Trotz heftiger Kritik Grossbritannien will erste Flüchtlinge nach Ruanda abschieben

dpa

14.6.2022 - 12:56

Ein Wachmann steht in der Hauptstadt Kigali auf der Strasse vor den Hallmark Residences, einem der Standorte, an denen einige der Asylsuchenden untergebracht werden sollen, die von Grossbritannien nach Ruanda geschickt werden sollen.
Ein Wachmann steht in der Hauptstadt Kigali auf der Strasse vor den Hallmark Residences, einem der Standorte, an denen einige der Asylsuchenden untergebracht werden sollen, die von Grossbritannien nach Ruanda geschickt werden sollen.
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Die Pläne sind hoch umstritten. Doch Eilanträge waren gescheitert. Nun will Grossbritannien illegal eingereiste Migranten nach Ruanda schicken – und damit ein Zeichen setzen gegen Menschenschmuggel.

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Trotz Protesten will Grossbritannien an diesem Dienstag erstmals mehrere Flüchtlinge mit einem Flugzeug ins ostafrikanische Land Ruanda abschieben.

Aussenministerin Liz Truss zeigte sich im Sender Sky News optimistisch, dass die Maschine nach dem grünen Licht durch die britische Justiz abheben kann. Die konservative Politikerin liess offen, wann das Flugzeug startet und wie viele Menschen an Bord sein werden. «Wichtig ist, dass der Flug stattfindet und wir das Prinzip einführen.»

Es gehe darum, zu zeigen, dass das Geschäftsmodell des Menschenschmuggels mit Booten über den Ärmelkanal «einfach nicht funktioniert», sagte Truss. Grossbritannien hat dazu eine Vereinbarung mit Ruanda geschlossen. Menschen, die illegal nach Grossbritannien gelangt sind, sollen dort die Möglichkeit für einen Asylantrag erhalten. Eine Rückkehr ist nicht vorgesehen.

Nur wenige Migranten an Bord

Verschiedene Eilanträge gegen den ersten Flug waren vor Gericht in mehreren Instanzen gescheitert. Einzelne Einsprüche haben inzwischen aber dazu geführt, dass in der Maschine wohl nur wenige Migranten an Bord sein werden – nach Informationen von Sky News nur sieben. Die Maschine sollte einem Bericht zufolge erst am Abend (22.30 Uhr MESZ) starten. Truss sagte dazu: «Es werden Leute an Bord sein. Und wer nicht bei diesem Flug dabei ist, nimmt den nächsten.»

Premierminister Boris Johnson warf Anwälten, die mit rechtlichen Mitteln die Flüge zu verhindern suchen, vor, Menschenschmugglern Beihilfe zu leisten.

Die britische Opposition, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung von Premierminister Boris Johnson vor, mit den Abschiebeflügen gegen internationales Recht zu verstossen. Nach Medienberichten soll sogar der zu politischer Neutralität verpflichtete Thronfolger Prinz Charles das Vorgehen als «entsetzlich» bezeichnet haben. Die Bischöfe der Church of England sprachen in einem offenen Brief, den die «Times» (Dienstag) veröffentlichte, von einer «Schande für die Nation». Truss wies die Kritik zurück. «Unsere Politik ist vollkommen legal, vollkommen moralisch.»