Ukraine-ÜbersichtDeutscher Kämpfer in der Ukraine getötet +++ Putins Erfolgsrezept im Donbass
Red.
4.6.2022
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podolja glaubt, dass sich der Krieg noch zwei bis sechs Monate hinziehen wird. Russland verstärkt seine Truppen in Sjewjerodonezk, um das nach wie vor gekämpft wird.
Red.
04.06.2022, 18:03
04.06.2022, 21:54
Red.
Russland hat den Abzug ukrainischer Soldaten aus der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine gemeldet. «Einige Einheiten der ukrainischen Armee, die bei den Kämpfen um Sjewjerodonezk schwere Verluste (in einigen Einheiten bis zu 90 Prozent) erlitten haben, ziehen sich in Richtung Lyssytschansk zurück», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Am Freitag gab ein Gouverneur noch an, Ukrainische Kämpfer hätten in der Stadt Sjewjerodonezk im Donbass Gebiete von Russland zurückerobert.
Bei den Kämpfen gegen die russischen Truppen in der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben ein deutscher Kämpfer getötet worden. Insgesamt vier ausländische Freiwillige, die auf der Seite der Ukraine gekämpft hatten, seien ums Leben gekommen, teilte eine Freiwilligenbrigade namens Internationale Verteidigungslegion der Ukraine mit. Neben dem Deutschen seien drei Männer aus den Niederlanden, Frankreich und Australien getötet worden.
Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben. Der Austausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, teilte das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorüberübergehend besetzten Gebiete am Samstag in Kiew mit.
Seit dem russischen Abzug aus der Gegend rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew Anfang April sind dort nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums die Leichen von mehr als 1'300 Zivilisten geborgen worden.
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Schulung von Artilleristen an westlicher Waffentechnik getroffen.
Eine Umfrage des SRF zeigt, dass neun Kantone insgesamt 400 neue Stellen schaffen mussten, um die Betreuung der Geflüchteten zu gewährleisten. Der Kanton Luzern musste demnach den Personalbestand bei den kantonalen Sozialbehörden um 86, der Kanton Freiburg um 69 Stellen aufstocken.
Das Wichtigste in Kürze:
Russland hat den Abzug ukrainischer Soldaten aus der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine gemeldet.
Bei den Kämpfen gegen die russischen Truppen ist nach ukrainischen Angaben ein deutscher Kämpfer getötet worden. Insgesamt vier ausländische Freiwillige, die auf der Seite der Ukraine gekämpft hatten, seien ums Leben gekommen.
Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben.
Im Donbass wird nach wie vor um die Stadt Sjewjerodonezk gekämpft. Die Ukrainer wollen Territorium zurückerobert haben, während Russland die Front mit Reservisten verstärkt.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak hofft, dass der Krieg in zwei bis sechs Monaten beendet werden kann.
Papst wartet auf «richtigen Moment» für Ukraine-Reise
Papst Franziskus ist noch zögerlich, was einen möglichen Besuch in der Ukraine angeht. Es sei nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen, die mehr Schaden anrichten als Gutes tun könnte, sagte er am Samstag einem ukrainischen Jungen, der ihn bei einer Audienz im Vatikan darauf ansprach.
Er denke viel an die Kinder in der Ukraine und habe den Wunsch, in das kriegsgeplagte Land zu reisen. Aber: «Ich muss den richtigen Moment finden, um es zu tun», sagte der Papst. Er erklärte, er werde über das Thema auch kommende Woche mit Vertretern der ukrainischen Regierung sprechen, die im Vatikan erwartet werden
18.20 Uhr
Russland meldet Abzug ukrainischer Einheiten aus Sjewjerodonezk
Russland hat den Abzug ukrainischer Soldaten aus der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine gemeldet. «Einige Einheiten der ukrainischen Armee, die bei den Kämpfen um Sjewjerodonezk schwere Verluste (in einigen Einheiten bis zu 90 Prozent) erlitten haben, ziehen sich in Richtung Lyssytschansk zurück», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag mit.
