Deutsche Panzer für die Ukraine Darum hat der Gepard ein Munitions-Problem

uri

29.4.2022

Deutschland will der Ukraine nun doch schwere Waffen liefern. Die Sache hat jedoch einen Haken: Die Schweiz untersagt die Lieferung von Munition für den Gepard-Panzer. Das Problem ist laut einem Experten nicht leicht zu beheben.

uri

29.4.2022

Berlin wird von vielen Seiten heftig für die Zögerlichkeit bei der Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine kritisiert. Diese Woche wagte die Scholz-Regierung einen Befreiungsschlag und entschied sich, mit bis zu 50 Gepard-Flugabwehrpanzern erstmals schwere Waffen ins Kriegsgebiet zu schicken. Getragen wird die Entscheidung auch vom Bundestag. Der bejahte am Donnerstag mit grosser Mehrheit einen entsprechenden Antrag von Ampel-Koalition und Union.

Die deutsche Regierung handelte sich mit der Ankündigung der Panzer-Lieferung aber bereits neue Probleme ein. Das zentrale Element des in den 1970er Jahren entwickelten Flugabwehrpanzers kommt nämlich aus der Schweiz: Sowohl die 35-Millimeter-Zwillingskanone des Waffensystems als auch die Munition wurden damals von Oerlikon-Bührle hergestellt. Seit dem Jahr 1999 gehört die Firma zum deutschen Rüstungsunternehmen Rheinmetall.

Deutsche Gepard-Panzer für die Ukraine

Deutsche Gepard-Panzer für die Ukraine

Deutschland wird der Ukraine zur Unterstützung ihrer Luftverteidigung Flugabwehrpanzer des Typs «Gepard» liefern.

26.04.2022

Munition taugt nur mit Gurtrille

Aufgrund der Kriegsmaterialverordnung hat Bern Deutschland jedoch die Weitergabe der in der Schweiz hergestellten Munition in die Ukraine untersagt. Mit der Folge, dass die Geparden für die Ukraine nun zahnlos daherkommen. Im Gespräch mit dem Fernsehsender NTV erklärte Ukraines streitbarer Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, prompt: «Sollte die Munition in den nächsten Tagen vom deutschen Verteidigungsministerium nicht besorgt werden, würde die Ukraine auf dieses Angebot Deutschlands wohl verzichten müssen.»

In Deutschland ist man nun fieberhaft auf der Suche nach Munition für die Panzer, die auch in die Ukraine geliefert werden kann. Einfach ist das jedoch nicht, wie Frederik Besse, Chefredaktor der militärischen Fachzeitschrift «Schweizer Soldat», dem SRF darlegte.

Zwar gibt es laut dem Experten verschiedene Produzenten, die entsprechende 35-mm-Munition herstellen. Jedoch sind nicht alle Hersteller in der Lage, eine Variante mit einer sogenannten Gurtrille zu produzieren. Und nur diese passe auch in den Ladeautomaten der deutschen Panzer, erklärte Basse. «Ohne diese Gurtrille ist die Granate wertlos für den Gepard».

Berlin verhandelt mit Brasilien über 300'000 Schuss

Schwer einzuschätzen ist laut dem Experten, ob die bedeutsame Gurtrille von anderen Herstellern nachträglich an der Munition angebracht werden kann. In jedem Fall würde sie so auch teurer. Ob solche Kosten für die deutsche Regierung in Anbetracht der Lage tatsächlich ins Gewicht fallen, sei dahingestellt. Hier scheint man momentan vor allem damit beschäftigt, den zusehends ernüchterten Ukrainern überhaupt entsprechende Militärgüter liefern zu können.

Berlin führt deshalb bereits Gespräche mit Brasilien, das in früheren Jahren aus Deutschland Munition für das Waffensystem erhalten hat, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch erfuhr. Auf diesem Wege sei es demnach vielleicht möglich, noch bis zu 300'000 Schuss für den Einsatz der Gepard-Panzer zu beschaffen.

Selbst 300'000 Schuss dürften laut Besse jedoch rasch aufgebraucht sein. Denn auch bei der Ausbildung mit dem Waffensystem müsse schon eine Menge verfeuert werden. Er vermutet zudem, dass sich an der Munitionsknappheit für die Geparden mittelfristig nicht viel ändern werde: «Ich sehe momentan noch niemand, der das in dieser Menge herstellen kann, von heute auf morgen.»