Nukleare Eskalation befürchtet Die USA verhindern wagemutige Angriffe auf Moskau

Von Andreas Fischer

25.4.2023

Generalmajor Kyrylo Budanov (links), Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, wollte in grossem Stil Ziele in Russland angreifen – bis die USA intervenierten.
Generalmajor Kyrylo Budanov (links), Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, wollte in grossem Stil Ziele in Russland angreifen – bis die USA intervenierten.
AP

Der ukrainische Militärgeheimdienst wollte Russland offenbar tief im Landesinneren angreifen. Doch die USA hielten Kiew davon ab. Dennoch gibt es offenbar weitere Pläne, um das Kriegsgebiet auszuweiten.

Von Andreas Fischer

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  • Der ukrainische Militärgeheimdienst wollte im Februar offenbar mehrere Ziele in Russland attackieren.
  • Die USA verhinderten die Angriffe, um Kreml-Chef Putin keinen Vorwand für eine weitere Eskalation des Krieges zu liefern.
  • Kiew will den Krieg trotzdem auch auf Gebiete ausserhalb der Ukraine ausweiten.

Je näher der erste Jahrestag des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine rückte, umso wagemutiger wurden die Pläne: Offenbar wollte der Chef des Kiewer Militärgeheimdienstes HUR im Februar 2024 Russland tief im Landesinneren angreifen.

Generalmajor Kyrylo Budanov soll sogar Angriffe auf Moskau geplant haben, berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf geheime Dokumente des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA).

Demnach habe Budnaov einen seiner Offiziere angewiesen, «sich auf Massenangriffe am 24. Februar vorzubereiten: mit allem, was der HUR zur Verfügung hat». Die Ukrainer schmiedeten darauf unter anderem Pläne, die russische Hafenstadt Noworossijsk im Schwarzen Meer mit Sprengstoff anzugreifen.

Washington pfeift Kiew zurück

Doch daraus wurde nichts. Der Grund: Die USA haben die Angriffe am 22. Februar, also zwei Tage vor dem Jahrestag des Kriegsbeginns, quasi untersagt. Dies geht laut «Washington Post» aus einem geheimen CIA-Dossier hervor, das im Zuge des Pentagon-Lecks an die Öffentlichkeit gelangt war. Die Ukraine, so steht es darin, habe auf Bitten Washingtons zugestimmt, die Angriffe zu verschieben.

Dass die USA über die Pläne des als sehr ambitioniert und angriffslustig geltenden HUR-Chefs Kyrylo Budanov bestens informiert waren, lag an dessen Überwachung. US-Geheimdienste hören im Ukraine-Krieg auch Verbündete ab. Offenbar befürchtete Washington drastische Vergeltungsmassnahmen des Kremls bis hin zu taktischen Nuklearschlägen, wären die Angriffe durchgeführt worden.

Angst vor nuklearer Rache

In den USA will man unbedingt vermeiden, Wladimir Putin einen Vorwand zu liefern, den Krieg weiter zu eskalieren: etwa, wenn Angriffe auf russisches Staatsgebiet mit US-Waffen durchgeführt würden. Zudem, schreibt die «Washington Post», fürchtet man ein Eingreifen Chinas in den Konflikt, das die Nato dann leicht als Aggressor klassifizieren und Putin mit Waffenlieferungen unterstützen könnte.

Drohnenangriffe – wie sie im Dezember 2022 auf zwei russische Militärflugplätze durchgeführt wurden – hat die Ukraine dann auch mit eigenem Material ausgeführt. Für Budanov sind solche Angriffe das geeignete Mittel, um «Illusionen der Sicherheit zu erschüttern», wie der Geheimdienstler der «Washington Post» bereits im Januar sagte. «Wir haben Leute, die [in Russland] Sprengstoff platzieren, wir haben Drohnen. Bis die territoriale Integrität der Ukraine wiederhergestellt ist, wird es Probleme innerhalb Russlands geben.»

Dass Washingtons Appelle an die Ukraine nur bedingt fruchten, zeigten im März unter anderem versuchte Drohnenangriffe auf Moskau. Kiew jedenfalls zeigt sich entschlossen, den Krieg auch ausserhalb der Ukraine zu führen. Nicht nur in Russland, sondern auch durch Attacken auf Wagner-Söldner in Syrien und Mali. Auch dafür gab es gemäss «Washington Post» Pläne.

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