In Libyen hat der Kampf um die Hauptstadt Tripolis auch den einzig verbliebenen Flughafen der Stadt erreicht. Kampfjets bombardierten am Montag den militärischen Teil des Flughafens Mitiga, wie ein Sprecher der libyschen Einheitsregierung sagte.
Der Flugbetrieb sei eingestellt und der Flughafen evakuiert worden. Flüge würden bis auf Weiteres ins 200 Kilometer entfernte Misrata umgeleitet.
Passagiere seien in Panik geraten, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur DPA. Bilder in den sozialen Netzwerken zeigten Rauchsäulen über dem Rollfeld. Der Flughafen Mitigia ist der einzig verbliebene funktionierende Airport von Tripolis. Insgesamt sind bei den erneuten Kämpfen um die libysche Hauptstadt seit Donnerstag bereits mindestens 49 Menschen getötet worden.
Das mit der internationalen Einheitsregierung verbundene Gesundheitsministerium erhöhte die Zahl der Opfer seit Beginn der Offensive auf 35. Wie viele Zivilisten unter den Opfern sind, teilte das Ministerium allerdings nicht mit. Ein Sprecher der Richtung Tripolis marschierenden Truppen von General Chalifa Haftar hatte am Wochenende zudem von 14 getöteten Soldaten in den eigenen Reihen gesprochen.
Granaten und Bomben
Die Kampfgeräusche waren am Montag in der ganzen Stadt zu hören. Kampfflugzeuge flogen über der Stadt, Maschinengewehrfeuer war zu hören, ebenso wie die Einschläge von Granaten und Bomben.
Seit Donnerstag rückt die sogenannte «Libysche Nationalarmee» (LNA) von General Haftar auf Tripolis vor. Haftar gilt als mächtigster Gegenspieler von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Dessen Regierung der nationalen Einheit in Tripolis wird international anerkannt.
Vormarsch heisst «Anti-Terror-Kampf»
Das libysche Parlament hat seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2014 seinen Sitz im ostlibyschen Tobruk. Im Osten und Süden des Landes kontrolliert der mit dem Parlament verbundene General Haftar die grössten Gebiete, darunter auch zahlreiche Ölförderanlagen. Er bezeichnet seinen Vormarsch als «Anti-Terror-Kampf».
Die Vereinten Nationen warnten vor einer weiteren Eskalation der Situation. Etwa 2800 Menschen seien bereits vor den neuerlichen Kämpfen im Süden der Hauptstadt geflohen, teilte die Uno am Montag mit. Augenzeugen berichteten der DPA von Hamsterkäufen in der Hauptstadt Tripolis. Die Menschen fürchteten dauerhafte Kämpfe und deckten sich vor allem mit Treibstoff und Lebensmitteln ein.
Appell der EU
Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini sprach am Rande eines Aussenministertreffens in Luxemburg von einer «zunehmend besorgniserregenden Situation». Am wichtigsten sei es nun, die vollständige Umsetzung der humanitären Waffenruhe zu ermöglichen, um Zivilisten und Verwundete aus der Stadt zu bringen.
Zudem müsse jede erneute militärische Konfrontation und Eskalation vermieden werden, um wieder zu politischen Verhandlungen zurückzukehren. Die Vereinten Nationen hatten zuvor angekündigt, an einer für Mitte April geplanten Versöhnungskonferenz festzuhalten.
«Die Europäische Union wird vereint auf die Parteien und die regionalen Akteure zugehen, um in diese Richtung Druck auszuüben», sagte Mogherini. Es sei im Interesse aller Europäer, dass die derzeitige militärische Eskalation nicht in einen echten Bürgerkrieg münde.
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