angehalten, in ihren Wohnungen zu bleiben.

Hetzkampagne gegen Regierungskritiker

Widerworte oder Kritik an dem harten Durchgreifen werden von der autoritären Regierung jedoch nicht geduldet. Kürzlich hatte sich der Mediziner Zhang Wenhong auf dem chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo aus der Deckung gewagt. «Die Welt muss lernen, mit dem Virus zu koexistieren», schrieb er und betonte, Covid-19 würde auch nach flächendeckenden Impfungen nicht einfach verschwinden.

Eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Regierungspolitik entwickelte sich nach dem Post aber nicht, ganz im Gegenteil: Die Kritik von Wenhong zog die Wut selbst ernannter Patrioten auf sich. Es entwickelte sich eine Hetzkampagne im Netz, die den Mediziner unter anderem als «Hund, den die Amerikaner aufgezogen haben» diffamierte.