Präsidentschaftswahlen «Ich oder das Chaos»: So tickt Putin

AFP

18.3.2018

Seit 18 Jahren steht er an der Spitze des Landes, am Sonntag schickte sich Russlands starker Mann an, ein viertes Mal Präsident zu werden.

Wladimir Putin verkörpert für viele Russen die wiedergewonnen Grösse ihrer Heimat nach den Jahren unter seinem Vorgänger Boris Jelzin. Damals herrschte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der ungezügelte Kapitalismus, und der in den Medien omnipräsente Staatschef versteht es, immer wieder vor einem Rückfall in das Chaos der 90er Jahre zu warnen.

Geschickt führt der 65-jährige Putin das russische Wirtschaftswachstum ins Feld, das vor allem durch die sprudelnden Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft gespeist wird. Dass er unablässig die Karte nationaler Stärke spielt und sich sogar mit der Supermacht USA anlegt, bringt ihm bei einem grossen Teil der Bevölkerung Sympathien ein.

Dass kurz vor der Präsidentschaftswahl vom Sonntag die Nervengiftaffäre um einen ehemaligen russischen Agenten und Überläufer hochkochte und Grossbritannien umgehend Moskau die Schuld für den Anschlag gab, kam Putin im eigenen Land zugute. Seine Anhänger scharten sich umso fester um ihn. Schon frühere Wahlkämpfe hatte Putin mit dem Tenor "Ich oder das Chaos" geführt und gewarnt, die Opposition werde nichts als "Erniedrigung, Abhängigkeit und Zerfall" über Russland bringen.

Wladimir Putin während seiner Rede anlässlich des Jugendforums «Russland, ein Land der Möglichkeiten».
Wladimir Putin während seiner Rede anlässlich des Jugendforums «Russland, ein Land der Möglichkeiten».
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP

Vom Geheimdienst ins Präsidentenamt

Geboren wurde Putin am 7. Oktober 1952 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Sein Bruder Viktor starb während der Blockade der Grossstadt durch die Wehrmacht vom September 1941 bis zum Januar 1943, seine Mutter überlebte die Belagerung nur knapp. Als Kind einer Arbeiterfamilie nahm sich Putin nach eigener Aussage die Lebensweisheit zu Herzen: "Wenn der Kampf unvermeidbar ist, muss man als erster zuschlagen".

Nach dem Jura-Studium trat Putin 1975 in den Auslandsgeheimdienst ein, der damals Teil des KGB war. Von 1985 bis 1990 arbeitete er als Agent in der damaligen DDR und spricht seitdem fliessend Deutsch. Acht Jahre später stieg er zum Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB auf. Als Jelzin ihn im August 1999 überraschend zu seinem Ministerpräsidenten und Kronprinzen machte, war Putin ein politischer Unbekannter.

Als FSB-Chef verfügte er aber über beste Kontakte in die Sicherheitsapparate des Staates, auf die er seine Macht aufbaute. Mit markigen Sprüchen im Konflikt mit den tschetschenischen Rebellen machte er sich alsbald einen Namen, den er mit dem Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien am 1. Oktober 1999 - dem Beginn des zweiten Tschetschenien-Kriegs - noch unterstrich.

«Anti-Terror-Kampf» mit aller Härte

Den "Anti-Terror-Kampf" führte Putin nicht nur in Tschetschenien mit aller Härte. Dem Parlament entzog er zahlreiche Befugnisse, unbotmässige Medien liess er schliessen oder auf Linie bringen. Auch mit widerspenstigen Oligarchen legte er sich immer wieder an.

Im Jahr 2000 wurde er zum Staatschef gewählt und vier Jahre später im Amt bestätigt. 2008 wurde Putin Ministerpräsident, zog aber weiter die Strippen, während sein Schützling Dmitri Medwedew bis 2012 als Staatschef fungierte. 2012 kehrte Putin inmitten von Massenprotesten ins Präsidentenamt zurück, seine Mandat wurde von vier auf sechs Jahre erweitert.

2014 lösten die Ukraine-Krise und die Eingliederung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim in das russische Staatsgebiet eine der schwersten Krisen mit dem Westen seit dem Kalten Krieg aus. 2015 griff Putin dann auf Bitten der syrischen Regierung in den seit 2011 andauernden syrischen Bürgerkrieg ein und sorgt seitdem für den Machterhalt von Syriens Staatschef Baschar al-Assad - sehr zum Missfallen westlicher Länder.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite