Notstand gefordert Fachleute zerpflücken Klimapolitik des Bundesrats

SDA

1.11.2021 - 15:00

Brief an Alain Berset: «Klimakrise ist auch eine Gesundheitskrise»

Brief an Alain Berset: «Klimakrise ist auch eine Gesundheitskrise»

In einem von rund 1'300 Personen aus dem Gesundheitssektor und Professoren unterschriebenen Brief wird der Bundesrat Alain Berset aufgefordert, Massnahmen gegen die Gesundheits- und Klimakrise zu ergreifen, die eng miteinander verbunden seien.

01.11.2021

In der Schweiz bestehe ein «abgrundtiefer Abstand zwischen Worten und Taten» in Sachen Klimaschutz. Daher wendet sich das Gesundheitspersonal an Bundesrat Alain Berset.

1.11.2021 - 15:00

Über tausend Gesundheitsfachleute kritisieren in einem offenen Brief den Bundesrat für seine Klimapolitik. Sie warnen vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Klimakrise. Der Bundesrat solle einen nationalen Gesundheits-, Klima- und Umweltnotstand ausrufen.

Wegen des ihrer Ansicht nach «abgrundtiefen Abstands zwischen Worten und Taten» bei der Bekämpfung der Klimakrise wenden sich über 1200 Gesundheitsfachleute an Gesundheitsminister Alain Berset und den Gesamtbundesrat.

Der Brief ist am Montagnachmittag in Bern an Berset übergeben worden. Erstunterzeichner ist Blaise Genton, Chefarzt für Allgemeinmedizin der Universität Lausanne.

Trägheit und ungenügende Massnahmen

Angesichts «der Trägheit und des Mangels an konkreten Massnahmen, die bisher auf Ebene aller föderalen Dienststellen ergriffen wurden», verlangen die Gesundheitsfachleute ein rasches Handeln.

So soll der Bundesrat die Forderungen des Präsidiums Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) so schnell wie möglich umsetzen. Der Bundesrat soll öffentlich einen nationalen Gesundheits-, Klima und Umweltnotstand ausrufen. Es müssten Massnahmen ergriffen werden, um das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

Der Bundesrat soll den Gesundheits-, Klima- und Umweltnotstand ausrufen, fordern die Gesundheitsfachleute.
Der Bundesrat soll den Gesundheits-, Klima- und Umweltnotstand ausrufen, fordern die Gesundheitsfachleute.
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT/Symbolbild

Weiter sollen «Bürgerversammlungen» einberufen werden, um über die «wirksamsten, relevantesten und nachhaltigsten Massnahmen zu entscheiden». Schliesslich soll sich der Gesundheitsminister mit anderen Abteilungen koordinieren, um alle Bereiche der Gesellschaft zu «dekarbonisieren».

Der Begriff Dekarbonisierung bedeutet die Umstellung der Energiewirtschaft auf einen niedrigeren CO2-Ausstoss. Ziel ist eine kohlenstofffreie Wirtschaft.

Coronavirus als Vorbote neuer Katastrophen

Als Angehörige der Gesundheitsberufe seien die Unterzeichnenden tagtäglich mit den Folgen der Klimakrise konfrontiert, steht in dem Brief. So gebe es etwa wegen verschmutzter Luft immer mehr Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Todesfälle, verursacht durch Hitzewellen.



Die Covid-19-Pandemie sei «ein Vorbot neuer Gesundheitskatastrophen», warnen die Fachleute. Die konkreten Massnahmen der Schweiz gegen den Klimawandel würden «dem Ernst und der Dringlichkeit der Lage nicht gerecht».

SDA