Wie viele Soldaten die Stadt verlassen haben sollen, ging aus der Erklärung nicht hervor. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Erklärtes Ziel der russischen Streitkräfte ist es, die gesamte Donbass-Region zu erobern, die seit 2014 bereits teilweise von pro-russischen Separatisten kontrolliert wird. Die Nachbarstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk liegen rund 80 Kilometer östlich von Kramatorsk, der Hauptstadt des ukrainisch kontrollierten Teils der Region Donezk. Sjewjerodonezk hatte vor Beginn der russischen Offensive rund 100.000 Einwohner,
18.11 Uhr
Rekord bei Argentiniens Weizenexporten
Argentinien hat im ersten Wirtschaftshalbjahr einen Rekord beim Export von Weizen erzielt. Nach Angaben der Branche wurde wegen des Krieges in der Ukraine auch mehr Weizen nach Afrika ausgeführt.
Das berichtete die argentinische Zeitung «La Nación» unter Berufung auf die Getreidebörse in Rosario am Freitagabend (Ortszeit). Zwischen Dezember 2021 und dem vergangenen Mai wurden einer Mitteilung der Getreidebörse zufolge mehr als 12,7 Millionen Tonnen ins Ausland geliefert, ein Höchstwert für diesen Zeitraum.
Der Analyse der Getreidebörse in Rosario zufolge hat unter anderem die Bedeutung Afrikas als Abnehmer zugenommen. «Die afrikanischen Länder erhalten in der Regel Weizen aus Russland oder der Ukraine, insbesondere die Länder im Norden des subsaharischen Afrikas», hiess es.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine habe mehrere dieser Länder veranlasst, argentinisches Getreide zu kaufen. Auch wenn Brasilien immer noch das Hauptziel der argentinischen Weizenlieferungen sei, so steige der Anteil Afrikas an den Lieferungen stark.
17.56 Uhr
Ukraine und Russland tauschen Leichen von Soldaten aus
Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben. Der Austausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, teilte das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung der vorüberübergehend besetzten Gebiete am Samstag in Kiew mit. Die Ukraine hatte Russland immer wieder aufgefordert, die getöteten Soldaten entgegenzunehmen, und der Führung in Moskau vorgeworfen, die eigenen Streitkräfte wie «Kanonenfutter» zu behandeln und sich nicht um eine würdige Beerdigung zu kümmern.
An dem Austausch seien ukrainische Geheimdienste und der Generalstab der Streitkräfte sowie weitere Sicherheitsstrukturen beteiligt gewesen, hieß es. Nach ukrainischen Angaben laufen auch weiter Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten. In russischer Gewalt sind Tausende ukrainische Kämpfer, darunter die Verteidiger von Mariupol, die dort im Stahlwerk Azovstal die Stellung gehalten hatten, bis Kiew die Stadt im Mai aufgab.
17.45 Uhr
Kantone brauchen mehr Betreuungspersonal für Geflüchtete
In den Bundesasylzentren wurden am Freitag vom Staatssekretariat für Migration (SEM) 55'379 Personen gezählt, die den Schutzstatus S beantragten. Die Kantone werden von der Anzahl sowie Betreuung der Flüchtenden schwer belastet. Am schwersten sind die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Bern, beide Basel, Schaffhausen, Thurgau und Tessin betroffen, die mehr Personen mit diesem Status aufnahmen, als der SEM-Verteilungsschlüssel gefordert hätte.
Eine Umfrage des SRF zeigt nun, dass neun Kantone insgesamt 400 neue Stellen schaffen mussten, um die Betreuung der Geflüchteten zu gewährleisten. Der Kanton Luzern musste demnach den Personalbestand bei den kantonalen Sozialbehörden um 86, der Kanton Freiburg um 69 Stellen aufstocken.
22 neue Stellen schuf der Kanton Schaffhausen, vier weitere wurden ausgeschrieben. «Alle Kantone suchen händeringend nach qualifiziertem Personal», so Andi Kunz, der das kantonale Sozialamt Schaffhausen leitet, gegenüber dem SRF. «Das wird eine grosse Herausforderung für uns», so Kunz über den aktuellen Fachkräftemangel.
