Geberkonferenz UNO-Chef und Cassis rufen zu Hilfe für Afghanistan auf

trm

24.11.2020 - 12:19

Bundesrat Ignazio Cassis (l.) bespricht sich in Genf mit dem afghanischen Aussenminister Mohammad Hanif Atmar. 
Bundesrat Ignazio Cassis (l.) bespricht sich in Genf mit dem afghanischen Aussenminister Mohammad Hanif Atmar. 
Bild: Keystone/Valentin Flauraud

UNO-Generalsekretär António Guterres hat reiche Länder an einer Geberkonferenz zu Unterstützung für Afghanistan aufgerufen. Die Schweiz will dem Land bis 2024 jährlich 26 Millionen Franken zur Verfügung stellen.

Frieden in dem bürgerkriegsgeschüttelten Afghanistan sei eine wichtige Voraussetzung, um die ehrgeizigen Entwicklungs- und Reformpläne umzusetzen, sagte António Guterres am Dienstag zum Auftakt einer internationalen Geberkonferenz in Genf. «Ich appelliere an alle Seiten, die Anstrengungen für einen sofortigen, bedingungslosen Waffenstillstand zu verdoppeln», so der UNO-Generalsekretär.

Bundesrat und Aussenminister Ignazio Cassis betonte in seiner Rede, dass das Ziel der Konferenz nicht nur die finanzielle Unterstützung für Afghanistan sei, sondern auch das Erörtern des weiteren Vorgehens.

Die Schweiz wolle einen «klaren Entwicklungsplan» für ganz Afghanistan mit «umsichtigen und realistischen» Zielen, sagte Cassis, nachdem er in Genf seine finnischen und afghanischen Amtskollegen sowie den afghanischen Finanzminister getroffen hatte. Die Mittel müssten alle Afghanen erreichen, auch in konfliktbedingt schwer zugänglichen Gebieten.

Die Schweiz engagiere sich in diesem Sinne seit vielen Jahren als Gastgeberin dieser Friedensdialoge, so Cassis. Dies erkläre unter anderem, warum sie kürzlich ihre Kandidatur für einen nicht-ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat für 2023 und 2024 eingereicht habe.

Bitterarmes Land

Afghanistan ist nach Jahrzehnten der Konflikte und Bürgerkriege bitterarm. Zu den Angriffen der militant-islamistischen Taliban und der Terrormiliz IS kommen Dürren und die verheerenden Folgen der Corona-Pandemie.

Fast zehn Millionen Afghanen brauchen humanitäre Hilfe. 16,9 Millionen Menschen, das sind nach UNO-Angaben mehr als 40 Prozent der Bevölkerung, sind von schwerer akuter Unterernährung betroffen. 100'000 Menschen wurden heuer aufgrund von Naturkatastrophen vertrieben.



Die alle vier Jahre stattfindende Geberkonferenz sollte eigentlich die letzte sein, da Afghanistan anstrebt, ab 2025 auf eigenen Füssen zu stehen. Bei dem Treffen sollen Spenden für die nächsten vier Jahre zusammenkommen.

Doch mehrere Akteure rechnen wegen der Covid-19-Pandemie mit einer Fortsetzung der internationalen Hilfe auch nach 2024. Die EU will ihren vor vier Jahren für den Zeitraum 2021 bis 2025 vorgesehenen Finanzrahmen von 1,2 Milliarden Euro beibehalten, Grossbritannien wird umgerechnet rund 188 Millionen Franken bereitstellen.

2016 waren an einer Geberkonferenz in Brüssel für vier Jahre gut 15 Milliarden Dollar zusammengekommen. Diplomaten rechnen bei der Konferenz in Genf mit deutlich weniger Geld.

Präsident dankt den Steuerzahlern

Frieden habe für die Menschen in Afghanistan höchste Priorität, sagte Präsident Aschraf Ghani. «Heute teilen wir, das afghanische Volk, die Regierung und die internationale Gemeinschaft, die Vision eines souveränen, geeinten, demokratischen Afghanistan, das mit sich selbst, der Region und der Welt in Frieden lebt», sagte er. «Wir dürfen nicht zulassen, dass die Geschichte ihre Tragödien hier in Afghanistan wiederholt.» Ghani dankte ausdrücklich den Steuerzahlerinnen und -zahlern in Geberländern für ihre Hilfe.

Die Menschen brauchten akut Nahrungsmittelhilfe, nötig sei aber mehr, sagte Alexandra Singpiel von der Welthungerhilfe in Kabul. «Die Menschen brauchen Frieden und Stabilität, damit sie eine langfristige Perspektive haben. Dafür ist einer der wichtigsten nötigen Impulse, dass die Wirtschaft angekurbelt wird.»

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