Coronavirus – Schule Fernunterricht erreichte nicht alle Schüler

SDA

15.5.2020 - 09:17

Mit dem Fernunterricht während der Corona-Krise sind nicht alle Schülerinnen und Schüler erreicht worden. Das zeigt eine Erhebung in der Schweiz, Deutschland und Österreich. (Themenbild)
Mit dem Fernunterricht während der Corona-Krise sind nicht alle Schülerinnen und Schüler erreicht worden. Das zeigt eine Erhebung in der Schweiz, Deutschland und Österreich. (Themenbild)
Source: KEYSTONE/TI-PRESS/SAMUEL GOLAY

In der Corona-Krise haben etliche Schüler digital nicht erreicht werden können. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des «Schul-Barometers», die vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug veröffentlicht worden ist.

Das Schul-Barometer umfasst die Schweiz, Deutschland und Österreich. Befragt wurden mehr als 7'000 Personen aus dem Schulbetrieb – darunter 655 Schulleiter – aus den drei Ländern. Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten gab an, quasi alle Schülerinnen und Schüler erreicht zu haben.

E-Mail, Handy, Online-Plattformen

14 Prozent der Schul-Mitarbeiter sagten, dass immerhin zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht über das Internet erreichbar gewesen seien. Zwölf Prozent meinten, dass 15 bis 20 Prozent digital nicht kontaktierbar waren.

14 Prozent erklärten, dass 25 bis 50 Prozent digital nicht angesprochen werden konnten. Bei acht Prozent der Befragten war die Erreichbarkeit besonders schlecht. Hier konnte zu 50 und 100 Prozent kein digitaler Kommunikationsweg zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut werden.

Bei den Kommunikationsmedien setzen die Schulen vor allem noch auf E-Mails (66 Prozent), gefolgt vom Mobiltelefon (Anruf oder Nachricht), Website der Schule und Online-Plattformen wie Moodle.

Deutschland schneidet bei der technischen Ausstattung der Schule am schlechtesten ab. 56 Prozent der Befragten aus der Bundesrepublik glauben nicht, dass die technischen Kapazitäten an der Schule für webbasierte Lehr- und Lernformate ausreicht. Nur 24 Prozent meinen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind. In den beiden Alpenstaaten liegt der Anteil deutlich höher (Österreich 54 Prozent, Schweiz 57 Prozent).

Höhere Werte für Schweiz und Österreich

Die Unterschiede zwischen den drei Ländern sieht man auch bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts, also etwa beim Ausmass an Stunden digitalen Unterrichts oder bei der Nutzung von Online-Lernplattformen. Diese Werte liegen in Österreich und in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland.

So liegt der Anteil an Mitarbeitenden der Schule, die angeben, keine einzige Stunde pro Woche digitale Präsenzzeiten mit den Schülerinnen und Schülern vereinbart zu haben, in Deutschland bei genau 50 Prozent. In Österreich und der Schweiz ist dieser Anteil deutlich niedriger: 30 und 33 Prozent.

Im «Schul-Barometer» berichten nur 36 Prozent der befragten Schulmitarbeiter in Deutschland, dass sie ihre Schülerinnen und Schüler über Online-Lern- und Arbeits-Plattformen erreichen. In Österreich liegt dieser Wert deutlich höher bei 63 Prozent und in der Schweiz bei 57 Prozent.

Die schlechtere technische Ausstattung und die Zurückhaltung vieler Lehrer in Deutschland wirkte sich auf die Beteiligung der Schüler aus: Ihr Lernengagement zu Hause sowie die Unterstützung der Eltern wird von Mitarbeitenden der Schule in Deutschland deutlich geringer wahrgenommen als in den Nachbarländern.

So berichten in Deutschland 34 Prozent der Schulmitarbeiter, dass die Kinder und Jugendlichen zu Hause aktiv an ihren Aufgaben arbeiten; in Österreich und der Schweiz tun dies dagegen 70 Prozent respektive 61 Prozent.

«Grosse Chance»

Instituts- und Studienleiter Stephan Huber sagte, die Schulschliessungen hätten alle Akteure im Bildungs- und Schulkontext vor eine sehr grosse Herausforderung gestellt. «Die aktuelle Situation ist aber auch eine grosse Chance. Die Digitalisierung hat aufgrund der vorliegenden Notwendigkeit einen enormen Aufschwung erlebt.»

Lernen mit und durch Technologie sowie über Technologie sei nun das Thema, sagte Huber. Digitalisierung könne mehr Differenzierung und Individualisierung ermöglichen, um den unterschiedlichen Lernständen der Schüler gerecht zu werden.

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