Russen erobern Awdijiwka Die letzten Nachrichten der zurückgelassenen Ukrainer

zis

20.2.2024

Ein ukrainischer Soldat wenige Tage vor dem Fall von Awdijiwka. 
Ein ukrainischer Soldat wenige Tage vor dem Fall von Awdijiwka. 
Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Hunderte Verwundete liessen die ukrainischen Truppen beim Abzug aus der gefallenen Stadt Awdijiwka zurück. Nun zeigt der Nachrichtensender CNN in einem Bericht die Verzweiflung der Zurückgebliebenen auf.

zis

20.2.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vergangene Woche fiel die ukrainische Stadt Awdijiwka nach langen Gefechten unter russische Kontrolle.
  • Ein CNN-Bericht zeigt nun, wie hastig der Abzug der ukrainischen Armee ablief.
  • Offenbar wurden Hunderte Verwundete zurückgelassen.

Monatelang kämpften Russen und Ukrainer um die Frontstadt Awdijiwka. Vergangene Woche nahm die russische Armee die Stadt endgültig ein, die ukrainischen Truppen zogen sich nach erbitterten Kämpfen zurück. 

Der Rückzug erfolgte laut einem CNN-Bericht ungeordnet, hastig – und ohne Rücksicht auf die eigenen Leute. «Lass die 300 Verwundeten zurück», soll einer der Soldaten als Befehl erhalten haben. «Verbrenn alles.» 

Einer der Soldaten beschreibt dem amerikanischen Newssender die Bedingungen vor Ort: «Es ging nur ums Überleben. Auf der Strasse liegen überall Körper der Ukrainer.» Via Funk habe er dann den Befehl erhalten, die Verwundeten nicht zu evakuieren. «Ihre Verzweiflung werde ich nie vergessen. Die Mutigsten sind die, die sterben», so der Soldat.

Sie warteten auf Rettung, die nie kam

Die ukrainische Armee versuchte nach dem Rückzug noch, mit den Russen über einen Austausch der Gefangenen und Zurückgelassenen zu verhandeln. Laut Medienberichten sollen die Soldaten von den russischen Truppen erschossen worden sein, unabhängig bestätigt ist das bislang nicht.

Laut CNN warteten die ukrainischen Soldaten in der Stadt eineinhalb Tage lang auf Rettung, die aber nie kam. «Alle haben sich zurückgezogen, alle sind weg. Sie haben uns gesagt, es würden Autos kommen und uns abholen», soll der ukrainische Soldat Ivan Zhytnyk seiner Schwester am Telefon gesagt haben. «Als Ivan mich anrief, hatte er wahnsinnige Schmerzen», erzählt seine Schwester. «Sie hatten ihm alles gegeben, was sie noch hatten, aber die Medikamente und Lebensmittel gingen ihnen aus.»

Video zeigt Ausmass des Massakers

Am Donnerstag hatten Zhytnyk und seine Schwester das letzte Mal Kontakt. «Er sagte mir, dass seine Vorgesetzten mit den Russen über seine Freilassung verhandeln würden.» Andrii Dubnytskyi, einer seiner Armeekameraden, soll laut CNN noch seine Ehefrau angerufen und mit ihr gescherzt haben. «Seine letzte Nachricht war, dass er wohl gefangen genommen werden würde», berichtet die Ehefrau.

Am Donnerstagmittag brach der Kontakt zu den verbleibenden ukrainischen Soldaten in Awdijiwka ab. Wenig später tauchte ein Video im Internet auf, das von den russischen Truppen veröffentlicht wurde. Dieses zeigt zahlreiche Leichen von ukrainischen Soldaten in Awdijiwka – mutmasslich erschossen.

Unter den Toten befanden sich auch Ivan Zhytnyk und Andrii Dubnytskyi.

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In Awdijiwka haben russische Truppen nach eigenen Angaben den Rest der seit Monaten umkämpften Stadt im Osten der Ukraine eingenommen. Der weitläufige Komplex der Koks- und Chemiefabrik sei unter vollständiger Kontrolle, berichteten russische Nachrichtenagenturen am 19. Februar.

19.02.2024