Man sei auf diverse Szenarien vorbereitet, ein Dach über dem Kopf für Flüchtlinge sei sichergestellt. Jedoch gilt das Personal als kritische Grösse: «Wie schon damals während der Corona-Situation sind es nicht die Beatmungsgeräte und die Plätze in den Intensivstationen, sondern ist es das Personal, das die Geräte bedient – oder in unserem Fall die Geflüchteten begleitet», sagt Kunz.
16.29 Uhr
Vier Tote bei russischen Angriffen auf Dörfer in Luhansk
Bei russischen Angriffen auf die Ortschaft Hirske und eine Nachbargemeinde in der ukrainischen Region Luhansk sind nach Angaben von Gouverneur Serhij Hajdaj in den vergangenen Tagen vier Menschen ums Leben gekommen. Darunter seien auch eine Mutter und ihr Kind gewesen, teilte Hajdaj am Samstag auf Telegram mit.
Der Gouverneur berichtete zudem von anhaltend heftigen Strassenkämpfen in Sjewjerodonezk und im angrenzenden Lyssytschansk. Die Städte auf beiden Seiten des Flusses Siwerskyj Donez sind die letzten grösseren Gebiete in Luhansk, die noch nicht unter voller Kontrolle der russischen Streitkräfte oder prorussischer Separatisten stehen.
Sjewjerodonezk war laut Hajdaj zeitweise zu 90 Prozent in russischer Hand, zuletzt hätten aber ukrainische Truppen wieder an Boden gewonnen, berichtete er am Freitag. Unabhängig ließen sich seine Angaben nicht überprüfen.
16.11 Uhr
Laut Ukraine mehr als 1'300 Leichen im Grossraum Kiew geborgen
Seit dem russischen Abzug aus der Gegend rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew Anfang April sind dort nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums die Leichen von mehr als 1'300 Zivilisten geborgen worden. Die Toten seien gerichtsmedizinisch untersucht worden, 200 von ihnen seien noch nicht identifiziert, sagte Ministeriumssprecherin Aljona Matwejewa am Samstag.
In Orten wie Butscha wurden zahlreiche Tote in Massengräbern verscharrt oder einfach auf den Strassen zurückgelassen. Seit dem russischen Abzug wurden die Leichen exhumiert und Beweise für mögliche Anklagen wegen Kriegsverbrechen gesammelt.
15.30 Uhr
Deutscher Kämpfer in der Ukraine getötet
Bei den Kämpfen gegen die russischen Truppen in der Ukraine ist nach ukrainischen Angaben ein deutscher Kämpfer getötet worden. Insgesamt vier ausländische Freiwillige, die auf der Seite der Ukraine gekämpft hatten, seien ums Leben gekommen, teilte eine Freiwilligenbrigade namens Internationale Verteidigungslegion der Ukraine am Samstag mit. Neben dem Deutschen seien drei Männer aus den Niederlanden, Frankreich und Australien getötet worden.
Zu den Umständen des Todes der vier ausländischen Kämpfer oder dem Ort machte die Freiwilligenbrigade in ihrer Erklärung keine Angaben. Es hiess nur: «Wir haben unsere Brüder im Kampfe verloren, aber ihre Tapferkeit, ihr Gedenken und ihr Vermächtnis wird uns für immer inspirieren.» Der Erklärung waren Fotos der Männer im Kampfanzug und mit leichten Waffen beigefügt.
Nach Angaben der Organisation kämpfen Staatsbürger aus vielen Ländern auf Seiten der Ukraine, darunter aus Dänemark, Israel, Polen, Kroatien und Grossbritannien. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar die Bildung einer internationalen Brigade aus Freiwilligen angekündigt. Nach ukrainischen Angaben meldeten sich daraufhin rund 20.000 Freiwillige aus aller Welt. Russland hatte diese Woche erklärt, «hunderte» ausländischer Kämpfer in der Ukraine getötet zu haben.
12.50 Uhr
Russland holt sich Stahl aus Mariupol
Ein zweites Schiff hat angeblich im Hafen von Mariupol angelegt, um dort Stahl und andere Metalle abzutransportieren. Laut russischem TV habe Russland mit der Einnahme der Stadt und des grössten Stahlwerk Europas 3000 Tonnen Stahl erbeutet.
