Europa EU kauft Biontech-Impfstoff – Firma könnte noch 2020 liefern

SDA

11.11.2020 - 17:43

HANDOUT – Die beiden Wissenschaftler Ugur Sahin und Özlem Türeci forschen in ihrer selbstgegründeten Firma Biontech gemeinsam an einem Impfstoff gegen Corona. Foto: Biontech/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
HANDOUT – Die beiden Wissenschaftler Ugur Sahin und Özlem Türeci forschen in ihrer selbstgegründeten Firma Biontech gemeinsam an einem Impfstoff gegen Corona. Foto: Biontech/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
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Die EU-Staaten kaufen bis zu 300 Millionen Dosen des vielversprechenden Corona-Impfstoffs der Firmen Biontech und Pfizer. Die EU-Kommission billigte am Mittwoch formal den Rahmenvertrag.

Die beiden Firmen wollen noch dieses Jahr mit der Lieferung beginnen – vorausgesetzt, sie bekommen eine europäische Zulassung der Arzneimittelbehörde EMA.

Für Millionen Europäer ist dennoch weiter Geduld gefragt: «Selbst ein Impfstoff ist kein Patentrezept» zum sofortigen Stopp der Pandemie, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Auch nach einer Zulassung laufen Produktion, Lieferung und Abgabe an die insgesamt 450 Millionen Europäer nur in Etappen. Solange gelte: «Es ist extrem wichtig, uns selbst und diejenigen in unserer Nähe zu schützen», sagte Kyriakides. Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) erwartet, dass erst ab Sommer 2021 flächendeckend Impfstoff bereit steht, wie sie der «Augsburger Allgemeinen» sagte.

Der neue EU-Vertrag sieht den Kauf von 200 Millionen Impfstoffdosen von Biontech/Pfizer vor und die Option auf 100 Millionen weitere. Nach einer EU-Vereinbarung werden künftige Impfstoffe nach Bevölkerungszahl verteilt.

Die EU-Kommission hat schon mit drei weiteren Impfstoffherstellern ähnliche Rahmenverträge geschlossen – mit Johnson&Johnson (200 Millionen Dosen), Astrazeneca (300 Millionen Dosen) und Sanofi-GSK (300 Millionen Dosen). Auch sie haben aussichtsreiche Impfstoff-Kandidaten am Start. Biontech und Pfizer hatten am Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt. Die Zulassung kann bei der EMA beantragt werden, sobald ausreichende Testdaten vorliegen.

Biontech teilte am Mittwoch mit, die Lieferung könnte Ende dieses Jahres beginnen, sollte sich der klinische Erfolg bestätigen und die behördliche Genehmigung vorliegen. Die Impfstoffdosen für Europa sollen in Deutschland und Belgien hergestellt werden. Der EU-Vertrag sei der bisher grösste für Biontech und Pfizer, sagte Pfizer-Chef Albert Bourla.

Als Lehre aus der Corona-Krise schlug die EU-Kommission am Mittwoch auch eine ganze Reihe von Neuerungen vor, um die Gemeinschaft gegen künftige Gesundheitsnotfälle besser zu wappnen. So soll ein EU-weiter Pandemieplan aufgestellt werden, die EU-Gesundheitsbehörden ECDC und EMA sollen gestärkt werden. «Wir haben alle gesehen, dass wir zu wenig vorbereitet» waren, sagte Kyriakides. Gesundheitsgüter, Tests und Koordinierung hätten gefehlt. Die Bürger erwarteten von der EU eine aktivere Rolle.

Bisher hat Brüssel in Gesundheitsfragen kaum etwas zu sagen, das ist Sache der Mitgliedstaaten. «Das wird eine erhebliche Veränderung, damit wir kollektiv reagieren können», erklärte Kyriakides.

Erstmals soll es die Möglichkeit geben, einen EU-Gesundheitsnotstand auszurufen und so ein koordiniertes Vorgehen und zum Beispiel Kauf und Lagerung von wichtigen Gütern zu starten. Die EU-Staaten sollen verpflichtet werden, verlässliche und vergleichbare Daten zur Infektionslage zu liefern. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC soll sie bündeln und zudem künftig EU-Staaten Empfehlungen geben können. Sie soll auch eine sogenannte EU-Gesundheits-Task-Force entsenden können, um EU-Staaten vor Ort zu unterstützen.

Die Arzneimittelbehörde EMA soll den Auftrag bekommen, mögliche Lücken in der Arzneimittelversorgung aufzudecken und zu beheben. Die Vorschläge der Kommission sind in drei Gesetzgebungsvorhaben gebündelt, über die nun die EU-Staaten und das Europaparlament beraten müssen.

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