Verhafteter Mafia-BossSo kamen die Ermittler Messina Denaro auf die Schliche
SDA / mmi
18.1.2023
Italiens meistgesuchter Mafioso festgenommen
Nach drei Jahrzehnten auf der Flucht ist Italiens meistgesuchter Mafia-Boss Matteo Messina Denaro verhaftet worden. Polizisten hätten den 60-Jährigen in einer Privatklinik der sizilianischen Hauptstadt Palermo festgenommen.
16.01.2023
Nach der Verhaftung des Mafia-Bosses Matteo Messina Denaro in einem Krankenhaus in Palermo haben die Ermittler auch dessen letztes Versteck gefunden.
SDA / mmi
18.01.2023, 15:28
SDA / mmi
Der jahrelang meistgesuchte Verbrecher Italiens hielt sich demnach zuletzt in einem Wohnhaus in der Kleinstadt Campobello di Mazara unweit seines sizilianischen Geburtsorts Castelvetrano auf.
In der Nacht auf Dienstag durchsuchten Carabinieri und Spezialkräfte das Appartement des 60-Jährigen. Wie italienische Medien übereinstimmend berichteten, stellten die Fahnder dabei Luxusgegenstände wie teure Kleidung oder Uhren sicher. Waffenseien in dem zweistöckigen Gebäude indes nicht gefunden worden.
Weitere Erkenntnisse über die sizilianische Mafia Cosa Nostra
Die Sicherheitsbehörden wollen mit den Durchsuchungen weitere Erkenntnisse über die Organisation der sizilianischen Cosa Nostra gewinnen. Vor allem gab es die Hoffnung, dass Messina Denaro in dem unscheinbaren Haus in einer Wohngegend das sogenannte Archiv von Salvatore «Totò» Riina aufbewahrt. Der Mafia-Pate war 1993 in Palermo verhaftet worden; aus dessen Wohnung aber konnten Komplizen – darunter laut Ermittlern und Kronzeugen Messina Denaro – noch vor dem Eintreffen der Polizei Dokumente und Aufzeichnungen wegschaffen.
Ob sich das Archiv oder Teile davon in dem Gebäude befinden, war am Dienstagmittag noch nicht bekannt. Die Durchsuchungen und polizeilichen Analysen dauerten noch an, die Strasse war abgesperrt.
Dreissig Jahre untergetaucht
Messina Denaro, der 30 Jahre lang untergetaucht war und sich der Verhaftung entziehen konnte, wurde am Montag in einer Privatklinik in Palermo festgenommen. Dort liess er sich schon seit rund einem Jahr immer wieder wegen einer Krebserkrankung behandeln.
Danach wurde er mit einem Militärflugzeug aus Sizilien ausgeflogen und in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Stadt L'Aquila in den Abruzzen gebracht, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Das Gefängnis rund eineinhalb Autostunden von Rom entfernt ist spezialisiert auf die Inhaftierung und Isolation von Schwerverbrechern der Mafia.
Viele Italiener und auch Spitzenpolitiker forderten indes, auch nach der Verhaftung des meistgesuchten Verbrechers des Mittelmeerlandes im Kampf gegen die Mafia nicht nachzulassen und vor allem die Unterstützernetzwerke auszuheben. Für Empörung sorgte, dass der Cosa-Nostra-Boss offenbar drei Jahrzehnte lang seine Heimatregion nicht verliess, die Polizei ihn aber dennoch nicht schnappte.
Andrea Bonafede – anstelle einer Operation führte er seinen Hund Gassi
Medienberichten zufolge sind die Ermittler Messina Denaro vor allem wegen seiner Tumorerkrankung auf die Schliche gekommen. Dass der Mafiaboss krebskrank ist, ermittelten die Fahnder anhand abgehörter Telefongespräche von Familienmitgliedern.
Daraufhin durchsuchten die Strafverfolger das nationale Register auf Patienten mit Leberkerebs und glichen die mit dem Alter und Herkunft von Messina Denaro ab. Die Daten zeigten, dass es sich beim Patienten mit dem Namen Andrea Bonafede in Tat und Wahrheit um den Mafiaboss handeln könnte.
Weitere Datenabgleiche ergaben, dass es sich um zwei Personen handeln muss, die den gleichen Namen haben: So führte der richtige Andrea Bonafede seinen Hund in Campobello aus, während das Alias Andrea Bonafede in Palermo operiert wurde.