Klima Der Sommer 2022 wird wohl der zweitheisseste seit Messbeginn

misc, sda

16.8.2022 - 17:38

Eine Folge des Hitzesommers waren Feuerverbote: Plakate auf dem Berner Bundesplatz. 
Eine Folge des Hitzesommers waren Feuerverbote: Plakate auf dem Berner Bundesplatz. 
Keystone (Archivbild)

Der Sommer 2022 wird aller Voraussicht nach der zweitheisseste seit Beginn der Messungen im Jahr 1864. Im landesweiten Mittel dürfte die Sommertemperatur für die Monate Juni bis August laut Meteoschweiz mehr als 2 Grad über der Norm der Jahre 1991 bis 2020 liegen.

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Der meteorologische Sommer 2022 mische damit ganz vorne mit, schrieb Stephan Bader, Klimatologe bei Meteoschweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtengagentur Keystone-SDA.

Meteoschweiz stützte sich dabei auf die bisherigen Messdaten sowie die verfügbaren Prognosen bis Ende August. Nur der legendäre Hitzesommer 2003 brachte demnach mit drei Grad über der Norm noch mehr Wärme.

Bemerkenswert auch: Der Rang zwei bei der Sommertemperatur zeichnet sich gemäss Bader in allen Regionen der Schweiz ab.

Drei Hitzeperioden

Meteoschweiz verwies insbesondere auf drei Hitzeperioden: Die erste setzte im Mitte Juni ein, Spitzenreiter bei den gemessenen Temperaturen waren dabei der Nordrand der Schweiz sowie die Regionen Neuenburg und Sitten mit jeweils über 36 Grad. Die höchste gemessene Temperatur gab es in Beznau im Aargau mit 36,9 Grad.

Die Hitzeperiode Anfang Juni sei auffallend früh gekommen, so Bader. Die gemessene hohe Dreitageshitze zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr sei seltener als alle 25 Jahre zu erwarten.

Abgesehen vom frühen Zeitpunkt habe die Juni-Hitzeperiode jedoch nichts Einmaliges dargestellt, relativierte der Klimatologe. Weit intensivere und länger andauernde Hitze habe es in der Schweiz zum Beispiel in den Jahren 2015, 2003, 1983 oder 1947 gegeben.

Ungewöhnlich lange Dauer

Die zweite ausgeprägte Hitzeperiode folgte gegen Mitte Juli. Was sie aussergewöhnlich machte, war laut Meteoschweiz ihre Dauer – sie hielt vom 14. bis zum 26. Juli an. Damit habe sie zu den längsten Hitzeperioden gehört, die in der Schweiz je gemessen worden seien. Eine vergleichbar anhaltende Hitze gab es bisher nur im Juli 2015 und im August 2003.

Es seien jedoch nur sehr wenige neue Hitzerekorde gemessen worden, hob Bader hervor.

Besonders stark waren die West- und Südschweiz betroffen. Der 19. Juli war demnach für weite Teile der Alpennordseite der heisseste Tag des Monats. Vielerorts stiegen nördlich der Alpen und im Wallis die Tageshöchstwerte auf 33 bis 35 Grad, an einigen Orten sogar auf 36 Grad und mehr. Auf der Alpensüdseite lagen die höchsten Werte zwischen 33 und 34,5 Grad.

Bisheriger Jahresrekord in Genf

Auf den Augustbeginn habe die dritte Hitzeperiode eingesetzt, schrieb Meteoschweiz weiter. Genf meldete am 4. August mit 38,3 Grad den bislang höchsten Wert des Schweizer Sommers 2022.

Zum Vergleich: Der absolut höchste je gemessene Wert auf der Alpennordseite stammt ebenfalls aus Genf. Er lag bei 39,7 Grad und datiert vom Juli 2015. Den absoluten Schweizer Rekord hält das bündnerische Grono auf der Alpensüdseite mit 40,5 Grad. Erreicht wurde der Wert am 11. August 2003.

Die Phase der ganz hohen Temperaturwerte habe auf der Alpennordseite am 5. August geendet, im Süden am 6. August, hiess es weiter. Hitzetage mit 30 Grad oder mehr stellten sich allerdings beidseits der Alpen auch anschliessend noch ein.

Viele Hitzetage

In Genf wurden den Angaben zufolge bis am Montag 38 Hitzetage registriert. Dies ist die zweithöchste Anzahl seit Messbeginn 1864. Der Rekord stammt vom Hitzesommer 2003 mit 50 Hitzetagen.

Lugano meldete mit 35 ebenfalls die zweithöchste Anzahl an Hitzetagen. Der Hitzesommer 2003 lieferte hier 47 Hitzetage.

Sehr trockener Juli

Unsicherheiten bestehen noch, was die Sommer-Bilanz beim Regen angeht: Nach derzeitigem Stand liegt der diesjährige Sommer auf Rang drei der regenärmsten seit Messbeginn, wie Bader erläuterte.

Allerdings seien dabei die Niederschläge bis Ende August nicht eingerechnet, gab der Klimatologe zu bedenken. Da um diese Jahreszeit Gewitter häufig seien, seien die Prognosen sehr unsicher.

Die Regenarmut sei vor allem im Juli ausgeprägt gewesen, so Bader. In einigen Gebieten seien die Monatsmengen unter 30 Prozent der langjährigen Norm gelegen, lokal hätten sie sogar weniger als 10 Prozent betragen.

Im Waadtländer Jura war es demnach verbreitet der niederschlagsärmste Juli seit über 50 Jahren. Auf der Alpensüdseite bewegten sich die Juli-Summen meist zwischen 40 und 70 Prozent der Norm. Ein weniger dramatisches Bild zeigt sich in den Ostalpen: Diese erhielten verbreitet 70 bis 80 Prozent, lokal auch 90 Prozent der aufgrund der Norm zu erwartenden Regenmenge.