Virologe Streeck «Corona-Risiko von EM und Olympia nicht untersucht»

dpa

4.2.2021 - 05:13

Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, kritisiert die fehlende Risikobewertung der kommenden Sport-Grossanlässe Fussball-EM und Olympia. (Archivbild)
Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn, kritisiert die fehlende Risikobewertung der kommenden Sport-Grossanlässe Fussball-EM und Olympia. (Archivbild)
KEYSTONE

Der Virologe Hendrik Streeck sieht Sünden bei der wissenschaftlichen Risikobewertung für eine Austragung von Fussball-EM und Olympia in diesem Sommer. «Wir haben es verpasst.»

Die Europäische Fussball-Union UEFA hält ebenso an ihren Plänen für die Austragung der Europameisterschaft in zwölf Ländern fest wie das Internationale Olympische Komitee an den Sommerspielen in Tokio. Dies hatten die Organisatoren auch unter dem Eindruck der weiter bedrohlichen Pandemie-Lage in vielen Ländern zuletzt mehrfach bekräftigt.

Eine Zulassung dieser Grossereignisse könne es eigentlich nur geben, wenn vorher mögliche Corona-Folgen durch diese Sportveranstaltungen erforscht wären. «Das haben wir aber nicht untersucht. Wir haben es im gesamten vergangenen Jahr verpasst», sagte der Virologe Hendrik Streeck der Deutschen Presse-Agentur.

«Als Virologe müsste ich sagen: Wir wollen keine einzige Infektion, deswegen geht es nicht. Das wäre die Reflexantwort», sagte Streeck (43), fügte aber hinzu: «Für mich selbst würde ich sagen: Wir müssen schauen, was geht und was nicht.» In diesem Zusammenhang fehlen aus Sicht des Direktors des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn aber derzeit ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse, um eine sichere Austragung von EM und Olympia gewährleisten zu können.

Beide Top-Ereignisse waren 2020 wegen der Corona-Krise um ein Jahr in diesen Sommer verschoben worden. Derzeit arbeiten die UEFA und die Organisatoren der Tokio-Spiele an detaillierten Plänen für die Austragung unter Corona-Bedingungen. Die Olympia-Macher stellen in diesen Tage eine Reihe sogenannter «Playbooks» vor. In diesen Handbüchern ist festgehalten, wie Athleten, Betreuer, Funktionäre, Helfer und Medienvertreter sich in Tokio verhalten müssen.

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