Diplomatische Krise Fall Skripal: Russland fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrates

DPA

5.4.2018

Die Fronten zwischen Grossbritannien und Russland nach dem Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Skripal und seine Tochter bleiben verhärtet. Nun hat Moskau eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert.

Russland hat eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zum Fall des Giftanschlags auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter in England beantragt.

Dem Antrag von Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja zufolge soll die Sitzung bereits heute in New York stattfinden. Sofern es zu dem Treffen kommt, ist eine direkte Konfrontation Nebensjas mit Grossbritanniens UN-Botschafterin Karen Pierce wahrscheinlich.

Schon am Mittwoch waren die unversöhnlichen Positionen der beiden Länder bei der ersten direkten Konfrontation seit dem Vorfall deutlich geworden. Die Sondersitzung des Exekutivrats der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag endete mit heftigen gegenseitigen Vorwürfen. London beharrte darauf, dass Moskau hinter der Attacke stecke. Die britische Regierung bezeichnete den russischen Vorschlag, gemeinsam zu ermitteln, als «pervers».

Russland wies dagegen die Vorhaltungen Grossbritanniens erneut als haltlos zurück. Das Land habe längst alle Bestände seiner C-Waffen vernichtet. Zuvor hatte Russland die Vorwürfe Grossbritanniens bereits als inszeniert bezeichnet. Es handele sich um eine «groteske Provokation, grob fabriziert von den britischen und amerikanischen Geheimdiensten», sagte der Chef des russischen Auslandsgeheimdienst SWR, Sergej Naryschkin, in Moskau. Die EU-Staaten wiesen die Vorhaltungen Russlands dagegen als total inakzeptabel zurück.

Ein Vorschlag Moskaus zu einer unabhängigen Untersuchung mit Beteiligung Russlands wurde bei der OPCW-Sitzung mehrheitlich abgelehnt, wie der russische Vertreter bei der Organisation, Alexander Schulgin, mitteilte. Russland hatte das Ansinnen gemeinsam mit China und dem Iran vorgebracht.

Schwere diplomatische Krise

Die OPCW erwartet in der kommenden Woche die Ergebnisse der Laboruntersuchungen. Sie werde den Bericht dann an Grossbritannien übergeben, teilte die Organisation bei der Sondersitzung ihres Exekutivrates mit, die Russland beantragt hatte. OPCW-Experten hatten Proben im britischen Salisbury entnommen sowie auch Blutproben der Opfer bekommen. Diese werden in internationalen Labors analysiert.

Der frühere russische Doppelagent Skripal war am 4. März gemeinsam mit seiner Tochter Julia im südenglischen Salisbury vergiftet worden. Der 66-Jährige befindet sich in einem kritischen Zustand, seiner 33 Jahre alten Tochter geht es besser. Nach Erkenntnissen britischer Forscher wurde bei dem Attentat das Nervengift Nowitschok verwendet, das einst in der Sowjetunion entwickelt wurde.

Der Streit zwischen Moskau und London hat eine schwere diplomatische Krise ausgelöst. Rund 25 westliche Staaten und die Nato wiesen als Reaktion auf den Anschlag etwa 150 russische Diplomaten aus. Moskau verwies im Gegenzug genauso viele westliche Diplomaten des Landes.

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