Klima-Aktivisten bei einer Demo im schottischen Glasgow.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg während einer Demo am Rande des UN-Klimagipfels COP26.
Klimaaktivistin Greta Thunberg (M) bei einer Demonstrationam Rande der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.
Demonstrierende ziehen mit Bannern durch die Strassen von Glasgow.
Tausende Demonstranten zogen durch die Strassen von Glasgow.
«Kein Blabla mehr»: Tausende bei Klimaprotest in Glasgow - Gallery
Klima-Aktivisten bei einer Demo im schottischen Glasgow.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg während einer Demo am Rande des UN-Klimagipfels COP26.
Klimaaktivistin Greta Thunberg (M) bei einer Demonstrationam Rande der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.
Demonstrierende ziehen mit Bannern durch die Strassen von Glasgow.
Tausende Demonstranten zogen durch die Strassen von Glasgow.
Die Weltklimakonferenz in Glasgow soll die Weichen stellen, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Doch Greta Thunberg wirft den Entscheidungsträgern anhaltende Tatenlosigkeit vor.
Sie fordern «Kein Blabla mehr» und sofortiges Handeln gegen die Klimakrise: Tausende Menschen haben knapp eine Woche nach dem Start der Weltklimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow für mehr Tempo im Kampf gegen die Erderhitzung demonstriert.
Die Teilnehmer forderten in Sprechchören einen «Systemwechsel» und mehr Klimagerechtigkeit – vor allem für ärmere Staaten. Mit dabei waren führenden Klimaaktivistinnen und -aktivisten wie die Schwedin Greta Thunberg. Auf Plakaten waren Slogans zu lesen wie «Kapitalismus killt den Planeten», «Handelt jetzt!» und «Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit».
Thunberg: «Greenwashing-Festival»
Thunberg wurde bei ihrer Rede auf dem George Square im Zentrum der Grossstadt von der Menge umjubelt. Den Staatschefs der grossen Wirtschaftsmächte warf die 18-Jährige Tatenlosigkeit im Kampf gegen die Klimakrise vor. «Es ist kein Geheimnis, dass die COP26 ein Fehlschlag ist», sagte sie. «Dies ist nicht länger eine Klimakonferenz. Dies ist jetzt ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des Business as usual und des Blablabla!» Sie prangerte an, dass es bereits 26 solcher Klimakonferenzen gegeben habe. «Doch wohin haben sie uns geführt? Mehr als 50 Prozent aller CO2-Emissionen sind seit 1990 ausgestossen worden, ein Drittel seit 2005.»
Zuvor war die Menge durch die Innenstadt marschiert – mit Thunberg, ihrer deutschen Fridays-for-Future-Mitstreiterin Luisa Neubauer und weiteren Klimaaktivistinnen. Bei der Demonstration gingen viele Schüler und Familien mit, aber auch ältere Menschen. Kinder im Grundschulalter trugen Schilder, auf denen stand: «Rettet unsere Welt» und «Was ist mit uns?». Die Stimmung war friedlich – und teilweise fröhlich. In Sprechchören schwangen jedoch auch Wut und Enttäuschung vieler Jugendlicher über den jahrzehntelang weltweit verschleppten Klimaschutz mit.
Solidarisch mit den Demonstranten äusserte sich der frühere US-Vizepräsident Al Gore. «An alle in den Hallen der COP26: Jetzt ist die Zeit, auf sie zu hören und zu handeln», schrieb er auf Twitter. In einer Rede sagte er, die Welt könne die Erwartungen der jungen Leute erfüllen – dafür müsse aber Schluss sein mit der Zeit des Aufschiebens, der Ablenkung und dem Festhalten an der Vergangenheit. Die Staatengemeinschaft müsse anerkennen, dass sie nun in eine «Phase der Konsequenzen» eingetreten sei und sie zu einer «Phase der Lösungen» machen.
Weitere Demo am Samstag
Nach dem Protest am Freitag folgt schon an diesem Samstag in Glasgow eine weitere Klimademo, an der sich nach den Erwartungen der Organisatoren erneut Zehntausende beteiligen sollten. Auch hier redet Thunberg. Der Protest ist Teil eines globalen Aktionstags, der nach Schätzungen der Organisatoren Hunderttausende in mehr als 200 Städten weltweit auf die Strasse bringen wird.
