Deutscher Kardinal tritt abKatholische Kirche ist an einem «toten Punkt» angekommen
AFP/dpa/uri
4.6.2021
«Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs»: Kardinal Reinhard Marx, bietet Papst Franziskus mit deutlichen Worten seinen Rücktritt an.
AFP/dpa/uri
04.06.2021, 11:40
04.06.2021, 12:30
AFP/dpa/uri
Der Münchner Kardinal Marx hat Papst Franziskus um die Entbindung von seinem Bischofsamt gebeten. Er habe den Papst in einem Brief vom 21. Mai gebeten, «seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden», teilte das Bistum am Freitag mit.
Die katholische Kirche sei an einem «toten Punkt» erklärte Marx laut der Mitteilung zur Begründung. Er wolle mit dem Schritt zugleich «Mitverantwortung» für die «Katastrophe des sexuellen Missbrauchs» durch Amtsträger der katholischen Kirche übernehmen.
Marx kritisiert die Kirche in deutlichen Worten: «Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten», schrieb Marx dem Papst gemäss der Mitteilung. Die Untersuchungen und Gutachten der vergangenen Jahre zeigten ihm, dass es «viel persönliches Versagen und administrative Fehler» gegeben habe, jedoch «eben auch institutionelles oder systemisches Versagen».
Die jüngsten Diskussionen würden zeigen, «dass manche in der Kirche gerade dieses Element der Mitverantwortung und damit auch Mitschuld der Institution nicht wahrhaben wollen und deshalb jedem Reform- und Erneuerungsdialog im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise ablehnend gegenüberstehen». Er selbst wolle mit der Bitte um den Amtsverzicht deutlich machen: «Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.»
Marx ist einer der prominentesten deutschen Bischöfe. Er war von 2014 bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In der Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, dem "Synodalen Weg", hatte der 67-Jährige sich zuletzt als reformfreudig hervorgetan. Im römischen Kardinalskollegium ist er einer von drei stimmberechtigten deutschen Kardinälen.