Die schon für 2019 angekündigte Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit lässt sich in der EU so schnell nicht umsetzen. Denn die Abschaffung bringt Risiken und Nebenwirkungen.
"Frühestens 2021 ist es soweit, dass die Zeitumstellung beendet wird", sagte Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer am Montag als Vorsitzender der EU-Länder. Andernfalls drohe ein "Zeit-Flickenteppich" in Europa.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte Mitte September vorgeschlagen, 2019 die Uhr zum letzten Mal umzustellen. Hintergrund war eine Online-Umfrage: Mehr als 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer plädierten für ein Ende der Zeitumstellung, darunter jedoch drei Millionen aus Deutschland.
Schwierige Koordinierung
Nur: Die Pläne könnten grosse Nachteile bringen. Denn auf EU-Ebene wird nur entschieden, ob es den Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit noch geben soll.
Welche Zeit in den einzelnen Ländern gilt, ist indes nationale Angelegenheit. Die EU-Staaten sollen wählen können, ob sie dauerhaft Winter- oder Sommerzeit haben wollen. Probleme macht nun die Koordinierung zwischen den Ländern.
"Es wäre unsinnig, wenn Deutschland oder Ungarn und Italien und Österreich unterschiedliche Zeitsysteme hätten", sagte der österreichische Minister Hofer. Vielmehr müssten sich Nachbarstaaten auf ein Modell einigen. "Welches Modell das sein wird, Sommerzeit oder Winterzeit, das werden die Gespräche in den nächsten Monaten zeigen."
Zu lange dunkel – zu früh hell
Derzeit gibt es in Mitteleuropa eine grosse Zeitzone von Polen bis Spanien, zu der Deutschland, Frankreich, Italien und 14 weitere EU-Länder gehören. Sie soll zugunsten von Reisenden und Handel möglichst erhalten bleiben.
Doch käme für alle 17 Staaten die Sommerzeit, hiesse das für Spanien im Winter Dunkelheit bis kurz vor 10.00 Uhr morgens. Einigen sich alle auf Winterzeit, würde es in Warschau im Sommer jedoch schon um 03.00 Uhr früh hell.
Die Zeitumstellung zweimal im Jahr dämpft die Extreme. Vielleicht sei sie also nötig, um die grosse mitteleuropäische Zeitzone zu bewahren, geben Diplomaten zu bedenken.
Hofer verwahrte sich jedenfalls gegen den Vorwurf, dass Österreich als Ratsvorsitz eine Lösung verschleppe. Sein Land wäre für eine sehr rasche Abschaffung der Zeitumstellung gewesen, betonte der Minister. Doch andere Länder hätten damit Probleme gehabt.
Deshalb habe Österreich als Kompromiss die Verschiebung vorgeschlagen. "Hätten wir darauf bestanden, das sofort zu machen, wäre der Vorschlag gescheitert und die Zeitumstellung wäre nicht zu beenden gewesen", sagte der Verkehrsminister.
Schweiz ebenfalls betroffen
In den EU-Staaten und auch in der Schweiz werden seit 1996 am letzten Sonntag im März sowie am letzten Sonntag im Oktober die Uhren jeweils eine Stunde umgestellt. Können sich die EU-Staaten auf dauerhafte Sommer- oder Winterzeit dereinst einigen, wird spätestens dann auch die Schweiz sich überlegen müssen, was sie machen will.
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