Krieg in Nahost Darum hält sich die «Achse des Widerstands» zurück

Red.

30.10.2023

«Die Verbrechen der zionistischen Einheit (...) haben die roten Linien überschritten, die alle zum Handeln zwingen könnten», sagt Irans Regierungschef Ebrahim Raisi.
«Die Verbrechen der zionistischen Einheit (...) haben die roten Linien überschritten, die alle zum Handeln zwingen könnten», sagt Irans Regierungschef Ebrahim Raisi.
Bild: Vahid Salemi/AP/dpa

Die Hamas hat zu Beginn des Krieges gegen Israel alle ihre Feinde ihres Erzfeindes aufgerufen, sich ihrem Kampf anzuschliessen. Doch das ist bisher nicht passiert. Darum hält sich die «Achse des Widerstands» zurück.

Red.

30.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Obwohl die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen sich ausweitet, hält sich die «Achse des Widerstands» zurück. 
  • Dies, obwohl die Terrororganisation Hamas nach dem Angriff auf Israel zu einer «Einheit der Schlachtfelder» aufgerufen hat. 
  • In welchem Ausmass sich der Krieg in der Region ausweiten könnte, wird grösstwahrscheinlich in Teheran entschieden.

Als die Hamas am 7. Oktober mit ihrem Überfall Israel den Krieg erklärt hat, hat sie auf die «Einheit der Schlachtfelder» gehofft.

Doch die Hoffnungen der Hamas-Führung sind bis heute nicht erfüllt worden, wie der «Spiegel» analysiert.

Weder die Hisbollah hat vom Libanon aus Israel angegriffen, noch die Palästinenser haben sich im Westjordanland gegen die «Zionisten» erhoben. Ebenso wenig liessen sich die anderen Akteure im Nahen Osten dazu verleiten, Israel von allen Seiten mit Raketen und Drohnen und allem, was ihnen zur Verfügung steht, zu attackieren.

Zwar hat Irans Präsident Ebrahim Raisi noch am Sonntag, als Antwort auf die ausgeweiteten Angriffe im Gazastreifen, gedroht, dass Israel mit seinen «Verbrechen» die «rote Linie überschritten» hätte. Laut Raisi könne die israelische Kriegsführung «jeden dazu zwingen, Massnahmen zu ergreifen» und meint damit die «Achse des Widerstands».

Unliebsame Allianzen

Die iranische Revolutionsgarde baut diese sogenannte Achse seit Jahren auf. Denn gemäss der Verfassung der Islamischen Republik sind die Revolutionswächter dazu verpflichtet, die islamistische Ideologie des Regimes in Teheran zu verteidigen und zu verbreiten.

Und das tut sie laut «Spiegel» seit mehr als 40 Jahren mit Terroranschlägen, Geiselnahmen, politischen Attentaten und anderen Menschenrechtsverletzungen. Die Revolutionsgarden haben ihr Netz im ganzen Nahen Osten gespannt.

Die daraus entstandene «Achse des Widerstands» umfasst weitere militante Organisationen in anderen Ländern, die von der Islamischen Republik militärisch unterstützt werden. Etwa die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen und andere Milizen in Syrien oder Irak.

Die «Achse des Widerstands» hat die Macht, den gesamten Nahen Osten zu destabilisieren. Die schiitischen Organisationen, die die Revolutionsgarden unterstützen, sind für die sunnitischen Regimes eine Gefahr. Ein besonders wichtiges Ziel ist jedoch die Vernichtung des jüdischen Staates.

Darum gehen die Revolutionswächter längst auch Allianzen mit sunnitischen Islamisten ein, wie etwa mit der palästinensischen Hamas und dem Islamischen Dschihad.

Man unterstützt sie finanziell und bildet sie aus. Laut dem «Wall Street Journal» soll das auch unmittelbar vor dem Massaker vom 7. Oktober geschehen sein. Darüber hinaus koordiniert die Führung der Revolutionswächter seit Jahren die Zusammenarbeit und den Kampf gegen Israel zwischen den palästinensischen Gruppen und der Hisbollah.

Teheran wartet erst einmal ab

Trotz der Bodenoffensive von Israel am Wochenende lässt die beschworene «Einheit der Schlachtfelder» auf sich warten.

Die schiitische Hisbollah liefert sich zwar vereinzelt Gefechte mit der israelischen Armee an der Grenze, aber einen Einsatz ihres mächtigen Arsenals von schätzungsweise rund 150'000 Raketen scheut sie. Noch. Denn die Hisbollah tut nichts ohne das Okay Irans. Doch das Regime in Teheran wartet erst einmal ab: Die USA haben es sehr deutlich davor gewarnt, in den Gazakrieg einzugreifen. Zwei Flugzeugkampfträger im östlichen Mittelmeer unterstreichen die Botschaft Washingtons.

Doch die USA und Israel wissen, dass sich das schnell ändern könnte, wenn sich die Bodenoffensive ausweitet. In welchem Ausmass der Krieg sich ausweiten könnte, dürfte wohl letztlich in Teheran entschieden werden.

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