DeutschlandItalien trauert um Ex-Präsidenten Giorgio Napolitano
SDA
23.9.2023 - 13:34
Italien trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Giorgio Napolitano, der auch international hoch angesehen war. Der ehemals kommunistische Politiker starb am Freitagabend im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Rom. Über alle politischen Grenzen hinweg bekundeten ihm die Parteien in seinem Heimatland Respekt. Napolitano war von 2006 bis 2015 achteinhalb Jahre lang Italiens Staatsoberhaupt – so lange wie kein anderer. Zu seinen Ehren wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. Zudem soll er am Dienstag ein Staatsbegräbnis in Rom bekommen.
23.09.2023, 13:34
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Auch im Ausland wurde die Lebensleistung des Politikers gewürdigt, der zu den prägenden Figuren der italienischen Nachkriegsgeschichte gehört. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete ihn als «aussergewöhnlichen Mann, ein europäisches Geschichtsbuch mit scharfem Blick für Realitäten». Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nannte ihn einen «überzeugten Europäer». Auch Papst Franziskus und Russlands Präsident Wladimir Putin äusserten Beileid.
Wichtiger Ansprechpartner fürs Ausland
Der einstige Kommunist war in Italien der erste Präsident, der wiedergewählt wurde. Auch international genoss er hohes Ansehen. Während der Eurokrise war er für viele Regierungen aus dem Ausland in Rom wichtigster Ansprechpartner. Aufgrund seines hohen Alters trat er im Januar 2015 vorzeitig zurück. Die letzten Jahre verbrachte er zurückgezogen.
Italiens heutige ultrarechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach der Witwe Clio Napolitano ihr Beileid aus. Präsident Sergio Matterella würdigte seinen Vorgänger als «Garant der Werte» der italienischen Gesellschaft, der diese Aufgabe stets treu zur Verfassung und mit hoher Intelligenz ausgeübt habe.
Widerstand gegen deutsche Besatzung
Napolitano wurde 1925 in der süditalienischen Stadt Neapel geboren, die er zehn Legislaturperioden lang als Abgeordneter im Parlament vertrat. 1945 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei (PCI), wo er es bis ins Politbüro schaffte. Die PCI galt viele Jahre als wichtigste kommunistische Partei Westeuropas. Napolitano wurde dort zum Reformflügel gerechnet.
Noch vor dem Fall der Berliner Mauer 1989 sprach er sich für die Umbenennung der PCI aus, die dann zur Linkspartei PDS wurde. In den 1990er Jahren war Napolitano Präsident der Abgeordnetenkammer und dann Innenminister einer Mitte-Links-Regierung. Zwischenzeitlich sass er auch im Europaparlament. Für seine Verdienste bekam er den Titel eines Senators auf Lebenszeit verliehen.
Präsident für achteinhalb Jahre
2006 wurde Napolitano als erster Ex-Kommunist zum Präsidenten gewählt. Entgegen der eigenen ursprünglichen Pläne trat er 2013 für eine zweite Amtszeit an, nachdem alle Bemühungen um eine Nachfolge gescheitert waren.
Im Quirinalspalast – dem Sitz des Staatsoberhaupts in Rom – genoss Napolitano über die Parteigrenzen hinweg hohe Autorität. Insgesamt hatte er es mit fünf Ministerpräsidenten zu tun. Vielfach galt er als moralisches Korrektiv zum rechtspopulistischen Regierungschef Silvio Berlusconi, der 2011 zurücktreten musste. Napolitano bereitete damals den Weg für eine Expertenregierung.
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