Draghis Regierung am Abgrund – Italiens Politik geschockt nach Votum
SDA
21.7.2022 - 04:55
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi will nach seinem verpassten Ziel beim Vertrauensvotum im Senat am Donnerstag in der Abgeordnetenkammer erscheinen.
Keystone-SDA
21.07.2022, 04:55
SDA
Die grössere der beiden Parlamentskammern kündigte die Debatte über die Rede des Regierungschefs für Donnerstag 9.00 Uhr an. Draghis Regierung steht vor dem Aus, und ein Rücktritt des 74-Jährigen gilt als wahrscheinlich. Diesen müsste er bei Staatschef Sergio Mattarella einreichen. Wann und ob Draghi am Donnerstag zu dem 80 Jahre alten Staatsoberhaupt kommt, war demnach noch nicht klar.
Draghi gewann zwar am Mittwoch das Vertrauensvotum im Senat, jedoch nicht mit der von ihm erwünschten breiten Mehrheit, denn die drei Regierungsparteien Lega, Forza Italia und die Fünf-Sterne-Bewegung stimmten nicht mit ab. Wie üblich bei Parlamentsentscheidungen, muss nun auch die Abgeordnetenkammer votieren.
Auslöser der Regierungskrise war das ausgebliebene Vertrauen der Fünf-Sterne-Bewegung für das Kabinett des parteilosen Ex-Chefs der Europäischen Zentralbank. Bei einer Abstimmung vor einer Woche hatte die mitregierende Mitte-Links-Partei Draghi wegen Uneinigkeiten über ein Hilfspaket und den darin enthaltenen Bau einer Müllverbrennungsanlage in Rom das Vertrauen verweigert und damit die Regierungskrise eskalieren lassen. Draghi reichte daraufhin bei Staatschef Mattarella seinen Rücktritt ein. Dieser lehnte Draghis Gesuch aber ab und bestellte ihn stattdessen für diesen Mittwoch zu einer Aussprache in den Senat.
Am Mittwoch gewann er zwar im Senat das erwartete Vertrauensvotum mit 95-Ja zu 38-Nein-Stimmen. Durch die Enthaltungen war Draghis Wunsch von der Unterstützung einer breiten Parlamentsmehrheit aber dahin.
Italiens Politik zeigte sich nach dem verpassten Ziel bei der Vertrauensabstimmung schockiert, entrüstet, aber mitunter auch erfreut. «Es gab keine Bedingungen mehr, unter denen wir in einer loyalen Zusammenarbeit weitermachen hätten können», sagte der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Giuseppe Conte, noch am Mittwoch.
«Die Regierung Draghis zu Fall zu bringen bedeutet, gegen Italien und die Interessen der Italiener zu sein», erklärte der Chef der mitregierenden Sozialdemokraten, Enrico Letta. «Von morgen an wird nichts mehr so sein wie davor», sagte Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi von der Splitterpartei Italia Viva. Aussenminister Luigi Di Maio (Insieme per il futuro) befand, man habe die Zukunft der Italiener verzockt. «Die Folgen dieser tragischen Wahl werden in die Geschichte eingehen.»
Lega-Chef Matteo Salvini machte die Mitte-Links-Parteien der Regierung für Draghis Fall verantwortlich: «Draghi und Italien sind zu Opfern des seit Tagen andauernden Wahnsinns der Fünf Sterne und den Machtspielchen der PD geworden.» Erfreut zeigte sich die Chefin der rechtsextremen Fratelli d'Italia, Giorgia Meloni. «Wenn alles gut geht, dann wird binnen zwei Monaten gewählt werden können, wir sind bereit», sagte die Politikerin der in Umfragen aktuell vorne liegenden Partei in Rom.
Nimmt Präsident Mattarella ein mögliches weiteres Rücktrittsgesuch Draghis diesmal an, könnte er danach jemanden suchen, der eine neue Regierungsmehrheit bildet, oder die beiden Kammern auflösen, was eine vorgezogene Wahl nach sich ziehen würde. Sollte es zu eine Neuwahl kommen, wäre diese wohl entweder Ende September oder Anfang Oktober. Bis eine Regierung steht, könnten dann noch weitere Wochen vergehen.
Italien wäre in der Zwischenzeit politisch kaum handlungsfähig, obwohl es eigentlich wichtige Reformen umsetzen muss, um sich milliardenschwere EU-Hilfsgelder zu sichern. Auch auf das Ansehen und die Stabilität des hoch verschuldeten Mittelmeerlandes könnte ein Wahlkampf negative Folgen haben, wenn etwa Investoren wegen der Unsicherheiten abgeschreckt werden. Im Moment könnte es nach Umfragen für eine Mitte-Rechts-Regierung mit den EU-abgeneigten Fratelli d'Italia reichen. Für Brüssel wäre das ein schlechtes Zeichen.
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
12.12.2024
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung am 20. Januar in Washington eingeladen. Das berichtete der US-Sender CBS News am Mittwoch unter Berufung auf mehrere Insider. Xi wurde offenbar schon Anfang November eingeladen, kurz nach den Präsidentschaftswahlen am 5. November. Es sei aber nicht klar, ob Xi die Einladung auch angenommen habe, hiess es weiter.
12.12.2024
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam
Laut Angaben des Pentagons konnte ein Erfolg bei der Entwicklung der US-Verteidigungsfähigkeit gefeiert werden. Wie das Militär am Dienstag mitteilte, war es der Missile Defense Agency bei einem Test vor der im westlichen Pazifik gelegene Insel Guam gelungen, erstmals eine luftgestützte Mittelstreckenrakete abzufangen. Das US-amerikanische Aussengebiet Guam ist ein strategischer und militärischer Aussenposten, der näher an China als an Hawaii liegt. Guam spielt eine wichtige Rolle in der Region, unter anderem auch bei der Abschreckung potenzieller Gegner. Der erfolgreiche Test des US-Militärs unterstreicht das Bemühen des Pentagons, Guams Verteidigung auch gegen eine wachsende Bedrohung durch Raketenbeschuss zu stärken.
12.12.2024
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam