TürkeiFehde zwischen Mafiaboss und Innenminister eskaliert
SDA
17.5.2021
Dass ein flüchtiger Mafiaboss türkischen Regierungspolitikern Kontakte zum organisierten Verbrechen unterstellt, geht dem Innenminister zu weit: Er ergreift juristische Schritte.
SDA
17.05.2021, 19:57
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Eine Fehde zwischen einem Mafiaboss und dem türkischen Innenminister beschäftigt nun die Justiz in der Türkei. Der Anwalt von Innenminister Süleyman Soylu habe Strafanzeige gegen den «Chef einer kriminellen Organisation» wegen Beleidigung und Diffamierung eingereicht, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.
Der flüchtige Mafiaboss Sedat Peker hatte in den vergangenen Wochen immer wieder Videos veröffentlicht, in denen er unter anderem dem Innenminister und anderen Regierungspolitikern etwa Verbindungen zur organisierten Kriminalität unterstellt.
Soylu etwa habe ihm Bescheid gegeben, als Ermittlungen gegen ihn aufgenommen wurden, bevor er aus der Türkei floh. Er habe ihm auch eine sichere Rückkehr versprochen, behauptete Peker in einem Video. In der Strafanzeige weist der Anwalt Soylus die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück und nannte sie «erfunden».
Erdogan noch nie erwähnt
Den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan spart Peker bei seiner Kritik bisher aber aus. In einem Video rühmt er sich stattdessen damit, er haben einen ehemaligen AKP-Abgeordneten wegen angeblich respektloser Äusserungen über Erdogans Frau verprügeln lassen.
Regierungskritischen Akademikern, die ein Ende des Kurden-Konfliktes gefordet hatten, drohte er mit der martialischen Aussage, in ihrem Blut baden zu wollen. Gegen Peker wird in der Türkei ermittelt. Er wird ausserdem von Interpol gesucht.
Soylu hatte auf die Vorwürfe via Twitter reagiert und Peker unter anderem als «Mafia-Dreckskerl» bezeichnet. Soylu steht für einen streng nationalistischen Kurs und gilt als Politiker, der grossen Rückhalt in der regierenden islamisch-konservativen AKP geniesst.
Peker war in der Vergangenheit unter anderem wegen der Gründung einer kriminellen Vereinigung und Dokumentenfälschung zu 14 Jahren Haft verurteilt worden, wurde aber 2014 frühzeitig entlassen.