Der Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, äusserte Verständnis für die Wut vieler Jugendlicher über den zu lange verschleppten Klimaschutz weltweit. «Ich verstehe das, ich habe selber Kinder», sagte er auf einer Veranstaltung, auf der junge Menschen mehr Ehrgeiz und Tempo im Kampf gegen die Klimakrise verlangten.
Zugleich verwies Sharma auf jüngste Zusagen, die Hoffnung gäben: Etwa die Zusage grosser Wirtschaftsnationen der G20, im Ausland den Bau von Kohlekraftwerken nicht mehr mit öffentlichen Mitteln zu fördern. Auch der neue Pakt von gut 100 Staaten zum Stopp der Entwaldung bis 2030 sei wegweisend. Er räumte aber ein: «Wir müssen zusammen darauf achten, dass sich auch alle an ihre Zusagen halten.»
In Schottland ringen rund 200 Staaten darum, wie das Ziel noch erreicht werden kann, die Erderwärmung auf ein erträgliches Mass von maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Nach den bis zum Gipfel eingereichten Plänen der Staaten steuert die Welt mit ihren derzeitigen Plänen jedoch auf 2,7 Grad zu – mit katastrophalen Folgen. Geplantes Ende der Konferenz ist der 12. November.
Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth sieht noch schwierige Verhandlungen auf die Delegationen zukommen. Vor allem mit Blick auf die finanziellen Mittel für ärmere Staaten oder den umstrittenen Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens gebe es noch Klärungsbedarf, erläuterte Flasbarth.
Beim Artikel 6 geht es um den Handel mit Emissionsminderungen zwischen den Staaten und unter anderem darum, wie die Staaten sich eingesparte Treibhausgase auf ihre Klimabilanz anrechnen lassen können, ohne dass es zu Doppelanrechnungen kommt. Die Verhandler in Glasgow müssen laut Flasbarth auch noch klären, in welchem Zeitrahmen die nationalen Klimaschutz-Ziele überprüft werden sollen – etwa in Fünf-Jahres-Abständen oder alle zehn Jahre. Hier stehe eine Lösung noch aus.
Klima-Finanzierung als Verhandlungsschwerpunkt
Auch die transparente Berichterstattung über die Emissionsentwicklungen in den jeweiligen Staaten sei ein schwieriger Punkt. Vor allem für ärmere Staaten sei die zusätzliche Bürokratie, die mit Transparenzregeln einhergehe, eine Belastung, sagte Flasbarth. Hier würden die Staatenvertreter darum ringen, wie viel Flexibilität es geben könne und ob etwa besonders belasteten Staaten eine etwas weniger aufwendige Art der Berichterstattung zugestanden werden könne.
Ein weiterer Verhandlungsschwerpunkt ist demnach die Klima-Finanzierung, also das Geld, das Industriestaaten ärmeren Staaten jährlich zur Verfügung stellen wollen, um sie bei der Anpassung an den Klimawandel und dem Klimaschutz zu unterstützen. Bis 2025 wollen die Staaten diese Mittel auf 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr hochgeschraubt haben. Verhandelt wird unter anderem über die Zukunft dieser Mittel nach 2025 und darüber, welcher Anteil künftig in die Anpassung an Klimawandel-Folgen wie Extremwettereignissen fliessen soll. Die Staaten des globalen Südens und Umweltverbände fordern einen Anteil von 50 Prozent, bislang sind es laut OECD nur etwa 25 Prozent.
Greenpeace äussert Kritik
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte nach der ersten Konferenzwoche mehr Bewegung in den Verhandlungen. Es sei zwar eine schlechte Woche für Kohle-, Gas- und Ölkonzerne gewesen – «aber nicht schlecht genug», erklärte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan. Mit Blick auf öffentlichkeitswirksam verkündete Zusagen Dutzender Staaten zum Kohleausstieg, Schutz von Wäldern und der Verringerung des Methan-Ausstosses kritisierte sie, zu vieles davon sei rein freiwillig. Im Kleingedruckten gebe es zudem viele Schlupflöcher.
In der nun beginnenden zweiten Woche der Verhandlungen müsse Vertrauen aufgebaut werden, sagte Morgan, die seit gut 20 Jahren auf allen Klimakonferenzen dabei war. Nötig seien dazu «Durchbrüche» bei den Klimahilfen für arme Länder. «Wir sind hier in Glasgow, weil Leben auf dem Spiel stehen. Die nächste Woche ist ein Test für die Menschheit und die Zeit zu handeln.»