Radioaktive StoffeAb jetzt fliesst das Fukushima-Kühlwasser ins Meer
DPA, smi
24.8.2023 - 07:03
Fischer und Nachbarstaaten haben vergeblich protestiert: Gut zwölf Jahre nach dem Super-Gau beginnt Japans Regierung mit der Einleitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer.
DPA, smi
24.08.2023, 07:03
24.08.2023, 07:17
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Verantwortlichen des Kernkraftwerks Fukushima haben begonnen, radioaktives Kühlwasser ins Meer zu leiten.
Seit das AKW an der japanischen Küste 2011 einen GAU mit Kernschmelze erlebt hat, muss es gekühlt werden.
Weil alle zur Verfügung stehenden Tanks voll sind, haben die Verantwortlichen eine Leitung ins Meer bauen lassen, über die mit Meerwasser verdünntest radioaktives Kühlwasser abgelassen wird.
Fischer und die chinesische Regierung haben gegen die Einleitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer protestiert. Sie sehen darin eine Gefahr für die Umwelt.
Japan hat mit der umstrittenen Einleitung gefilterten und verdünnten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer begonnen. Das gab der Betreiberkonzern Tepco heute bekannt. Ungeachtet grosser Sorgen unter Fischern und Nachbarstaaten wie China leitete Tepco den ersten Schub an aufbereitetem Wasser in einen hierfür in den Pazifik gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ein.
Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 Tanks gelagert wird – inzwischen sind es über 1,3 Millionen Tonnen.
Doch nun geht der Platz für die Tanks laut Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch könnten Lecks entstehen. Die Verklappung der riesigen Wassermengen wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen. Vor der Einleitung in den Pazifik wird das belastete Kühlwasser zwar aufbereitet, das Filtersystem kann das radioaktive Isotop Tritium aber nicht herausfiltern.
Tepco verdünnt das Wasser daher so weit mit Meerwasser, dass die Tritiumkonzentration auf 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was dem Betreiber zufolge weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspricht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte der Verklappung zugestimmt und erklärt, Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien «vernachlässigbar».
Fischer meiden Fanggründe
Japans Fischereibehörde will über die nächsten vier Wochen hinweg jeden Tag Meeresfrüchte auf radioaktives Tritium hin untersuchen. Die Testergebnisse sollen innerhalb von zwei Tagen veröffentlicht werden. Die Proben werden an zwei Stellen in einem Gebiet mit einem Radius von zehn Kilometern um die Atomruine herum genommen. Japans Fischer meiden bereits freiwillig Fanggründe in dieser Entfernung zur Atomanlage. Sie lehnten die Verklappung des Kühlwassers im Ozean bis zuletzt ab.
Seit dem Gau 2011 versuchen die Fischer, sich von den Geschäftseinbussen durch das Desaster zu erholen. Nun befürchten sie, dass der Ruf ihrer Meeresprodukte erneut beschädigt wird. Auch Umweltschützer und Nachbarstaaten wie China übten Kritik und forderten Japan vergeblich auf, das Wasser nicht ins Meer zu leiten. Fachleute verweisen indes darauf, dass die Ableitung belasteten Kühlwassers aus Atomkraftwerken weltweit Routine ist. Kritiker halten dagegen, dass es sich im Falle Fukushimas um kein normal funktionierendes AKW handele, sondern um zerstörte Reaktoren als Zeugnis der schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986.
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