Oslo/Genf
Die Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), die mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, will nun die weltweite Bewegung für ein Verbot von Atomwaffen stärken. Nun werde Druck gemacht auf Staaten, die den Atom-Verbotsvertrag nicht unterzeichnen wollen.
ICAN-Geschäftsführerin Beatrice Fihn zeigte sich am Freitag vor den Medien in Genf überzeugt, dass der im Juli von einer Mehrheit der UNO-Staaten beschlossene Vertrag gegen Atomwaffen auch auf die bisher ablehnenden Staaten wirken werde. Auch bei Abkommen gegen biologische und chemische Waffen sowie gegen Anti-Personenminen habe es sich so verhalten.
Atomwaffen brächten nicht mehr Sicherheit. Es genüge, Leute in Japan, der koreanischen Halbinsel oder in den USA dazu zu befragen, sagte sie unter Andeutung auf die Atombombenabwürfe auf Japan sowie auf diverse oberirdischen Tests und auch Drohungen mit atomaren Erstschlägen aus Nordkorea.
Der Preis müsse als Botschaft an die Atommächte verstanden werden, schneller an der Vernichtung ihrer Waffen zu arbeiten. Das Preisgeld in der Höhe von umgerechnet etwas mehr als einer Million Franken entspricht in etwa einem ICAN-Jahresbudget.
Zurückhaltende Reaktionen
Eine der Atommächte, Russland, reagierte zurückhaltend auf den Entscheid des norwegischen Nobelkomitees. Moskau respektiere die Entscheidung des Nobelkomitees, sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Russland sei ein "verantwortungsbewusstes Mitglied im 'Atom-Klub'", sagte er der Nachrichtenagentur Tass zufolge.
Präsident Wladimir Putin habe mehrfach betont, wie wichtig ein atomares Gleichgewicht für die internationale Sicherheit sei. Das norwegische Nobelkomitee hatte zuvor erklärt, die ICAN erhalte die Auszeichnung für "ihre Arbeit, Aufmerksamkeit auf die katastrophalen humanitären Konsequenzen von Atomwaffen zu lenken".
Die Regierung Deutschlands, welches zu den zahlreichen Ländern gehört, die das Abkommen nicht unterzeichnet hatten, verteidigte am Freitag ihre Haltung. Zwar sei man sich mit ICAN im Ziel einer atomwaffenfreien Welt einig, sagte eine Regierungssprecherin.
Solange es Staaten gebe, die Atomwaffen als militärisches Mittel ansehen würden und Europa davon bedroht sei, bestehe aber die Notwendigkeit einer nuklearen Abschreckung fort.
Die vermutlich neun Atommächte sowie fast alle NATO-Staaten - darunter Deutschland - hatten die Verhandlungen über den Vertrag boykottiert. Die Schweiz hatte im September nicht zu den Unterzeichnerstaaten gehört, begründete dies aber damit, dass die Evaluierung des Vertragstextes mehrere Monate in Anspruch nehmen würde.
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