Attacke im IranDer Hamas-Anführer ist tot – kommt es nun zum grossen Krieg?
zis/dpa/afp
31.7.2024 - 12:06
Einer der wichtigsten Hamas-Anführer soll in der iranischen Hauptstadt getötet worden sein. Die Islamisten machen Israel verantwortlich. Was bisher bekannt ist.
DPA, zis/dpa/afp
31.07.2024, 12:06
31.07.2024, 12:08
dpa
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Die islamistische Terrororganisation Hamas hat bestätigt: Ihr Auslandschef Ismail Hanija ist bei einem Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden.
Die islamistische Terrororganisation Hamas hat bestätigt: Ihr Auslandschef Ismail Hanija ist bei einem Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit.
Alles, was bisher bekannt ist, in der grossen Übersicht.
Was ist passiert?
Der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, ist nach Angaben der Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit.
Hanija ist der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund zehn Monaten getötet wurde.
Nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Irans Elitestreitmacht, kam ausser Hanija auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, teilte die Hamas mit.
Wer war Ismail Hanija?
Hanija war offiziell Auslandchef der Hamas. Inoffiziell galt er jedoch als führender Kopf der Terorrorganisation.
Geboren wurde er 1963 in einem Flüchtlingslager in Gaza. 2006 wurde er kurzzeitig zum palästinensischen Premierminister ernannt. Ursprünglich galt er als gemässigtes Mitglied, in den vergangenen Jahren wurde er immer radikaler.
2017 wurde er zum Auslandchef der Hamas ernannt. 2018 setzten ihn die USA auf die Terrorliste.
Hanija hielt sich in den vergangenen Jahren kaum mehr im Gazastreifen aus. Stattdessen führte er die Terrororganisation aus dem Ausland an, hielt sich vor allem in der Türkei und in Katar auf.
Wie ist der Libanon darin verwickelt?
Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas in Gaza verbündet, beide sind wiederum Verbündete des Irans.
Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
Was sagt die Türkei?
Die Türkei hat die Tötung Hanijas scharf verurteilt und die israelische Regierung dafür verantwortlich gemacht. Der Angriff zeige, dass die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu «keine Absicht hat, Frieden zu erreichen», erklärte das türkische Aussenministerium am Mittwoch.
Vielmehr ziele die Tötung des Auslandschefs der Hamas darauf ab, den Gaza-Konflikt so eskalieren zu lassen, dass er eine regionale Dimension annehme. Grössere Konflikte könnten in der Region aufflammen, wenn die Weltgemeinschaft nicht einschreite, um Israels Aktionen zu stoppen, hiess es in der Mitteilung aus Ankara weiter.
Die Türkei gilt als lautstarker Kritiker von Israels Militäroffensive im Gazastreifen, die auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober folgte. Häufig bekundet die Regierung in Ankara Unterstützung für die Hamas, Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Hanija immer wieder in der Türkei empfangen.
Wie geht es weiter?
Das ist noch unklar. Erst Anfang Januar war der zweithöchste Anführer der Hamas im Ausland, Saleh al-Aruri, bei einer Explosion in Beirut ums Leben gekommen. Die Hisbollah hatte Israel die Schuld am Tod des Vize-Leiters des Politbüros der Hamas gegeben. Auch mehrere Hisbollah-Kommandeure waren gezielt getötet worden.
Ob die Hisbollah und die Hamas nun zum grossen Gegenschlag ausholen und womöglich koordiniert einen Angriff auf Israel starten, ist zur Stunde noch völlig unklar.