IranMindestens 15 Tote nach mutmasslichem IS-Angriff auf heilige Stätte
dpa
27.10.2022 - 05:36
In der iranischen Grossstadt Schiras kommen bei einem Terroranschlag mindestens 15 Menschen ums Leben. Der IS reklamiert die Tat für sich. Derweil befürchten die USA, dass Russland bei der Niederschlagung der Massenproteste für mehr Frauenrechte im Iran helfen könnte.
DPA
27.10.2022, 05:36
dpa
Bei einem Terroranschlag in der südiranischen Grossstadt Schiras sind nach Angaben staatlicher Medien mindestens 15 Menschen getötet worden. In der Millionenstadt sollen an der schiitischen Heiligstätte Schah Tscheragh zudem Dutzende weitere Menschen verletzt worden sein, berichtete das Staatsfernsehen am Mittwoch. Augenzeugen zufolge gab es rund um den Schrein ein grosses Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke auf einem Telegram-Kanal für sich. Immer wieder verüben die sunnitischen Dschihadisten etwa in Afghanistan Angriffe auf schiitische Muslime, die sie als Abtrünnige des Islam bezeichnen und verachten. Im Iran sind solche Anschläge aber sehr ungewöhnlich.
Präsident Ebrahim Raisi verurteilte den Anschlag und kündigte nach Angaben des Präsidialamts eine konsequente Reaktion an.
Offenbar stand der Anschlag nicht im Zusammenhang mit den Massenprotesten im Iran nach dem Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Auch am Mittwoch – 40 Tage nach ihrem Tod – waren im ganzen Land zahlreiche Menschen auf die Strassen gegangen. Im Iran wird nach dem Tod eines Familienmitglieds traditionell 40 Tage lang getrauert. Zuvor hatten Aktivisten anlässlich des Trauertags zu landesweiten Protesten aufgerufen.
In mehreren Städten sollen Sicherheitskräfte Berichten zufolge auf Demonstranten geschossen haben. In der Hauptstadt Teheran gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen eine Demonstration von Ärzten vor. Gegen Abend kamen in Teheran auch Menschen zusammen, um ausgelassen auf der Strasse zu singen. Im Norden der Metropole waren viele Frauen ohne das obligatorische Kopftuch zu sehen, wie Augenzeugen berichteten.
Iraner versammeln sich an Aminis Grab zum Ende der Trauerzeit
Genau 40 Tage ist es her, dass die 22-jährige Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei in Teheran unter bis heute ungeklärten Umständen gestorben ist. Zum Ende der traditionellen Trauerzeit im Iran wollen dutzende Mensche
26.10.2022
Die Sittenpolizei hatte Mahsa Amini festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstossen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
USA befürchten russische Hilfe bei Niederschlagung der Proteste
Derweil äusserten sich die USA besorgt über eine mögliche Unterstützung Moskaus bei der Niederschlagung der Massenproteste im Iran. «Wir wissen, dass sie möglicherweise eine Art Unterstützung für die Fähigkeit des Irans, gegen Demonstranten vorzugehen, in Betracht ziehen, und leider hat Russland darin Erfahrung», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Mittwoch in Washington. Etwas unklar blieb auf Nachfrage von Journalistinnen und Journalistinnen, ob diese mutmassliche Unterstützung bereits begonnen haben soll oder nicht.
Israels Staatsoberhaupt Izchak Herzog kritisierte den Iran erneut mit scharfen Worten. «Heute lässt das iranische Regime Tausende von iranischen Bürgern, Männer, junge Männer und Frauen, unterdrücken, die demonstrieren und sich einfach nur für ihre eigenen Freiheiten einsetzen», sagte Herzog am Mittwoch bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington. Herzog warnte vor den atomaren Fähigkeiten Teherans. Das Land liefere ausserdem tödliche Waffen, mit denen unschuldige Menschen in der Ukraine getötet würden. Biden betonte bei dem Treffen, dass die Ideen und Werte Israels und der Vereinigten Staaten dieselben seien.