Fall Khashoggi Gedenkfeier für Khashoggi am Tatort

SDA

2.10.2019 - 17:47

An der Gedenkfeier für den ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi am Tatort in Istanbul nahmen unter anderem seine türkische Verlobte Hatice Cengiz (mit orangem Kopftuch) und «Washington Post»-Besitzer Jeff Bezos (ganz links) teil.
An der Gedenkfeier für den ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi am Tatort in Istanbul nahmen unter anderem seine türkische Verlobte Hatice Cengiz (mit orangem Kopftuch) und «Washington Post»-Besitzer Jeff Bezos (ganz links) teil.
Source: KEYSTONE/EPA/TOLGA BOZOGLU

Am Jahrestag der Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi sind nahe dem Konsulat seines Landes in Istanbul Aktivisten und Journalisten für eine Gedenkfeier zusammengekommen. Am 2. Oktober 2018 war das Haus zum Tatort geworden.

Ein saudisches Sonderkommando hatte Khashoggi auf dem Weg zu einem Termin abgefangen, getötet und seine Leiche zerstückelt. Die Feier begann mit einer Schweigeminute um 13.14 Uhr – um die Zeit, zu der Khashoggi vor einem Jahr das Konsulat betreten hatte, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen.

Unter den Teilnehmern an der Gedenkfeier im Stadtviertel Besiktas waren Khashoggis türkische Verlobte Hatice Cengiz, die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman und überraschend auch Jeff Bezos, der Besitzer der «Washington Post», für die Khashoggi schrieb.

Auch die Uno-Sonderberichterstatterin für aussergerichtliche, standrechtliche oder willkürliche Hinrichtungen, Agnès Callamard, nahm an der Feier teil. Callamard hatte im Juni dem Uno-Menschenrechtsrat einen Bericht über den Mord vorgelegt und Saudi-Arabien vorgeworfen, Khashoggi vorsätzlich getötet zu haben.

«Niemand darf mit Mord davonkommen»

In einer kurzen Rede sagte Callamard am Mittwoch, «niemand darf mit Mord davonkommen, egal, wer sie sind (...) Nicht einmal eine Macht, die so einflussreich ist wie Saudi-Arabien, sollte mit einem Mord davonkommen (...) und dann dreist darauf vertrauen, dass die Abgestumpftheit der Welt sie schützt.»

Callamard sagte, «der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden». An die Journalisten, die über den Mord berichteten, sagte sie: «Lasst nicht locker! Stellt (die Hintergründe) bloss! (...) Bitte gebt nicht auf.»

Friedensnobelpreisträgerin Tawakkul Karman verglich den Mord in einer feurigen Rede mit Taten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Kein Land ausser dem saudischen Königreich, egal wie brutal, würde so etwas tun. Sie verlangte Gerechtigkeit für Khashoggi wie auch für die Verbrechen in ihrer Heimat Jemen, hinter denen in beiden Fällen der saudische Schurkenstaat stecke. Sie kritisierte, dass das Königreich sich das «Schweigen der Welt erkauft» habe.

Jeff Bezos sprach nur zu Hatice Cengiz und umarmte sie anschliessend. «Niemand sollte aushalten müssen, was du ausgehalten hast», sagte er. «Es ist unvorstellbar.» Sie sei nicht allein, versicherte der «Washington Post»-Besitzer ihr.

Amnesty International fordert Transparenz

Die Menschenrechtsorganisation Human Rigths Watch (HRW) warf Saudi-Arabiens Regierung zum Jahrestag vor, bis heute keine echte Verantwortung übernommen zu haben. Kronprinz bin Salman müsse alles offenlegen, was er über die Planung und die Ausführung des Mordes wisse, forderte die HRW-Vertreterin Sarah Leah Whitson.

Amnesty International forderte «sofortigen und uneingeschränkten Zugang» für unabhängige Beobachter zu dem Mordprozess.

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