Lage in Venezuela verschärft sich Druck auf Maduro – jetzt bläst Guaidó zum Sturm auf Caracas

DPA

10.3.2019

Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó will im seit Wochen andauernden Machtkampf mit dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro eine Entscheidung erzwingen. Er kündigte einen grossen Marsch auf die Hauptstadt Caracas an.

Seit Wochen beharken sich der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó und der noch immer fest im Sattel sitzende Staatschef Nicolás Maduro. Jetzt will der junge Oppositionsführer wieder Bewegung in die Sache bringen: Regierungsgegner aus dem ganzen Land sollen in die Hauptstadt kommen.

«Es kommen harte Tage auf uns zu. Das Regime wird versuchen, uns zu spalten», sagte er bei einer Kundgebung in der venezolanischen Hauptstadt. «In diesem Kampf ist es fundamental, dass wir weiter auf die Strasse gehen.»
Guaidó sagte, in den kommenden Tage wolle er mit oppositionellen Abgeordneten durch das Land ziehen und in der Provinz die Menschen für einen Marsch auf Caracas gewinnen.

Guaidó – im Ausland anerkannt, zu Hause ohne Machtbasis

«Die Eroberung der Räume wird friedlich, verfassungsgemäss und geordnet sein», schrieb er auf Twitter. Allerdings machte er auch deutlich, dass die Zeit für den «falschen Dialog» abgelaufen sein. In den vergangenen Jahren hatten Regierung und Opposition mehrfach versucht, die Krise mit Gesprächen beizulegen. Die Verhandlungen verliefen aber stets im Sande.

Guaidó hatte sich bereits am 23. Januar selbst zum Interimspräsidenten erklärt und damit den in einer umstrittenen Abstimmung wiedergewählten Staatschef Maduro offen herausgefordert. Zwar erkennen zahlreiche Länder Guaidó mittlerweile als rechtmässigen Übergangspräsidenten an, allerdings konnte er auch wegen der Treue des Militärs zu Maduro in Venezuela selbst noch keine echte Machtposition aufbauen.



«Wir befinden uns in schwierigen Zeiten»

Der wochenlange Machtkampf lähmt das Land, zuletzt wurde der Krisenstaat zudem von einem massiven Stromausfall lahmgelegt. Teile des Landes waren seit Donnerstagabend von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Médicos por la Salud (Mediziner für die Gesundheit) starben während des Stromausfalls in den Krankenhäusern des Landes mindestens 17 Patienten. Guaidó hatte zuvor sogar von mindestens 79 Todesopfern gesprochen.

Die Regierung machte einen von den USA geplanten Cyberangriff auf die Energieversorgung des Landes für den Stromausfall verantwortlich. Ausserdem seien die Elektrizitätswerke von Regierungsgegnern infiltriert worden. «Wir befinden uns in schwierigen Zeiten», sagte Staatschef Maduro am Samstag. «Aber wir haben in den vergangenen Jahren bereits grosse Herausforderungen gemeistert, mit revolutionärem Mut werden wir auch diese schaffen.»

Juan Guaidó, selbst ernannter Interimspräsident, will die Massen zu  einem Marsch auf Caracas bewegen.
Juan Guaidó, selbst ernannter Interimspräsident, will die Massen zu  einem Marsch auf Caracas bewegen.
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Finsternis, Elend, Hunger müssen aufhören

Seine Anhänger marschierten durch die Innenstadt zum Präsidentenpalast Miraflores. «Wir sind ein Volk, das Widerstand leistet. Deshalb werden wir die Schwierigkeiten hinter uns lassen», sagte Aussenminister Jorge Arreaza auf der Kundgebung. Der Präsident der regierungstreuen Verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, beschwor den Zusammenhalt zwischen der Bevölkerung und den Streitkräften. «Diese Einheit wird jeden Tag stärker», sagte er.

Guaidó sicherte sich bereits internationale Unterstützung, hat Zugang zu Auslandskonten und versucht immer wieder, das Militär auf seine Seite zu ziehen. Doch die Machtfrage wird letztlich auf den Strassen von Caracas entschieden. Um Maduro in die Knie zu zwingen, muss er den Druck erhöhen.
Der Ärger vieler Venezolaner über die Stromausfälle könnte ihm dabei in die Karten spielen. «Damit die Finsternis, der Hunger und das Elend enden, muss die unrechtmässige Machtübernahme aufhören», sagte er bei der Kundgebung.

Der Machtkampf in Venezuela

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