12 Uhr
Russland will «Lager ausländischer Söldner» zerstört haben
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein Zentrum zur Schulung von Artilleristen an westlicher Waffentechnik getroffen. «Mit hochpräzisen Luft-Boden-Raketen wurde eine Schlag gegen ein Artillerieausbildungszentrum der ukrainischen Streitkräfte im Raum Stezkiwka im Gebiet Sumy geführt», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag.
In dem Zentrum seien die Soldaten in der Handhabung der westlichen Haubitze M777 unterrichtet worden, fügte er hinzu. Moskau kritisiert seit Monaten die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Nach Ansicht des Kremls wäre der Krieg ohne die Rüstungshilfe schon beendet. Um diese Hilfe zu verringern, betont die russische Führung die Vernichtung westlicher Waffen und Freiwilliger besonders.
Konaschenkow erklärte so am Samstag auch, dass im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine «ein Lager ausländischer Söldner» durch einen Raketeneinschlag vernichtet worden sei.
Insgesamt hat nach russischen Angaben die eigene Luftwaffe in den vergangenen 24 Stunden mehr als 400 ukrainische Soldaten, 20 Kampf- und Schützenpanzer, rund ein Dutzend Artilleriegeschütze und Raketenwerfer sowie etwa 30 Fahrzeuge liquidiert. Die russische Luftabwehr soll zudem ein ukrainisches Transportflugzeug abgeschossen haben. Die Angaben sind unabhängig nicht zu überprüfen.
11.34 Uhr
Putins Erfolgsrezept: Artillerie und Luftwaffe
Der britische Geheimdienst äussert sich zu den Aktivitäten der russischen Luftwaffe. Diese habe es zu Beginn des Krieges versäumt, die ukrainische Flugabwehr auszuschalten und deshalb bei der Attacke auf Kiew versagt. Im Nachhinein seien feindliche Linien vor allem mit Marschflugkörpern angegriffen worden, deren Bestände sich jedoch dem Ende neigten.
Im Donbass sei die Aktivität der russischen Luftwaffe inzwischen hoch, wobei der Einsatz ungelenkter Bomben zu «grossflächiger Zerstörung» führe. In Kombination mit der Artillerie könne die Luftwaffe jetzt eine «überwältigende Feuerkraft» ausspielen, die ein «Schlüsselfaktor» der jüngsten Landgewinne gewesen sei, aber auch schwere Kollateralschäden mit sich bringe.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 4 June 2022
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) June 4, 2022
11.10 Uhr
Stoltenberg spricht mit Erdogan über Nato-Erweiterung
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über dessen Einwände gegen einen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands gesprochen. Er habe mit Erdogan ein konstruktives Telefonat geführt, schrieb Stoltenberg auf Twitter und nannte die Türkei einen «geschätzten Verbündeten».
Constructive phone call with President @RTErdogan. #Türkiye is a valued Ally & we commend their efforts to broker a deal over food security. We addressed #Finland's and #Sweden's #NATO accession & will continue our dialogue.
— Jens Stoltenberg (@jensstoltenberg) June 3, 2022
Erdogans Büro teilte nach dem Telefonat mit, Schweden und Finnland müssten klar machen, dass sie aufgehört hätten, «Terrorismus zu unterstützen», müssten Restriktionen auf Rüstungsexporte aufheben und bereit sein, «Bündnissolidarität zu zeigen». Das habe Erdogan auch gegenüber Stoltenberg betont.
Die beiden nordeuropäischen Staaten hatten ebenso wie andere als Reaktion auf den Einmarsch der Türkei in Nordsyrien 2019 Restriktionen auf Waffenlieferungen an die Türkei eingeführt. Ankara wirft ihnen zudem vor, die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zu unterstützen. Schweden und Finnland haben als Reaktion auf den russischen Angriffskriegs in der Ukraine bereits Anträge auf Aufnahme in die Nato gestellt. Die Türkei blockiert ihren Beitritt aber.
Stoltenberg schrieb am Freitagabend auf Twitter auch, dass er sich mit der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin getroffen und mit ihr über die Notwendigkeit gesprochen habe, die Bedenken der Türkei zu thematisieren, um voranzukommen. Kommende Woche ist in Brüssel ein Treffen mit den beteiligten Staaten geplant.
