Angst vor Mega-Erdbeben Japans Premier sagt kurzfristig Auslandsreise ab

tbz / sda

9.8.2024 - 16:17

Aufräumarbeiten bei einem eingestürzten Haus in der Stadt Osaki am 9. August 2024.
Aufräumarbeiten bei einem eingestürzten Haus in der Stadt Osaki am 9. August 2024.
Keystone

Der japanische Premier Fumio Kishida hat am Freitag den Verzicht auf eine Reise nach Zentralasien angekündigt. Zuvor hatten Seismologen davor gewarnt, dass Japan sich auf ein mögliches Megabeben vorbereiten müsse.

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  • Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben gefährdeten Länder der Welt. Jetzt bebt im Südwesten erneut die Erde. Das Risiko eines Megabebens ist laut Experten real.
  • Die Angst ist offenbar so gross, dass Premierminister Fumio Kishida deswegen am Freitag kurzfristig auf eine Auslandsreise nach Zentralasien verzichtete.
  • Laut der japanischen Regierung besteht in den nächsten 30 Jahren eine 70- bis 80-prozentige Wahrscheinlichkeit auf ein Beben der Stärke 8 bis 9.
  • Schätzungen zufolge könnten dabei über 300'000 Menschen ums Leben kommen.

«Als Premierminister, der die höchste Verantwortung für das Krisenmanagement trägt, habe ich beschlossen, mindestens eine Woche in Japan zu bleiben», sagte Kishida der Presse.

Nach einem Erdbeben der Stärke 7,1 im Südwesten Japans hat die meteorologische Behörde in Tokio erstmals vor einem höheren Risiko eines Megabebens an der Pazifikküste des Inselreichs gewarnt.

«Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren starken Erdbebens ist höher als in normalen Zeiten, aber das bedeutet nicht, dass es mit Sicherheit zu einem Erdbeben kommen wird», teilte die Behörde am Freitag mit. Die Menschen wurden aufgerufen, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.

Kishida, der gemäss dem «Guardian» mit niedrigen Zustimmungsraten zu kämpfen hat und dessen Chancen bei den Präsidentschaftswahlen der Regierungspartei im nächsten Monat kritisch beäugt werden, gab seine Entscheidung am Freitag auf einer Medienkonferenz bekannt.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo hätte er am Freitagabend in der kasachischen Hauptstadt Astana an einem Gipfeltreffen mit den Staats- und Regierungschefs von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan teilgenommen und wäre am Montag nach Ulaanbaatar gereist, um den mongolischen Präsidenten zu treffen.

Hunderttausende Tote

Nach Schätzungen der japanischen Regierung besteht eine 70- bis 80-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb der nächsten 30 Jahre ein Beben der Stärke 8 bis 9 entlang des Nankai-Grabens ereignet. Schätzungen zufolge könnten dabei bis zu 323'000 Menschen ums Leben kommen.

Es handelt sich dabei um einen Tiefseegraben, der sich vor der Küste der asiatischen Wirtschaftsmacht über etwa 900 Kilometer von der Präfektur Shizuoka auf der Hauptinsel Honshu – wo auch die Hauptstadt Tokio liegt – bis nach Kyushu erstreckt.

Die Einstufung eines erhöhten Risikos erfolgte nach einer Erschütterung vor Kyushu im Südwesten, einer der vier Hauptinseln Japans. Mehrere Menschen wurden dabei nach Angaben japanischer Medien verletzt, auch gab es Berichte über Schäden an Gebäuden und Strassen. Unregelmässigkeiten in Atomkraftwerken der Region habe es jedoch nicht gegeben, hiess es.

Japan am stärksten von Erdbeben betroffen

Das Inselreich Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben bedrohten Länder der Welt. Immer wieder hat die Erde im Gebiet des Nankai-Grabens gebebt, zuletzt 1946. Im schlimmsten Fall wären auch Tokio und andere Millionengrossstädte betroffen.

Nach der Dreifachkatastrophe vom März 2011, als im Nordosten Japans ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami auslöste, der rund 20'000 Menschen in den Tod riss und in Fukushima eine Atomkatastrophe zur Folge hatte, legen Japans Seismologen ihr Augenmerk daher besonders auf den Nankai-Graben. Es wird befürchtet, dass die Folgen eines Megabebens in dieser Zone noch erheblich schlimmer wären als im Jahr 2011.

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