International G20 kämpft gegen Corona und Klimawandel – Trump spielt Golf

SDA

22.11.2020 - 05:17

Charles Michel, Präsident des Europäischen Rats (unten), nimmt am virtuellen G20-Gipfel unter Vorsitz Saudi-Arabiens teil. Foto: Yves Herman/Pool Reuters/AP/dpa
Charles Michel, Präsident des Europäischen Rats (unten), nimmt am virtuellen G20-Gipfel unter Vorsitz Saudi-Arabiens teil. Foto: Yves Herman/Pool Reuters/AP/dpa
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Mit Beratungen über den Klimawandel setzen die Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsmächte am Sonntag ihren G20-Gipfel fort.

Zum Abschluss der zweitägigen Videokonferenz soll anschliessend eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden, in deren Mittelpunkt der Kampf gegen die Corona-Pandemie stehen wird. Erwartet wird ein Bekenntnis zu einer gerechten weltweiten Verteilung von Impfstoffen. Ausserdem dürfte sich die G20 eine gemeinsame Ankurbelung der Weltwirtschaft zum Ziel setzen und ärmeren Ländern weitere Schuldenerleichterungen in Aussicht stellen.

Beim Thema Klimawandel dürfte die Gruppe, die 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft vereint, dagegen wie in den letzten Jahren wohl kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Der Grund dafür war und ist der Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser UN-Klimaabkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen. Alle anderen G20-Staaten stehen zu der Vereinbarung.

Für Trump ist der Gipfel voraussichtlich der letzte Auftritt auf der grossen internationalen Bühne. Am ersten Tag zeigte er trotzdem nur sehr begrenztes Interesse an der Konferenz. Die Videoschalte lief noch keine zwei Stunden, da verliess der abgewählte, aber noch amtierende US-Präsident das Weisse Haus, um zu seinem Golfclub im nahen Bundesstaat Virginia zu fahren. Fotos zeigten Trump wenig später in einem roten Blouson und einer weissen Kappe beim Golfen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur liess Trump sich zeitweise von Finanzminister Steven Mnuchin und seinem Wirtschaftsberater Larry Kudlow vertreten. Das gab es zwar auch schon häufiger bei früheren G20-Gipfeln, aber dann eher, um parallel zu den Sitzungen bilaterale Gespräche zu führen.

Auf Twitter wiederholte Trump während des Gipfels seine Wahlbetrugsvorwürfe, für die er bislang keine stichhaltigen Beweise vorgelegt und mit denen er bereits mehrere Prozesse verloren hat. Erst Stunden nach der ersten Arbeitssitzung ging er in einer Kurznachricht auf die eigentliche Konferenz ein und beschwerte sich darüber, dass die Medien in ihrer Corona-Berichterstattung den Fokus zu stark auf die USA legen würden. Das Land hat mit mehr als 255 000 Corona-Toten allerdings auch so viele wie kein anderes zu beklagen – mit Abstand. «Wir werden schnell heilen, besonders mit unseren Impfstoffen!», schrieb Trump.

Die bald anstehende Verteilung der Impfstoffe ist ein Hauptthema des Gipfels. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warb für die Unterstützung der internationalen Impfstoff-Initiative Covax und eine Stärkung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). «Wenn wir weltweit zusammenstehen, können wir das Virus und seine Folgen beherrschen und überwinden», sagte sie. «Dafür lohnt sich auch mehr Anstrengung.» Merkels Äusserungen konnten auch als Spitze gegen Trump verstanden werden, der eine protektionistische Politik des «Amerika zuerst» vertritt und internationalen Organisationen ablehnend gegenüber steht.

Die Kanzlerin rief die G20-Partner ausdrücklich zur finanziellen Unterstützung der Covax-Initiative auf. Um die Corona-Pandemie einzudämmen, müsse der Zugang zur Impfung für jedes Land möglich und bezahlbar sein. «Dazu reichen die bisher zugesagten Mittel noch nicht aus», sagte Merkel. Ziel der Initiative sei es, bis Ende kommenden Jahres zwei Milliarden Impfdosen zu verteilen.

Es gibt Warnungen, dass die ärmeren Ländern nicht genug Impfstoffe bekommen könnten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte, es müsse vermieden werden, «dass nur Reiche Zugang haben». Über die Verteilung dürfe nicht die Kaufkraft der Länder entscheiden.

Merkel zufolge sind bislang fünf Milliarden US-Dollar (rund 4,2 Mrd Euro) für Covax zusammengekommen. Deutschland beteilige sich daran mit über einer halben Milliarde Euro. Bis Ende 2021 werden für die Initiative insgesamt elf Milliarden US-Dollar benötigt. An ihr beteiligen sich 150 Länder, darunter auch China, aber nicht die USA.

Russlands Präsident Wladimir Putin bot der internationalen Gemeinschaft einen breiten Zugang zu dem in Russland entwickelten Impfstoff «Sputnik-V» an. Zu dem Impfstoff wurden bislang aber nur sehr begrenzte Daten bekanntgegeben, was international auf Kritik stiess. Sein Land unterstütze die Entscheidung des G20-Gipfels, die Impfstoffe für die gesamte Bevölkerung des Planeten zugänglich zu machen, sagte der 68-Jährige.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping will im Kampf gegen die Pandemie die Kooperation mit anderen Ländern bei der Forschung, Entwicklung, Produktion und Verteilung von Impfstoffen verstärken. China wolle Entwicklungsländer unterstützen, indem Impfstoffe als «öffentliches Gut» zugänglich und erschwinglich werden.

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