Nicht nur die Eisenbahner streikten auch am Freitag. Im Bild der Bahnhof Montparnasse in Paris.
Trotz massiver Proteste will Premierminister Édouard Philippe Pläne zur Rentenreform am nächsten Mittwoch vorstellen. (Archivbild)
Franzosen sollen länger arbeiten
Nicht nur die Eisenbahner streikten auch am Freitag. Im Bild der Bahnhof Montparnasse in Paris.
Trotz massiver Proteste will Premierminister Édouard Philippe Pläne zur Rentenreform am nächsten Mittwoch vorstellen. (Archivbild)
Der Protest gegen die Rentenreform in Frankreich dauert an: Auch am Freitag wurde gestreikt und es kam im ganzen Land im Nah- und Fernverkehr erneut zu massiven Behinderungen.
Auch am Wochenende soll es wieder erhebliche Störungen bei der Bahn geben. Während die Gewerkschaften die nächste Massendemonstration planen und zu neuen branchenübergreifenden Streiks aufrufen, verteidigt die Regierung ihre Reformpläne.
Am Donnerstag waren in ganz Frankreich bei einem der grössten Proteste seit Jahren Hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen die Rentenpläne von Präsident Emmanuel Macron und der Regierung zu demonstrieren. Der öffentliche Verkehr war fast komplett lahmgelegt – auch am Freitag rollte fast kein Zug.
Mit der Rentenreform will die Mitte-Regierung Privilegien für bestimmte Berufsgruppen wie die Eisenbahner beim Rentenalter auf längere Sicht beenden. Neben der normalen Rentenversicherung gibt es in Frankreich 42 Einzelsysteme, die Sonderregelungen mit sich bringen. Ausserdem will die Regierung Anreize geben, länger zu arbeiten.
Die Behinderungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr dauern an. «An diesem Wochenende haben wir mehr oder weniger die gleichen Störungen wie an den vergangenen Tagen», sagte die Sprecherin der französischen Staatsbahn SNCF, Agnès Ogier. Das bedeute, 10 bis 15 Prozent des normalen Verkehrs. Auch die Metros der des Pariser Verkehrsbetriebe RATP werden mindestens bis Montag bestreikt.
Zweiter grosser Protesttag am Dienstag
Die Gewerkschaften bereiten unterdessen eine weitere Grossdemonstration für kommenden Dienstag vor – vom Invalidendom zum Platz Denfert-Rochereau im Süden der französischen Hauptstadt. Der zweite grosse Protesttag wäre eine Gelegenheit für noch mehr Arbeiter, sich der Bewegung anzuschliessen, sagte Catherine Perret von der Gewerkschaft CGT.
Bernadette Groison von der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes FSU betonte, dass es sich nicht um eine Mobilisierung für nur wenige Tage handle. Auch Polizeigewerkschaften forderten ihre Anhänger auf, die Proteste fortzusetzen.
Franzosen sollen länger arbeiten
Unterdessen machte die Regierung deutlich, dass sie an ihren Reformplänen festhalten will. Premierminister Édouard Philippe verteidigte die Einführung eines einheitlichen Systems, das Privilegien für bestimmte Berufsgruppen beenden soll. Er betonte ausserdem, dass die Franzosen länger arbeiten müssten.
«Die sehr grosse Vielfalt der Systeme, der 42 derzeitigen Systeme, kann nicht fortgesetzt werden», betonte er. Der Premier kündigte eine schrittweise Umsetzung an, die ohne Brutalität erfolgen solle. Die genauen Pläne sollen am kommenden Mittwoch vorgestellt werden.
Eisenbahner im Streik
Am Freitag streikten bei der SNCF knapp ein Drittel der Mitarbeiter. So hätten gut 87 Prozent der Lokführer und 80 Prozent der Schaffner die Arbeit niedergelegt, teilte das Unternehmen mit. Ein Grossteil der Metro- und Tramlinien in Paris wurde nicht bedient, lediglich auf den zwei vollautomatisch betriebenen Linien gab es keine Einschränkungen.
In den Ölraffinerien im Westen des Landes entspannte sich die Lage Berichten zufolge allmählich. Sie waren im Zuge der Proteste ebenfalls blockiert worden. In den Regionen gab es zwischenzeitlich Befürchtungen, dass das Benzin knapp wird.
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