Strassen von San Francisco leergefegtObdachlose müssen Xi und Biden weichen
tafi
15.11.2023
Es geht um viel: Die Themen beim Krisentreffen von Biden und Xi
US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping kommen am Mittwoch in Kalifornien zu ihrem ersten persönlichen Austausch seit einem Jahr zusammen, um die Beziehungen beider Länder zu stabilisieren.
15.11.2023
Kurz vor dem Biden-Xi-Gipfel sind in San Francisco plötzlich keine Obdachlosen mehr zu sehen und die Stadt funkelt verdächtig. Über eine Putzaktion, die Problematisches unter den Teppich kehrt.
tafi
15.11.2023, 23:55
tafi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
San Francisco sah zuletzt ziemlich heruntergekommen aus: viele Odbachlose, viele Drogensüchtige, viel Kriminalität.
Weil in der kalifornischen Metropole ein internationaler Wirtschaftsgipfel mitsamt Treffen von Joe Biden und Xi Jinping tagt, wurde die Stadt herausgeputzt.
Keine Obdachlosencamps, keine offene Drogenszene, keine Müllberge auf den Strassen: Das zuletzt stark verlotterte San Francisco hat sich herausgeputzt. Oder besser: Die Stadt wurde oberflächlich durchgekehrt und «Drogensüchtige und Obdachlose, die San Franciscos Innenstadt plagen, verschwinden auf wundersame Weise vor dem Gipfel zwischen Biden und Xi Jinping», wie es die «New York Post» ausdrückt.
Der Grund für den Herbstputz: In der kalifornischen Metropole findet der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) statt, in dessen Rahmen sich auch US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen – zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr statt.
Opioid hat die Stadt im Griff
Für dieses herausragende Ereignis wollte San Francisco unbedingt strahlen: Es ist das bedeutsamste internationale Ereignis in der Stadt, seitdem dort 1945 die UNO-Charta unterzeichnet wurde. Also wurde in den letzten Tagen eine grosse Säuberungsaktion durchgeführt: Trottoirs wurden gewaschen, Strassen gereinigt und Graffiti entfernt. Und: Menschen ohne Unterkunft wurden in Innenräume gebracht.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newson gibt unumwunden zu: «Ich weiss, dass die Leute sagen: ‹Oh, die räumen hier nur auf, weil all diese chicen Staatsmänner in die Stadt kommen», räumte Newson Anfang der Woche vor Medien ein. «Das ist wahr, weil es wahr ist.»
Viele US-Medien haben die Putztage verwundert zur Kenntnis genommen und ausführlich darüber berichtet. San Francisco leidet seit Jahren unter einer Überdosis Fentanyl, das Opioid hat die Stadt fest im Griff. Der ehemalige Sehnsuchtsort kämpft mit Drogenkonsum unter freiem Himmel, mit aufsehenerregenden Diebstählen im Einzelhandel und nicht zuletzt einem Obdachlosennotstand. Eine Zählung im vergangenen Jahr ergab, dass 7754 Menschen in San Francisco obdachlos waren.
Vorne schön rausgeputzt
Von diesen Problemen soll beim Apec-Gipfel und dem Treffen von Joe Biden und Xi Jinping, geht es nach Bürgermeisterin London Breed, nichts zu sehen sein. Die bis zu 20'000 internationale Gäste sollen statt Kriminalität und Obdachlosigkeit, die in den Berichten über San Francisco zu sehen sind, die Erinnerung an eine sichere und lebendige Stadt mitnehmen.
San Francisco habe natürlich Probleme, räumte sie in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP ein: «Aber wir erwarten Tausende von Pressevertretern aus der ganzen Welt.» Ihnen wolle man die Möglichkeit geben, San Francisco zu erleben – und zwar sauber.
Wie die «New York Post» erfahren haben will, wurden die Obdachlosen in andere Teile der Stadt gebracht – weit weg von den Blicken der internationalen Gäste. Für Anwohner und Geschäftsinhaber in den Downtown-Bezirken sei aber klar, dass diese Versuche der Stadtverwaltung, Obdachlose und Drogenabhängige zeitweise zu «hüten», nur ein oberflächliches «Pflaster» seien. Das ernste Problem bleibt bestehen und die Stadt weiterhin von Überdosen geplagt.