Great to meet with Prime Minister @MarinSanna of our close partner #Finland in Washington. We discussed the need to address #Turkey's concerns & move forward with the #NATO membership application by Finland & Sweden. pic.twitter.com/wPTjhYHMLy
— Jens Stoltenberg (@jensstoltenberg) June 3, 2022
10.30 Uhr
Polen zählt 3,8 Millionen Einreisen aus der Ukraine
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat der polnische Grenzschutz 3,82 Millionen Einreisen aus dem Nachbarland registriert. Am Freitag kamen 22'300 Menschen über die Grenze nach Polen, wie die Behörde am Samstag per Twitter mitteilte.
In die umgekehrte Richtung überquerten am Freitag 25'100 Menschen die Grenze aus Polen in die Ukraine. Es gibt seit mehreren Wochen täglich mehr Rückkehrende als Neuankömmlinge. Insgesamt sind seit Kriegsbeginn am 24. Februar rund 1,8 Millionen von Polen aus in die Ukraine eingereist. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden zum Grossteil um ukrainische Staatsbürger.
Sie reisen meist in Gebiete, die die ukrainische Armee zurückerobert hat. Es gibt keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele in andere EU-Staaten weitergereist sind. Die Ukraine hatte vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner. Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze.
9.45 Uhr
UN-Gespräche über Lebensmittelexporte mit Russland
UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths hat nach UN-Angaben mit russischen Vertretern «offene und konstruktive Gespräche» über Lebensmittelexporte vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Nahrungsmittelkrise geführt. UN-Sprecher Stephane Dujarric sagte Journalisten, Griffiths habe am Mittwoch und Donnerstag im russischen Aussenministerium sowie im Verteidigungsministerium Gespräche geführt.
Diese hätten darauf abgezielt, Wege zu finden, um Getreide und andere Lebensmittel von ukrainischen Schwarzmeerhäfen dem Weltmarkt zuzuführen. Am Montag hatte Rebeca Grynspan Moskau besucht, die Generalsekretärin der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung, die darum bemüht ist, russisches Getreide und russischen Dünger auf den Weltmarkt zu bringen. Dujarric sprach am Freitag von einer «Menge positiver Kommentare», es gebe jedoch «viele bewegliche Teile in diesem Puzzle.»
Er sei nicht in der Position, Berichte über ein mögliches Treffen in Istanbul am 8. Juni zu bestätigen, wenn der russische Aussenminister Sergej Lawrow die Türkei besichtigt. Auch die Einrichtung eines von den UN betriebenen «Beobachtungsmechanismus» mit Sitz in Istanbul für Getreideexporte aus der Ukraine wollte er nicht bestätigen.
Dujarric bestätigte ebenfalls nicht, dass der UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, einem engen russischen Verbündeten, über Exportangelegenheiten sprach. Unbestätigt liess er auch belarussische Medienberichte, die besagten, dass dabei die Möglichkeit erörtert worden sei, ukrainisches Getreide durch Belarus zu exportieren – im Tausch gegen Zugang für belarussische Produkte zu Häfen in Deutschland, dem Baltikum und Polen.
9.05 Uhr
Russland verstärkt Truppen in Sjewjerodonezk
Beim Kampf um die Stadt Sjewjerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat Russland die Angriffe nach ukrainischen Angaben mit Hilfe frischer Reserven fortgesetzt. «Mit Artillerieunterstützung führt der Feind Sturmhandlungen in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch, hat seine Gruppierung mit der mobilen Reserve des 2. Armeekorpus verstärkt, die Kämpfe in der Stadt halten an», teilte der ukrainische Generalstab am Samstag in seinem Lagebericht mit.
Russische Angriffe auf den Vorort Ustynowka seien ebenso erfolglos verlaufen wie eine versuchte Bodenoffensive im Raum Bachmut, berichtete der Generalstab. Die russischen Angriffe zielen darauf ab, die ukrainischen Truppen in Sjewjerodonezk von der Versorgung abzuschneiden und sie einzukesseln. Die Gegend um Sjewjerodonezk - Lyssytschansk ist ein Ballungsraum, in dem vor dem Krieg 380'000 Menschen lebten.
