In den Hochwassergebieten in Teilen Deutschlands hat Regen die Arbeit Tausender Einsatzkräfte erschwert. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte Dauerregen bis in die Nacht zum Donnerstag hinein an. Gross ist die Sorge, dass sich die Lage in den Überschwemmungsgebieten verschärfen könnte. Viele Deiche sind aufgeweicht. Auch am Dienstag glichen Wiesen und Felder in mehreren Regionen Niedersachsens Seenlandschaften. In anderen Regionen Deutschlands gab es etwa an der Elbe Überschwemmungen.
Nach wie vor sind Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens, der Süden Sachsen-Anhalts und der Norden Thüringens besonders betroffen. Nach Angaben des Wetterdienstes ist bis zum Donnerstag mit teils hohen Regenmengen von Niedersachsen bis zum Schwarzwald sowie in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen zu rechnen. Innerhalb von 30 bis 60 Stunden erwarten die Meteorologen 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter, im Bergland bis zu 120 Liter.
Deiche werden vielerorts verstärkt
Vielerorts in Deutschlands rüsten sich Einsatzkräfte vor möglichen Auswirkungen neuer Regenfälle. In der Gemeinde Lilienthal bei Bremen wurden durchweichte Deiche mit Sandsäcken stabilisiert. Dort können derzeit knapp 100 Menschen nicht in ihre Häuser oder Wohnungen. Zum Schutz von Häusern ist zudem möglichst nah am Deich eine Barriere mit extragrossen Sandsäcken errichtet worden. Ein solcher Sack wiege bis zu 1,3 Tonnen, sagte eine Sprecherin der Gemeinde. An anderer Stelle wurde ein rund 800 Meter langer mobiler Deich aufgebaut.
Die Stadt Oldenburg schützt sich ebenfalls mit einem mobilen Deich gegen das Hochwasser. Der Deich auf rund zwei Kilometern Länge in der Sandkruger Strasse sei bereit, teilte die Stadt am Dienstag mit. Noch vorhandene Lücken sollen im Akutfall unter anderem mit Sandsäcken geschlossen werden. Es sei eine Vorsichtsmaßnahme, falls der Huntedeich den Wassermassen nicht mehr Stand halten könne.
Ein Hubschrauber der Bundespolizei war nach Angaben eines Sprechers mehrfach im Einsatz und transportierte bis Dienstag rund 36 Tonnen Sand. Wegen der Lage in Niedersachsen sind zudem Hubschrauber der Bundeswehr in Bereitschaft. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bot Hilfe seines Landes an.
Noch keine Entwarnung in NRW
In Nordrhein-Westfalen gab das Umweltministerium in Düsseldorf auch am Dienstag keine Entwarnung. Die Hochwasserlage habe sich zwar über das Silvester-Wochenende weiter entspannt. «Allerdings sehen wir auch bereits, dass durch die aktuellen Niederschläge erste kleine Gewässer wieder ansteigen», sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Ob sich diese Lage weiter verschärfe, hänge von den Niederschlägen ab, die am Dienstag und Mittwoch fallen.
#Hochwasser so sehen 44000 Liter oder 44 cbm pro Sekunde aus, die im Moment durch den Grundablass der Möhnetalsperre rauschen. pic.twitter.com/St4leOur5x
Im Süden Sachsen-Anhalts sprach der Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz, André Schröder (CDU), von einer sehr ernsten Lage. Entlang der Helme-Deiche seien Hunderte Einsatzkräfte im Dienst, um die Deiche zu verstärken, zu sichern und aufzubauen, hiess es. Auf Thüringer Seite sollte an der Helme im Kyffhäuserkreis entschieden werden, ob ein Deichdurchbruch bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth vertieft wird, um Wasser auf Felder abzuleiten.
In anderen Regionen Deutschlands schaut man mit bangen Blicken zum Himmel. Im Norden Bayerns liessen die Regenfälle das Hochwasserrisiko erneut ansteigen. Betroffen sind nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes vom Dienstag grosse Teile Oberfrankens.