ÜberraschungsangriffDas ganze Ausmass des Mega-Drohnenschlags auf Russland
Philipp Dahm
31.8.2023
Drohnenschläge auf russisches Gebiet
Der Flughafen der Stadt Pskow wurde in der Nacht auf Mittwoch mit Drohnen angegriffen. Dabei wurden mehrere Transportflugzeuge der russischen Armee getroffen.
Bild: EPA
Solche Angriffe auf russischem Staatsgebiet häufen sich: Im August krachte eine Drohne in ein Geschäftsgebäude mitten in Moskau.
Bild: AP
Doch nicht immer erreichen die unbemannten Flugobjekte ihr Ziel: Hier ein Trümmerteil einer abgewehrten Drohne in Krasnogorsk, ausserhalb von Moskau.
Bild: AP
Für Moskau ist klar, dass die Truppen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hinter den Attacken stehen müssen. Doch Kiew bekennt sich offiziell nicht dazu.
Bild: DPA
Drohnenschläge auf russisches Gebiet
Der Flughafen der Stadt Pskow wurde in der Nacht auf Mittwoch mit Drohnen angegriffen. Dabei wurden mehrere Transportflugzeuge der russischen Armee getroffen.
Bild: EPA
Solche Angriffe auf russischem Staatsgebiet häufen sich: Im August krachte eine Drohne in ein Geschäftsgebäude mitten in Moskau.
Bild: AP
Doch nicht immer erreichen die unbemannten Flugobjekte ihr Ziel: Hier ein Trümmerteil einer abgewehrten Drohne in Krasnogorsk, ausserhalb von Moskau.
Bild: AP
Für Moskau ist klar, dass die Truppen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hinter den Attacken stehen müssen. Doch Kiew bekennt sich offiziell nicht dazu.
Bild: DPA
Die Ukraine hat Russland in gleich drei Regionen und auch auf der Krim mit Drohnen attackiert. In mehreren Phasen wurden bei der Aktion eine Fabrik, Öl-Depots, strategische Transporter und diverse Militärbasen getroffen.
Philipp Dahm
31.08.2023, 12:35
31.08.2023, 13:11
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Ukraine hat in der Nacht vom 29. auf den 30. August mehrere Drohnenangriffe in mehreren Wellen auf mehrere Ziele in Russland geflogen.
Im Oblast Pskow wurde eine Militärbasis getroffen.
Im Oblast Pskow wurde ausserdem ein Flughafen angegriffen. Mehrere strategisch wichtige Transportflugzeuge wurden beschädigt oder zerstört.
Im Oblast Brjansk wurden angeblich ein Öl-Depot und eine Fabrik für Mikroelektronik getroffen.
Im Oblast Tula sollen Militärbasen beschädigt worden sein.
Auf die Halbinsel Tarchankut auf der Krim wurde ebenfalls eine Basis angegriffen.
Die Attacken sind angeblich das Ergebnis von zwei Monaten Planung, bei der Ziele und Routen ausgekundschaftet worden sind.
Die Aktion dürfte sich negativ auf die Moral russischer Soldaten auswirken.
Dass Wladimir Putin und seiner Militärführung ein ukrainischer Angriff wehgetan hat, lässt sich auch aus Moskaus Reaktion erschliessen. Im Falle der grossen Drohnen-Attacke auf Ziele in Russland in der Nacht vom 29. auf den 30. August kann man sie wütend nennen.
Noch wütender dürfte Präsident Putin aber machen, dass die Vergeltung nicht annähernd so effektiv war wie Kiews Überraschungsangriff: Nach eigenen Angaben haben die ukrainischen Streitkräfte sämtliche 28 Marschflugkörper und 15 von 16 Shahed-Drohnen abgefangen.
AIR DEFENSE WIN: In retaliation for the drone strike on Pskov , RU launched a terror strike against Ukrainian cities. UKR shot down 28 of 28 Kh-101/Kh-555/Kh cruise missiles and 15 out of 16 Shahed UCAVS--- an interception rate of 97%. pic.twitter.com/tYaIuf0adf
Apropos Vergleich: Wenn es nach Moskau geht, dann war der ukrainische Drohnen-Angriff nur zum Teil erfolgreich. Die Nachrichtenagentur Tass räumt immerhin ein, in Pskow, das rund 700 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt liegt, seien vier Iljuschin Il-76 beschädigt worden.
Il-76 aircraft in Pskov airport, home to the 12th Military Transport Aircraft Division, as seen on the @planet satellite image, captured on August, 16th. pic.twitter.com/Fqe4j7uNB0
Aus militärischer Sicht ist die Il-76 ein kluges Ziel: Der Schulterdecker ist das Arbeitspferd der Armee, das bis zu 60 Tonen Last tragen kann und enorm wichtig ist. Die strategischen Transporter waren etwa bei der Offensive in Cherson vor einem Jahr dafür verantwortlich, dass Russland Panzer und Schützenpanzer an die Kreminna-Swatowe-Linie verlegen und die Ukrainer dort stoppen konnte.
