Gegen Menstruations-Armut In Schottland gibt es Tampons bald kostenlos für alle 

uri

26.2.2020

Ohne Binden und Tampons kommt kaum eine junge Frau aus. Trotzdem werden sie teils heftig besteuert. Schottland will die Produkte künftig umsonst abgeben.
Ohne Binden und Tampons kommt kaum eine junge Frau aus. Trotzdem werden sie teils heftig besteuert. Schottland will die Produkte künftig umsonst abgeben.
Bild: Keystone

Eine Senkung der Steuern auf Menstruationsprodukte wird in der Schweiz diskutiert. Schottland geht bereits einen grossen Schritt weiter: Hier werden künftig Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Am Dienstag hat das schottische Parlament beschlossen, Menstruationsprodukte wie Tampons und Binden kostenlos an alle abzugeben, wie verschiedene Medien berichten. Damit geht Schottland weiter als alle anderen Länder, in denen die Reduzierung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer auf diese Hygieneartikel diskutiert wird.

Das Gesetz gegen sogenannte «Period Poverty» (Deutsch: – «Menstruations-Armut») wurde 2017 von der Labour-Abgeordneten Monica Lennon im Schottischen Parlament eingebracht. Laut einer Umfrage konnte sich in Schottland bereits jede vierte Schülerin oder Studentin mindestens einmal keine Menstruationsprodukte leisten.

Teils hoch besteuert

Auch wird es als ungerecht empfunden, dass Frauen teils sehr happige Preise für Artikel zu bezahlen haben, die sie schlicht und ergreifend benötigen. Deutschland hat deshalb zu Anfang Jahr bereits den Mehrwertsteuersatz auf Tampons und Binden reduziert. Zuvor waren sie als «Luxusartikel» mit 19 Prozent besteuert worden, nun gilt hier ein verminderter Steuersatz von 7 Prozent.

In der Schweiz wollen Bundesrat und Nationalrat eine Senkung der Mehrwertsteuer bei diesen Produkten von 7,7 auf 2,5 Prozent. Staaten wie Irland, Kanada und Indien erheben keine sogenannte «Tampon Tax» – Australien schaffte sie nach langen Diskussionen 2018 ab.



In Grossbritannien liegt die Besteuerung derzeit bei 5 Prozent. Ex-Premier David Cameron hatte zwar schon im Jahr 2016 angekündigt, dass er sie abschaffen wolle, damals aber auch erklärt, dass ihm wegen der EU-Gesetzgebung die Hände gebunden seien. Schottland dagegen hatte bereits 2018 ein 5,2-Millionen-Pfund schweres Programm verabschiedet, dass 395'000 Schülern und Studenten den kostenfreien Zugang zu den Hygieneartikeln ermöglichte.

«Wir verändern die Kultur»

Gemäss der «Period Products (Free Provision) Scotland Bill» sollen Tampons und Binden in Schottland künftig für alle erhältlich sein. Im Gespräch ist, dass man sie über ein Kartensystem, dass sich bereits bei der kostenlosen Abgabe von Kondomen bewährt hat, an öffentlichen Orten wie Gemeindezentren, Jugendclubs oder Apotheken ausgehändigt bekommt. Nach derzeitigem Stand werden die Kosten dafür jährlich bei rund 24,1 Millionen Pfund (30,4 Millionen Franken) liegen.

Sichtlich zufrieden reagierte die schottische Abgeordnete Lennon auf die Entwicklung: «Wir verändern die Kultur und es ist sehr aufregend, dass andere Länder auf der ganzen Welt ganz genau beobachten, was wir tun», wird sie von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

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