Hitze und Brände in Südeuropa Darauf musst du in deinen Ferien achten

Von Alexia Angelopoulou und den dpa-Korrespondenten/amo

16.7.2022 - 11:31

Waldbrände an der Costa del Sol

Waldbrände an der Costa del Sol

STORY: Es brennt an der spanischen Costa del Sol. Das aus noch unbekannter Ursache ausgebrochene Feuer bedrohte am Freitagabend mehrere Gemeinden nahe der Küstenmetropole Malaga. Über 2000 Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Nach Angaben von lokalen Medien waren davon auch Touristen betroffen. Málaga und die nahegelegenen bekannten Badeorte wie Marbella seien nicht gefährdet, hiess es. Die Feuerwehr war mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Beim Kampf gegen die Flammen wurden auch Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt. Starke Winde erschwerten die Löscharbeiten. Wegen der seit Tagen anhaltenden Hitzewelle in der Region sind die Böden und Wälder ausgetrocknet, die Flammen finden leichte Beute. Laut dem spanischen Fernsehsender TVE wüten in dem Land Dutzende Brände, die ausser Kontrolle geraten sind. Es wird erwartet, dass die Hitzewelle noch bis zum Sonntag anhalten wird.

16.07.2022

Hitze, Waldbrände und niedrige Wasserstände: Wenn du deine Ferien im Mittelmeerraum verbringst, solltest du auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein.

DPA, Von Alexia Angelopoulou und den dpa-Korrespondenten/amo

Spring nicht in den Gardasee – der Wasserstand ist so niedrig, dass du dir den Kopf anstossen könntest! Diese und andere Warnungen sind leider kein Spass.

In Frankreich biegen sich angesichts der Hitze die Bahnschienen, in Italien sprudelt mancher Brunnen nicht mehr, um Wasser zu sparen, in Portugal und Griechenland wird vor Bränden gewarnt. Die meisten Touristen sind davon nicht direkt betroffen, aufpassen sollten aber trotzdem alle – und im Ernstfall den Anweisungen der Behörden folgen. Ein Mittelmeer-Überblick von Südwest nach Südost.

Portugal

Wegen der zahlreichen Waldbrände, die in Portugal schon seit einer Woche wüten, gilt in dem beliebten Ferienland bis einschliesslich Sonntag der Notstand. Im Rahmen des sogenannten «Estado de contingência», der dritthöchsten Notstandsstufe, dürfen Einheimische und Touristen unter anderem im Wald keine Lagerfeuer anzünden. Der Aufenthalt in Wäldern ist zudem stark beschränkt. Ansonsten aber kannst du deine Ferien vorerst weiter normal verbringen; am Freitag stellten die Flammen den Behörden zufolge keine Bedrohung für Touristen- oder grössere Wohngebiete dar.

Fahrt durch die Flammen in Portugal

Fahrt durch die Flammen in Portugal

Wegen Hitze und Trockenheit wüten in Portugal zahlreiche Brände. Eine Fahrt auf der Autobahn 1 nahe Aveiro führt direkt durch die Flammen.

15.07.2022

Spanien

Portugals Nachbarland wird ebenfalls von einer seit Monaten anhaltenden Dürre und einer Gluthitze mit Temperaturen bis 45 Grad heimgesucht, die laut Wetterdienst Aemet noch mindestens bis Montag anhalten wird. Es gibt in Spanien zur Zeit allerdings deutlich weniger Waldbrände als in Portugal. Und es gibt auch keine Restriktionen wie im westlichen Nachbarland.

Ein Flugzeug fliegt am 16. Juli über einen brennenden Wald in Mijas, Spanien.
Ein Flugzeug fliegt am 16. Juli über einen brennenden Wald in Mijas, Spanien.
KEYSTONE/EPA/ALVARO CABRERA

Frankreich

Touristen in Frankreich müssen sich in den kommenden Tagen weiter auf recht heisse Tage einstellen. In weiten Landesteilen sind zwischen Sonntag und Dienstag deutlich über 30 Grad Celsius vorhergesagt, auch die bei Touristen beliebte Hauptstadt Paris bleibt nicht verschont.

Probleme dürfte die Hitze beim Verkehr mit sich bringen. Weil sie dazu führt, dass Oberleitungen sich ausdehnen und tiefer hängen können und auch Schienen bisweilen übermässig erhitzt werden, fahren die Züge der französischen SNCF bei hohen Temperaturen teils langsamer. Im Bahnverkehr kann es daher Verspätungen geben. In einigen südlichen Gegenden gelten zudem Waldbrandwarnungen, etwa an der Atlantikküste südlich von Bordeaux. Teils dürfen daher Wald- und Landwege nicht betreten oder befahren werden.

Flächenbrand in der Nähe von Landiras im Südwesten Frankreichs. Einsatzkräfte haben Tausende Menschen vor den sich ausbreitenden Flammen in Sicherheit gebracht.
Flächenbrand in der Nähe von Landiras im Südwesten Frankreichs. Einsatzkräfte haben Tausende Menschen vor den sich ausbreitenden Flammen in Sicherheit gebracht.
dpa

Italien

Auch hier müssen sich Feriengäste auf extreme Hitze einstellen. Am Wochenende können die Temperaturen örtlich bis zu 40 Grad Celsius erreichen. Wegen der geringen Menge an Regen und Schneefall in diesem Jahr herrscht vor allem im Norden Trockenheit und Gewässer führen viel weniger Wasser als üblich. Wer etwa im Gardasee baden will, sollte aufpassen beim Reinspringen, empfahl bereits ein Vertreter des dortigen Gemeindeverbandes. Grund: der niedrige Wasserstand.

Wegen der Notlage entschieden Städte wie Mailand und Venedig zudem unlängst, Brunnen abzudrehen, um Wasser zu sparen. Die Regierung in Rom verhängte bereits den Dürre-Notstand in den fünf Regionen Lombardei, Piemont, Venetien, Friaul-Julisch Venetien und Emilia-Romagna. Weitere Regionen könnten noch folgen. Auf Touristen dürfte das aber keine direkten Auswirkungen haben.

In vielen Teilen Italiens gilt ausserdem eine erhöhte Waldbrandgefahr. «Ein Viertel der Waldbrände wurden heuer vermutlich durch Zigarettenstummel verursacht. Jedes Risikoverhalten, das einen Waldbrand verursachen könnte, muss unbedingt vermieden werden», sagt der Forstwirtschaftslandesrat Südtirols, Arnold Schuler.

Ein Mann joggt entlang der Tiber in Rom, der einen der tiefsten Wasserstände seit Jahren hat. 
Ein Mann joggt entlang der Tiber in Rom, der einen der tiefsten Wasserstände seit Jahren hat. 
KEYSTONE/AP Photo/Andrew Medichini

Griechenland

Obwohl Griechenland bisher von der starken Hitze in Westeuropa verschont blieb, ist es auch dort sehr heiss und trocken. Täglich brechen dutzende Waldbrände aus. Viele können schnell eingedämmt werden, bei starkem Wind aber weiten sich manche Brände fast ungehindert aus.

Für manche Gegenden gilt deshalb aktuell die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe – unter anderem für Athen und Umgebung, für die Inseln Kreta und Euböa, Lesbos und Samos und auch für den Nordosten der Halbinsel Peloponnes. Es kann durchaus vorkommen, dass touristische Ortschaften vorsorglich evakuiert werden, weil ein Brand in der Nähe nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Wer ein Smartphone besitzt – gleichgültig ob in- oder ausländisch – erhält dann mit einem gellenden Signalton eine Warn-SMS des griechischen Bürgerschutzministeriums. Auf Griechisch und Englisch wird darin aufgefordert, die Gegend zu verlassen.

Die Feuerwehr löscht einen Buschbrand bei Amfissa in Griechenland. 
Die Feuerwehr löscht einen Buschbrand bei Amfissa in Griechenland. 
KEYSTONE/EPA/PANAGIOTIS PRAGIANNIS

Immer wieder ruft die Feuerwehr Griechen und Touristen gleichermassen dazu auf, jedwedes Feuer zu vermeiden – ob es die berühmte Zigarette ist, die aus dem Autofenster geworfen wird, oder ein vermeintlich harmloser Grillabend. Doch nicht nur bei Hitze, auch bei Sturm ist Vorsicht geboten.

Erst vergangene Woche kam bei starken Unwettern ein Tourist im Meer vor der Ferien-Halbinsel Chalkidiki ums Leben. Der Mann und zwei Freunde waren trotz hoher Wellen und Sturm schwimmen gegangen, die Strömung und die Wellen trieben die Männer hinaus aufs Meer. Der erste wurde nach wenigen Stunden gerettet, ein weiterer Mann überlebte 19 Stunden im Meer, bevor er aufgegriffen wurde. Er hatte sich an einem Wasserball festgeklammert, wie ihn Kinder an den Strand mitnehmen. Der dritte Mann konnte nur noch tot geborgen werden.

Türkei

Auch in der Türkei müssen Feriengäste etwa an der Mittelmeer-Küste mit Bränden rechnen. Im Südwesten ist es heiss, trocken und windig – da reicht oft ein Funke, um einen Grossbrand auszulösen. Auch sollte vor allem bei starkem Wind nicht unterschätzt werden, wie schnell sich ein Brand ausbreiten kann. Urlauber sollten sich an die Vorgaben der Behörden halten und ihre Hotels umgehend verlassen, wenn sie dazu aufgefordert werden. An vielen Orten ist zudem der Zugang zu Wäldern in den heissen Monaten verboten.

Ein Waldbrand bei Mesudiye im Südwesten der Türkei breitet sich wegen starkem Wind rasant aus. Mehrere Haushalte sind am Mittwoch bereits evakuiert worden. 
Ein Waldbrand bei Mesudiye im Südwesten der Türkei breitet sich wegen starkem Wind rasant aus. Mehrere Haushalte sind am Mittwoch bereits evakuiert worden. 
KEYSTONE/AP Photo/Oguzhan Arslan

Die türkische Regierung scheint in diesem Sommer besser auf die Waldbrände vorbereitet zu sein als vergangenes Jahr. Damals war sie scharfer Kritik ausgesetzt gewesen, unter anderem, weil zu Beginn keine einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Dieses Jahr war das bislang anders. Das am Mittwoch ausgebrochene Feuer in Datca etwa brachten die Einsatzkräfte trotz starken Windes einen Tag später unter Kontrolle.