Polizei jagt Chérif Chekatt Druck wächst bei der Suche nach dem Strassburger Attentäter

dpa

13.12.2018

Französische Polizisten bereiten sich auf einen Einsatz in einem Stadtteil von Strassburg vor.
Französische Polizisten bereiten sich auf einen Einsatz in einem Stadtteil von Strassburg vor.
Bild: Jean-Francois Badias/AP

Die Polizei fahndet unter Hochdruck nach dem Angreifer auf den Strassburger Weihnachtsmarkt, der nach Deutschland geflohen sein könnte. Doch auch einen Tag nach dem Attentat in Strassburg fehlt von dem mutmasslichen Täter jede Spur.

Wo steckt Chérif Chekatt? Die deutschen und französischen Behörden suchen mit einem Fahndungsaufruf nach dem mutmasslichen Attentäter. «Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen», warnen sie. Können sie ihn bald fassen?

Bei der Grossfahndung nach dem Strassburger Attentäter wächst die Nervosität in Frankreich und Deutschland. «Das Beste wäre auf jeden Fall, ihn so schnell wie möglich zu fassen und dieser Jagd ein Ende zu setzen», sagte der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux dem Sender C News.

Die Bundespolizei fahndete im deutsch-französischen Grenzgebiet, auch Spezialkräfte waren im Einsatz.

Inzwischen drei Todesopfer

Die Zahl der Todesopfer stieg nach dem Terroranschlag von zwei auf drei. Ein viertes Opfer sei hirntot, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Von dem polizeibekannten mutmasslichen Attentäter Chérif Chekatt fehlte am Donnerstag weiter jede Spur.

Die französische Polizei war mit 700 Polizisten im Einsatz, um Chekatt zu fassen. Ausserdem hatte die Regierung die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz verstärkt – die Armeeangehörigen der Operation Sentinelle (Wache) sollen die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten im Land gewährleisten.

Grenzstädte im Fokus

Die Bundespolizei kontrollierte insbesondere in der deutschen Grenzstadt Kehl, aber auch im Hinterland, wie eine Sprecherin der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur sagte. Überwacht würden Fahrzeuge, der Personenverkehr über eine Fussgängerbrücke über den Rhein sowie Züge und Strassenbahnen.

Französische Polizisten kontrollieren ein Auto an der deutsch-französischen Grenze.
Französische Polizisten kontrollieren ein Auto an der deutsch-französischen Grenze.
Bild: Christophe Ena

Der Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Strassburger Innenstadt eröffnet. Zeugen haben ihn nach Angaben des Chefermittlers Rémy Heitz «Allahu Akbar» («Gott ist groß» auf Arabisch) rufen hören. Anschliessend war er auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden und schliesslich spurlos verschwunden. Unklar war, ob er sich noch in der Elsass-Metropole nahe der deutschen Grenze aufhält.

Die französische Polizei veröffentlichte am Mittwochabend ein Fahndungsfoto des radikalisierten Gefährders Chekatt samt Täterbeschreibung. Auch süddeutsche Bundespolizei-Stationen, das Bundeskriminalamt und die Schweizer Bundespolizei verbreiteten auf Twitter den Aufruf der Police Nationale. Die Polizei sucht Zeugen.

Chekatt ist hochgefährlich

In dem Aufruf heisst es: «Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen.» Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter gross, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn. Der mehrfach vorbestrafte mutmassliche Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Strassburger mit nordafrikanischen Wurzeln sass wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.

Auch die deutschen Behörden haben sich in die Ermittlungen gegen Chekatt eingeschaltet. Die Bundesanwaltschaft leitete ein Verfahren gegen den Angreifer wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung ein, sagte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag.

Die Bundesanwaltschaft habe die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falles aufgenommen. Ein weiterer Grund sei, dass von dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt sechs Deutsche traumatisiert seien, wenn auch nicht körperlich verletzt. Die Federführung der Ermittlungen liege weiterhin bei den französischen Behörden.

RBB-Inforadio berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Chekatt sei unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen worden. Er habe den Anruf jedoch nicht angenommen. Unklar sei, wer ihn angerufen habe und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach, wie der Sender weiter berichtete.

Macron spricht sein Beileid aus

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Opfern und Familien am Donnerstag in Brüssel erneut die Solidarität der gesamten Nation ausgesprochen. «Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde – eine französische Stadt, unsere Bürger – sondern es war genauso eine grosse europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde.»

Macron war nach Brüssel zum Gipfeltreffen der 28 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder gereist. Auch dort wurde der Opfer gedacht. «Zuerst eine Schweigeminute zu Ehren der Opfer der Strassburg-Anschläge», schrieb der Sprecher von EU-Ratspräsident Donald Tusk am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter.

Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Aussenministerium in Bangkok bestätigte. Nach französischen Medienberichten wurde ausserdem ein Franzose getötet, der gerade vor einem Restaurant auf seine Familie wartete. Unter den Opfern ist ausserdem ein Strassburger mit afghanischen Wurzeln. Die Moschee Eyyûb Sultan de Strasbourg bestätigte der dpa, dass er in den kommenden Tagen beerdigt werde.

Ein viertes Opfer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft hirntot. Das bedeutet, dass die Funktionen des Gehirns unwiederbringlich ausgefallen sind. Die Atmung und der Herzschlag können künstlich aufrecht erhalten werden.

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