Zehn Detonationen nach dritter Welle
Bilder und Videos in sozialen Netzwerken machen – zum Leidwesen des russischen Militärs – jedoch schnell klar: Was da gebrannt hat, ist nicht bloss «beschädigt» worden. Und offenbar ist auch weit mehr als die vier Flugzeuge getroffen worden – und Pskow war auch nicht das einzige Ziel.
Last night, the Kresty AB in Pskov Oblast, #Russia, home to the 334th Military Transport Aviation Regiment, was hit by a Ukrainian suicide drone attack.
According to Russian sources, 4 Il-76 heavy cargo aircraft were "damaged"- one can be seen burning fiercely in this footage. pic.twitter.com/iNRo9xgtNq
Reporting from Ukraine weiss, dass die Aktion in Gänze seit zwei Monaten geplant war und mehrere Phasen hatte. Bei der ersten Welle werden demnach nur zwei Drohnen nach Pskow geschickt, die beide erst über der Basis abgeschossen werden. Damit ist klar, dass die 700 Kilometer lange Route sicher für die zweite Welle ist.
Heavy drone attack against the Russian military airport Pskov military airport. According multiple sources 15 drones penetrated the Russian air defense and hit parking Ilyushin Il-76.
TASS reports that at least 4 Ilyushin Il-76 have been damaged. Videos confirm the burning of at… pic.twitter.com/BOR1T0UJ6E
In dieser fliegen zehn Drohnen hintereinander, von denen zwar einige, aber nicht alle abgefangen werden. Die ersten Explosionen und Feuer werden gefilmt, doch dann folgt die dritte Welle: Sie löst zehn Detonationen aus, wie Anwohner angeblich berichten.
Panik in Pskow, Treffer in Brjansk und Tulka
Die Behörden in Pskow reagieren panisch und lassen Uniformierte antreten, die zum einen das Gelände schützen, aber im Umfeld auch Zivilisten vom Filmen abhalten sollen, doch der Flughafen hat das Gröbste nun hinter sich. Dafür wird eine weitere Basis in der Region Pskow von Drohnen attackiert, die 104th Guards Air Assault Regiment beherbergt.
The "Edelweiss" plan was introduced in Pskov. The special services were transferred to an enhanced regime. All personnel were given weapons, protective equipment and placed on the streets for protection. Most of the employees have now surrounded the airport. A whole bus of… pic.twitter.com/VGfCZhxzTG
Ein dritter Drohnenangriff gilt der Umgebung von Brjansk, das rund 100 Kilometer von der Grenze entfernt ist. Hier schiesst die russische Luftabwehr zwei Drohnen ab, die jedoch erneut bloss die Vorboten einer zweiten Welle sind, die zwei Treffer bei einem Öl-Depot landet. Auch eine der grössten Fabriken für Mikroelektronik wird angeblich beschädigt.
Auch im Oblast Tula werden zwei Drohnen abgeschossen, doch erneut filmt die Bevölkerung, wie Drohnen danach in vorgelagerten Militärbasen einschlagen, berichtet Reporting from Ukraine. Flankiert werden diese Angriffe von einer Attacke auf die Halbinsel Tarchankut auf der Krim, wo ebenfalls erst zwei Drohnen abgefangen werden, bevor eine zweite Welle eine militärische Einrichtung trifft.
Um diese Angriffe in koordinierter Form so erfolgreich durchführen zu können, müssen Wolodymyr Selenskyjs Streitkräfte die gegnerische Luftabwehr studiert und mögliche Ziele ausgekundschaftet haben, was den Vorlauf von zwei Monaten erklärt.
Die Attacke ist der mit Abstand grösste ukrainische Drohnenanschlag seit Kriegsbeginn, der nun auch im Zusammenhang mit vorherigen Angriffen gesehen werden kann. Nahe der Militärbasis auf der Halbinsel Tarchankut auf der Krim ist zum Beispiel am 23. August eine S-400 Triumf zerstört worden, die das modernste russische Luftabwehrsystem überhaupt ist.
Kiew ist es damit nicht nur gelungen, strategische Einrichtungen sowie Militärbasen und wichtiges Gerät zu schädigen, sondern auch die Moral des Gegners leidet. «Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es irgendeine Art von Sieg geben wird», schreibt ein Kämpfer und Telegram-Host nach dem Angriff. «Es wird nur schlechter werden. Sie haben all’ meinen Glauben an das Gute zerstört.»