New: Russian Defense Minister Sergey Shoigu claimed that #Russian forces will “accelerate” the “special military operation” in #Ukraine in a meeting w/ Chechen Leader Ramzan Kadyrov on June 3, though they are unlikely able to do so.
Sie ist der letzte Flecken im Gebiet Luhansk, der noch von kiewtreuen Truppen gehalten wird. In der vergangenen Woche sind die russischen Truppen erstmals in Sjewjerodonezk eingedrungen, doch die vollständige Einnahme der früheren Grossstadt ist bislang nicht gelungen. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs verliefen auch die russischen Angriffe Richtung Slowjansk in der Nacht erfolglos.
Erstürmungsversuche seien in den Ortschaften Bogorodytschne und Wirnopillja zurückgeschlagen worden, die Russen hätten Verluste erlitten. Der Ballungsraum Slowjansk mit etwa einer halben Million Einwohner vor dem Krieg ist ein weiteres wichtiges Ziel der russischen Angriffe im Donbass. Dort liegt das Hauptquartier der ukrainischen Verteidigungskräfte in der Region.
Die Militärexperten des amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) teilten in einer aktuellen Lageeinschätzung mit, die Russen hätten im Raum Isjum etwa 20 taktische Bataillone für einen Vormarsch auf Slowjansk zusammengezogen. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die russischen Truppen dort in den nächsten Tagen substanzielle Fortschritte machten.
Laut dem ukrainischen Generalstab gibt es auch an anderen Frontabschnitten kaum Bewegung. Im Norden bei Charkiw sei der Feind ebenso in die Defensive gegangen wie im Süden des Landes. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
8.20 Uhr
Kiew hofft auf Kriegsende in zwei bis sechs Monaten
Die ukrainische Präsidialverwaltung prognostiziert, dass der russische Angriffskrieg noch bis zu einem halben Jahr dauern kann. «Das kann sich noch zwei bis sechs Monate hinziehen», sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Interview mit dem oppositionellen russischen Online-Portal «Medusa» mit Blick auf die mögliche Kriegsdauer am Freitagabend.
Am Ende hänge es davon ab, wie sich die Stimmung in den Gesellschaften Europas, der Ukraine und Russlands verändere. Verhandlungen werde es erst geben, wenn sich die Lage auf dem Schlachtfeld ändere und Russland nicht mehr das Gefühl habe, die Bedingungen diktieren zu können, sagte Podoljak. Er warnte dabei einmal mehr vor territorialen Zugeständnissen an Russland. Das werde den Krieg nicht beenden.
«Weil es für die Russische Föderation – und das hat Herr (Wladimir) Putin mehrmals gesagt - prinzipiell ist, dass allein die Existenz der ukrainischen Staatlichkeit schädlich ist.» Der russische Vormarsch ziele daher weniger auf die Eroberung konkreter Gebiete als auf die Zerstörung der Ukraine an sich. Podoljak schätzte die russischen Verluste auf insgesamt 80'000 Menschen. Das seien Tote und Verwundete bei der regulären Armee, den Separatisten und der Söldnertruppe «Wagner».
Allerdings räumte er ein, dass nach einer für Moskau katastrophalen Anfangsphase des Kriegs mit bis zu 1000 Kriegstoten pro Tag die derzeitigen Verluste der russischen und ukrainischen Truppen «vergleichbar» seien. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die eigenen Verluste jüngst auf täglich bis zu 100 Tote und 500 Verletzte beziffert.
8.15 Uhr
Kampf um Sjewjerodonezk hält an
Ukrainische Kämpfer haben nach Angaben eines Gouverneurs in der Stadt Sjewjerodonezk im Donbass Gebiete von Russland zurückerobert. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, erklärte am Freitag, es seien 20 Prozent des Stadtgebiets zurückerobert worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Donnerstag von Fortschritten im Kampf um Sjewjerodonezk gesprochen, jedoch keine Details genannt.
