Alexandria Ocasio-Cortez Republikaner beleidigt Demokratin übel – doch die schlägt zurück

AP(/phi

24.7.2020

Alexandria Ocasio-Cortez whert sich gegen sexistische Beleidigungen.
Alexandria Ocasio-Cortez whert sich gegen sexistische Beleidigungen.
Bild: Keystone

Ein Republikaner soll die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez auf den Stufen des Kapitols wüst beschimpft haben. Die Abgeordnete lässt sich das nicht bieten – und wird von anderen Frauen unterstützt.

Eine mutmassliche sexistische Schimpftirade eines Republikaners über die prominente US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez alias AOC hat im Kongress zu einem besonderen Moment der Abrechnung geführt: Etliche Demokratinnen beklagten am Donnerstag eine sexistische Kultur der Duldung von «Gewalt und gewalttätiger Sprache gegenüber Frauen», an der auch Präsident Donald Trump beteiligt sei.

Was ihr widerfahren sei, sei kein Einzelfall, erklärte Ocasio-Cortez im Plenum. «Es ist kulturell.» Es gebe eine allgemeine Machtstruktur. Am Montag wurde ein Reporter der Zeitung «The Hill» nach eigenen Angaben Zeuge, wie der Abgeordnete Ted Yoho seiner demokratischen Kollegin Ocasio-Cortez vor dem Kapitol eine Standpauke hielt. Es ging um ihre Aussagen, wonach die zunehmende Kriminalität in der Coronavirus-Pandemie sich auf die steigende Arbeitslosigkeit und Armut zurückführen lasse.

Ocasio-Cortez beschrieb die Konfrontation mit Yoho am Donnerstag im Repräsentantenhaus. Er habe ihr seinen Finger ins Gesicht gehalten und sie widerlich, verrückt und gefährlich genannt. Vor Reportern habe er sie dann eine «verdammte Schlampe» («fucking bitch») genannt, zitierte die Abgeordnete aus einer Schilderung von «The Hill». Sie selbst sei nicht mehr da gewesen, als das Schimpfwort gefallen sei. Yoho gab sich später zerknirscht und verwies unter anderem darauf, dass er Frau und Töchter habe. AOC entgegnete, dass diese Worte genau das Problem seien.

Beleidigungen von Männern nicht hinnehmen

«Eine Tochter zu haben, macht einen Mann nicht anständig. Eine Frau zu haben, macht einen Mann nicht anständig. Menschen mit Würde und Respekt zu behandeln, macht einen Mann anständig», sagte sie. Ein anständiger Mann entschuldige sich «nicht, um sein Gewicht zu wahren» oder eine Wahl zu gewinnen. «Er entschuldigt sich wahrhaftig, um den Schaden, den er angerichtet hat, zu reparieren und anzuerkennen, sodass wir alle weitergehen können.»

Der Republikaner Ted Yoho.
Der Republikaner Ted Yoho.
Bikld: Keystone

Sie sei «dankbar», dass ihr Vater nicht mehr am Leben sei, um Yohos Umgang mit ihr zu erleben. Doch habe ihre Mutter das mitbekommen. «Und ich bin hier, weil ich meinen Eltern zeigen muss, dass ich ihre Tochter bin, und dass sie mich nicht erzogen haben, Beleidigungen von Männern hinzunehmen.» Männer belästigten Tag für Tag Frauen und hätten dabei ein Gefühl, straflos damit durchkommen zu können, ergänzte Ocasio-Cortez.

Dazu gehörten «Personen, die das höchste Amt in diesem Land innehaben und zugeben, Frauen wehzutun». Damit meinte sie offenbar die im Wahlkampf 2016 aufgetauchte Videoaufnahme aus dem Jahr 2005, in der sich Trump damit brüstet, sich nach Belieben Frauen sexuell gefügig machen zu können.

Schützenhilfe von Nancy Pelosi

Mehr als zwölf Demokratinnen standen ebenfalls auf und berichteten, dass sexistisches Gehabe von Männern allzu gewöhnlich sei. «Ich persönlich habe ein ganzes Leben lang Beleidigungen, Rassismus und Sexismus erlebt», sagte die Abgeordnete Barbara Lee. «Und glauben Sie mir, das hörte nicht auf, als ich in ein öffentliches Amt gewählt wurde.»

Auch die Frontfrau der Demokraten, Nancy Pelosi, schaltete sich auf einer Pressekonferenz ein. Sexismus sei eine Haltung, die sich in der Gesellschaft verfestigt habe. «Ich kann Ihnen aus erster Hand sagen, dass sie mich seit mindestens 20 Jahren meiner Führungsrolle beschimpft haben», sagte Pelosi über die Republikaner. In einer Debatte über Reproduktionsmedizin hätten deren Abgeordnete etwa über sie als fünffache Mutter gesagt: «Im Plenum des Repräsentantenhauses meint Nancy Pelosi, dass sie mehr darüber weiss, Babys zu bekommen, als der Papst.»

Nancy Pelosi gibt am 23. Juli in Washington eine Pressekonferenz.
Nancy Pelosi gibt am 23. Juli in Washington eine Pressekonferenz.
Bild: Keystone

Zum Thema Sexismus äusserte sich von republikanischer Seite niemand. Ein Sprecher Yohos entgegnete per E-Mail, dass der kritisierte Abgeordnete «niemanden belästigt, gemobbt oder attackiert» habe. Es habe sich nur um eine kurze politische Diskussion mit Ocasio-Cortez gehandelt. Sie habe nicht das Recht, Dinge aufzublähen, über seine Familie zu sprechen oder eine Darstellung abzugeben, die sich so nicht zugetragen hat, um politisch daraus Profit zu schlagen. «Der Fakt bleibt, dass ich mich nicht für etwas entschuldigen werde, das ich nicht gesagt habe», liess Yoho mitteilen.

Im Repräsentantenhaus stehen 88 weibliche Abgeordnete der Demokraten 13 Frauen bei den Republikanern gegenüber. «Wir gehen nicht weg», erklärte die Demokratin Pramila Jayapal aus Washington. «Frauen im ganzen Land werden noch mehr Macht in ihren Händen halten.»

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