LiteraturEin literarischer Spiegel der Debatte ums Verhüllungsverbot
fa, sda
25.2.2021 - 07:00
Mit der Erzählung «Die Hülle» hat Sandra Künzi ein Stück Literatur geschrieben, das die hitzige Debatte um das Verhüllungsverbot in der Schweiz in bester Manier spiegelt.
Nur: Soll sich Literatur überhaupt in die Politik einmischen? Dazu hat die Berner Autorin eine klare Haltung. «Es ist nicht ausschliesslich, aber auch die Aufgabe der Literatur, zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung zu beziehen», sagt Sandra Künzi gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Literatur produziert ein Narrativ, und darin steckt der Begriff Narr, was auf Narrenfreiheit hinausläuft.» Diese wiederum ermögliche über Humor eine positive Form der Distanz.
Künzi beweist mit «Die Hülle» einen witzigen, hintersinnigen, streckenweise auch bösen Humor. Eine namenlose Ich-Erzählerin stösst auf einer gemeinsamen Wanderung mit ihrer Freundin Charlotte mit maskierten Fasnächtlern zusammen. Offen bleibt, ob in der Innerschweiz oder im Lötschental; urchig geht jedenfalls es zu.
Drei Arten der Verhüllung
Charlotte verhilft ihr dann zu einem ersten Engagement, als Werbemaskottchen im Osterhasenkostüm. Und es folgt ein weiteres: Sie schlüpft in die Rolle einer Burkaträgerin und tritt in einer Talkshow auf, ohne selber auch nur die leiseste Ahnung vom Islam zu haben. Doch ihr Auftritt stösst auf ungemeines Interesse, da echte Burka- oder Niqabträgerinnen ganz offensichtlich rar sind. Fortan wird sie von Talkshow zu Talkshow gereicht – bis in einer Zeitung ein Interview mit ihr erscheint, geschrieben von ihrem Lover Klaus. Doch dieses Interview hat sie nie gegeben. Ein Schelm, wer hier nicht an den betrügerischen Schwindel des Spiegel-Reporters Claas Relotius denkt.
Zudem wartet die Autorin Künzi mit der Pointe auf, dass ihre Ich-Erzählerin ausgerechnet Schauspielerin ist. «Es hat mir gefallen, ein Schau-Spiel mit dem Verhüllen zu treiben», erklärt sie und verweist auf die drei Arten der Verhüllung in ihrem Buch, die sie provokativ nebeneinander stellt. In einer Schlüsselstelle von «Die Hülle» lässt sie ihre Erzählerin denken: «Keine Maske, mit der man die Sau rauslassen konnte. Keine Osterhasen, die einem das Leben versüssen. Keine Burkas, um sich zu verstecken.»
Burkas, um sich zu verstecken? Ist das nicht gar harmlos? «Darum geht es ja gerade: Die Schauspielerin versteckt sich in der Burka und macht dieses Stück Stoff zur Hülle. Sie weiss nichts und will gar nichts wissen über die Frauen, die wirklich darin stecken.» Künzi parallelisiert ihre Schauspielerin mit den meisten Schweizerinnen und Schweizern, die am 7. März über das Verhüllungsverbot abstimmen: «Wer kennt schon eine echte Burkaträgerin? Wer hat sich ernsthaft mit den vielen Facetten des Islam auseinandergesetzt?»
Keine Anweisung zur Abstimmung
Aber – und darauf zielt die Erzählung «Die Hülle» ab – die Talkshow-Burkaträgerin wie auch Klaus alias Claas Relotius sind erfolgreich, weil sie «lediglich die Erwartungen ihres Publikums erfüllen, nur die Versionen einer Geschichte erzählen, die ihr Gegenüber hören will.» Und weiter sagt Künzi über die hitzigen Debatten um diese Abstimmungsvorlage: «Es geht nicht um die Burka. Es geht um unseren Umgang mit dem Fremden. Es geht um unsere Projektionen in diese Hülle.»
Dabei erliegt die Autorin in ihrer Erzählung nicht der Versuchung, ihren Leserinnen auch gleich noch zu sagen, wie sie abstimmen sollen. «Literarisch ist das nicht interessant», sagt Künzi.
Der schmale Band enthält die rund 70-seitige Erzählung und ein letztes Kapitel, das mit «Demokratie» überschrieben ist. Darin verweist Künzi darauf, dass ihre Erzählung «auf den Diskussionen rund um die Volksinitiative 'Ja zum Verhüllungsverbot'» basiert; zudem sind der Initiativtext wie der Gegenvorschlag im Wortlaut abgedruckt. Und der Leserin, dem Leser stellt sich das Problem, wie sie mit dem Spiegel umgehen sollen, den ihnen die Närrin in dieser Erzählung vorhält.
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ist zu einem neuen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Russlands Ziel sei es, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen.
«Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen»
12.12.2024
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur Teilnahme an seiner Amtseinführung am 20. Januar in Washington eingeladen. Das berichtete der US-Sender CBS News am Mittwoch unter Berufung auf mehrere Insider. Xi wurde offenbar schon Anfang November eingeladen, kurz nach den Präsidentschaftswahlen am 5. November. Es sei aber nicht klar, ob Xi die Einladung auch angenommen habe, hiess es weiter.
12.12.2024
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam
Laut Angaben des Pentagons konnte ein Erfolg bei der Entwicklung der US-Verteidigungsfähigkeit gefeiert werden. Wie das Militär am Dienstag mitteilte, war es der Missile Defense Agency bei einem Test vor der im westlichen Pazifik gelegene Insel Guam gelungen, erstmals eine luftgestützte Mittelstreckenrakete abzufangen. Das US-amerikanische Aussengebiet Guam ist ein strategischer und militärischer Aussenposten, der näher an China als an Hawaii liegt. Guam spielt eine wichtige Rolle in der Region, unter anderem auch bei der Abschreckung potenzieller Gegner. Der erfolgreiche Test des US-Militärs unterstreicht das Bemühen des Pentagons, Guams Verteidigung auch gegen eine wachsende Bedrohung durch Raketenbeschuss zu stärken.
12.12.2024
Deutsche Ministerin will in Kiew Winterhilfe übergeben
Medienberichte: Trump hat Xi zur Amtseinführung eingeladen
USA: Erfolgreicher Test zum Abfangen ballistischer Raketen vor Guam