Zuvor hatte Hajdaj erklärt, dass die erbitterten Kämpfe in der Stadt andauerten, in der noch etwa 13'000 Menschen in Kellern ausharren und dabei unerbittlichem russischen Bombardement ausgesetzt sind. Hajdaj erklärte, russische Streitkräfte bombardierten auch die nahe gelegene Stadt Lyssytschansk. Dort sind etwa 20'000 Einwohner verblieben – etwa ein Fünftel der Bevölkerung vor dem russischen Angriffskrieg. Bei russischem Beschuss sei am Freitag in Lyssytschansk ein Zivilist getötet worden.
Die russischen Streitkräfte haben versucht, Lyssytschansk und Sjewjerodonezk einzukreisen, die beiden einzigen Städte in der Region Luhansk, die zuletzt nicht von russischen Streitkräften oder prorussischen Separatisten kontrolliert wurden. Die Region Luhansk bildet zusammen mit der Region Donezk den Donbass, das industrielle Kernland der Ukraine, das Russland einnehmen will.
Das britische Verteidigungsministerium erklärte, Russland kontrolliere inzwischen mehr als 90 Prozent von Luhansk und werde wahrscheinlich in den kommenden zwei Wochen vollständig die Kontrolle übernehmen. Hajdaj erklärte dagegen, die in den vergangenen zwei Tagen erreichten Fortschritte zeigten, dass die Ukraine in der Lage sein könnte, die russische Attacke über diesen Zeitraum abzuwehren, bis neue, modernere Waffen aus dem Westen eintreffen.
8.10 Uhr
Putin spricht über das Thema Energie
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht die Energieprobleme der USA und Europas nach eigenen Angaben als hausgemacht an. Die USA und Europa hätten Ängste vor dem Klimawandel geschürt, um die Unterstützung für erneuerbare Energien zu fördern, aber dann zu wenig investiert, sagte er im russischen Fernsehen.
Die Länder verfolgten eine kurzsichtige Politik, die zu stark auf erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasserstoff setze. Diese Technologien seien noch nicht bereit für einen breiten Einsatz oder seien zu teuer, sagte er. Europa und die USA spielten die Rolle dessen herunter, was sie ersetzen wollten, erklärte Putin: Kohlenwasserstoffe. Das Ergebnis seien eine Unterentwicklung, zu geringe Investitionen in Energie und steigende Preise.
Verschlimmert werde das Problem dadurch, dass sich die Europäer trotz Warnungen Moskaus dagegen entschieden hätten, langfristige Gaslieferverträge mit Russland beizubehalten. Die höheren Erdgaspreise haben auch die Preise für Düngemittel steigen lassen. In der Düngemittelproduktion wird viel Erdgas eingesetzt. «Aber wir haben davor gewarnt, und es steht in keiner Weise mit Russlands Militäroperation im Donbass in Verbindung», sagte Putin.
8 Uhr.
Chefunterhändler will nur aus starker Position verhandeln
Die Ukraine will nach Worten ihres Chefunterhändlers erst bei einer stärkeren Position im Krieg gegen Russland an den Verhandlungstisch zurückkehren. Für die Unterbrechung gebe es gute Gründe, solange in der Ostukraine schwere Gefechte stattfinden, sagte Dawyd Arachamija am Freitag im ukrainischen Fernsehen.
«Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden, wenn unsere Verhandlungsposition gestärkt ist», sagte der Fraktionsvorsitzende der Präsidentenpartei Diener des Volkes. Die Ukraine werde vor allem dadurch stärker, «dass die Waffen, die uns von internationalen Partnern ständig versprochen werden, endlich in ausreichender Menge eintreffen».
Arachamija hatte die Kiewer Delegation in Gesprächen mit Russland in den ersten Wochen des seit 100 Tagen andauernden Krieges geführt. Der Kontakt versandete aber, als nach dem Abzug russischer Soldaten Gräueltaten in Kiewer Vororten wie Butscha bekannt wurden. Präsident Wolodymyr Selenskyj will erst wieder verhandeln, wenn russische Truppen sich wenigstens auf die Grenzen von vor dem 24. Februar zurückziehen. Er will auch mit Kremlchef Wladimir Putin direkt sprechen, was Russland bislang ablehnt.