Eltern verstecken Kinder So bereitet sich eine ukrainische Stadt auf Putins Einmarsch vor

tcar

23.8.2024

Anwohner räumen nach einem russischen Bombardement eines Wohnviertels in Pokrowsk  Glasscherben von ihren Balkonen. 
Anwohner räumen nach einem russischen Bombardement eines Wohnviertels in Pokrowsk Glasscherben von ihren Balkonen. 
Bild: sda

In der ostukrainischen Stadt Pokrowsk, einem strategisch wichtigen Ort, verstecken Eltern ihre Kinder vor den örtlichen Behörden. Sie wollen einer Zwangsevakuierung entgehen.

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  • Eltern verstecken in der ukrainischen Stadt Pokrowsk ihre Kinder vor den örtlichen Behörden, um einer Zwangsevakuierung zu entgehen.
  • Die Bewohner sollen die Stadt zügig verlassen, weil der russische Vormarsch schnell vorankommt.
  • Bewohnern, die die Gegend von Pokrowsk verlassen, wird Zuflucht in der Westukraine angeboten.

Angesichts eines schnellen Vorrückens russischer Truppen in der Ostukraine sind schon viele Zivilisten aus der Stadt Pokrowsk geflohen, nachdem die Behörden die Evakuierung angeordnet hatten. Menschen aller Altersklassen, viele mit Kindern auf den Armen, bestiegen Züge und Busse, um die Gegend zu verlassen.

Die gesamte Gemeinde umfasst die Stadt Pokrowsk, die nahe gelegene Stadt Myrnohrad und 39 umliegende Dörfer. In der ukrainischen Region Donezk werden Kinder mit ihren Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten aus bestimmten Bezirken, darunter Pokrowsk, zwangsevakuiert.

Einige Eltern verstecken jedoch immer wieder ihre Kinder vor den örtlichen Behörden, um einer Zwangsevakuierung zu entgehen, schreibt CNN. Jurij Tretiak, des Leiters der Militärverwaltung in Myrnohrad, erklärt dazu: «Wir haben Fälle, in denen Eltern ihre Kinder verstecken. Wir werden ein Treffen mit der Polizei abhalten, um zu besprechen, wie wir mit solchen Leuten zusammenarbeiten werden, wie wir nach solchen Eltern suchen werden, die ihre Kinder verstecken und falsche Angaben machen, dass die Kinder schon lange weg sind».

Die Verwaltung plant jetzt sogar Hausbesuche, da der Vormarsch der russischen Truppen so schnell vorankommt, dass Familien die Gegend unbedingt verlassen müssten. Für eine sichere Evakuierung blieben nur noch zwei Wochen, sagten Behördenvertreter in einem Interview des Senders Radio Liberty. Es wurde gewarnt, dass sich die Russen nur noch etwa zehn Kilometer vom Stadtrand entfernt befänden. Der Druck auf die Bewohner nimmt immer mehr zu.

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Natalja Iwanjuk berichtet, der Lärm russischen Bombardements sei zu hören gewesen, als sie und ihre beiden jungen Töchter aus ihrem Haus im nahegelegenen Dorf Myrnohrad geflohen seien. «Es war schrecklich angsteinflössend», sagte Iwanjuk der Nachrichtenagentur AP. «Wir haben es kaum rausgeschafft.»

Evheniya, eine 65-jährige Köchin aus Pokrowsk, erzählte CNN, dass sie die Stadt nicht verlassen möchte, obwohl sie grosse Angst hat: «Nachts höre ich Explosionen und setze mich auf. Es ist so beängstigend, wenn man allein ist. Ich warte, bis es sich beruhigt, und gerade als ich mich wieder hinlege, geht es weiter.»

Wichtiger Logistikknotenpunkt

Pokrowsk ist nicht gross, eine Kleinstadt, die vor dem russischen Angriffskrieg etwa 60‘000 Einwohner hatte. Aber sie ist eine der Verteidigungshochburgen der Ukraine und ein wichtiger Logistikknotenpunkt in der Region Donezk. Eine Einnahme würde die Verteidigungsfähigkeit und die Versorgungswege der Ukraine stark gefährden.

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«Um uns herum gibt es viel Zerstörung, daher wird es immer angsteinflössender zu bleiben», sagte die 57-jährige Tetjana Myronenko, die aus Selydowe, etwa fünf Kilometer von der Front, kam. Gemeinsam mit ihrem Mann wartete sie in einem Zugwaggon in Pokrowsk auf die Fahrt mit Ziel Lwiw – Hunderte Kilometer weit weg im Westen der Ukraine.

Bewohnern, die die Gegend von Pokrowsk verlassen, wurde Zuflucht in der Westukraine angeboten, wo Unterkünfte für sie vorbereitet wurden. Dort wären Familien mit Kindern erst einmal in Sicherheit.