Ukraine-Überblick Wagner-Chef wirft Moskau «Irreführung» vor +++ Raketenangriff auf Kiewer Geheimdienstzentrale

Agenturen/red

21.6.2023

Störfeuer und Schützengräben: Mit Soldaten an der Front nahe Bachmut

Störfeuer und Schützengräben: Mit Soldaten an der Front nahe Bachmut

An der Front im Osten der Ukraine nahe Bachmut kämpfen ukrainische Soldaten gegen russische Truppen. Sie haben Schützengräben ausgehoben und schiessen aus ihren Stellungen.

20.06.2023

Ein schnelles Zurückdrängen russischer Truppen aus der Ukraine wird es Präsident Selenskyj zufolge nicht geben. In Brüssel verständigt sich die EU auf weitere Sanktionen gegen Moskau. Eine Konferenz legt die Basis für einen Wiederaufbau der angegriffenen Ukraine. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

Die Gegenoffensive der ukrainischen Armee wird nach Einschätzung vom Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht schnell zu einer Befreiung aller von Russland besetzten Gebiete führen. «Manche Menschen glauben, das ist ein Hollywood-Film, und erwarten jetzt Ergebnisse. Aber so ist es nicht», sagte er dem britischen Sender BBC laut einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag. «Was auf dem Spiel steht, sind Menschenleben.» Selenskyj dämpfte damit einmal mehr die Erwartungen an ein zeitnahes Zurückdrängen der russischen Truppen.

Die EU-Staaten verständigten sich unterdessen auf ein neues Paket mit Sanktionen gegen Russland. Es umfasst Strafmassnahmen gegen weitere Personen und Organisationen, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen, aber auch ein Instrument gegen die Umgehung von bereits erlassenen Sanktionen, wie die schwedische Ratspräsidentschaft in Brüssel mitteilte.

Bei einer Konferenz in London wurden am Mittwoch, dem 483. Tag des russischen Angriffskrieges, Fundamente für einen Wiederaufbau der Ukraine gelegt. An den Beratungen nahmen unter anderem die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen teil.

Von der Leyen: Kein Zweifel an künftigem EU-Beitritt der Ukraine

Die EU-Kommissionspräsidentin hat eigenen Angaben zufolge «keinen Zweifel» daran, dass die Ukraine eines Tages der EU beitreten wird. Kiew habe seine Reform-Agenda mit «beeindruckender Geschwindigkeit und Entschlossenheit beschleunigt», sagte sie in London. Der Kommissionschefin zufolge will die EU eingefrorenes russisches Vermögen für die Unterstützung der Ukraine einsetzen. Dafür werde die EU-Kommission vor der Sommerpause einen Plan vorlegen. Von der Leyen fügte hinzu: «Der Täter muss zur Verantwortung gezogen werden».

Blinken kündigt zusätzliche Mittel an

US-Aussenminister Antony Blinken kündigte in London 1,3 Milliarden US-Dollar an zusätzlichen Mitteln für die Ukraine an. Allein 520 Millionen Dollar seien für die Reparatur des ukrainischen Energienetzes vorgesehen, um es sauberer und widerstandsfähiger zu machen. Zusammen mit Reformen des Energiemarkts könne die Ukraine damit ein bedeutender Energieexporteur werden.

Selenskyj bremst Erwartungen

Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte der BBC, insgesamt laufe der ukrainische Vormarsch «langsamer als gewünscht». «Was auch immer einige wollen, einschliesslich der Versuche, uns unter Druck zu setzen - bei allem Respekt: Wir werden auf dem Schlachtfeld so vorgehen, wie wir es für richtig halten.» Der ukrainische Generalstabssprecher Andrij Kowaljow sprach ohne Details von Teilerfolgen an einigen Abschnitten. In der Ostukraine seien die ukrainischen Truppen hingegen weitgehend in der Defensive. Schwere Kämpfe gebe es zwischen Jampoliwka und Schypyliwka an der Grenze zwischen Luhansker und Donezker Gebiet.

Wiederaufbau der Ukraine bedeutet für Kiew ideologischen Sieg

Selenskyj betrachtet eine Wiederherstellung normaler Verhältnisse in der Ukraine als «ideologischen Sieg» über Russland. Das sagte er bei der Konferenz in London, zu der er per Video zugeschaltet war. Die Augen der Welt seien darauf gerichtet, ob Kiew dies mithilfe der Verbündeten gelingen werde. Die Freiheit müsse siegen. Nach dem Krieg soll die Ukraine, so Selenskyjs Hoffnung, Russland als Energielieferant für Europa ersetzen. «Die Ukraine kann und wird einer der Schlüssellieferanten für umweltfreundliche Elektroenergie und grünen Wasserstoff für Europa werden». Das Potenzial schätzte er auf über 360 Milliarden Euro.

Russland meldet Angriff mit drei Drohnen auf Moskau

Unweit der russischen Hauptstadt Moskau ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums am Mittwoch ein neuer Drohnenangriff abgewehrt worden. Drei unbemannte Flugkörper seien am frühen Morgen auf Objekte im Umland zugeflogen, dann aber vom Kurs abgelenkt und zum Absturz gebracht worden, teilte das Ministerium mit. Zwei Drohnen stürzten nahe einer Militäreinrichtung auf den Boden. Verletzt wurde nach diesen Angaben niemand. Moskau machte ohne Belege die Ukraine verantwortlich. Die Regierung in Kiew äusserte sich nicht.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste im Überblick

  • Heute startet in London die zweitägige Wiederaufbaukonferenz Ukraine Recovery Conference. Dabei ist auch Aussenminister Ignazio Cassis. Er wird unter anderem eine Rede an der Abschlusszeremonie halten.
  • Zum Auftakt der Konferenz wird eine per Video übertragene Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erwartet. Er sieht die Konferenz als neue Stärkung für sein vom russischen Angriffskrieg gezeichnetes Land.
  • Russland hat den Abschuss von Drohnen nahe einer Militärbasis in der Region Moskau gemeldet.
  • In Kiew sind rund 100'000 Haushalte von Stromausfällen betroffen.
  • Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer in den russisch kontrollierten Gebieten nach Angaben Moskaus auf 41 gestiegen.
  • Wegen falsch berechneter Kosten bei der Militärhilfe für die Ukraine hat die US-Regierung mehr als 6 Milliarden Dollar zusätzlich zur Unterstützung Kiews zur Verfügung.
  • Die Entwicklungen von Dienstag findest du hier.
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    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 21. Juni 2023

  • 21.31 Uhr

    Kiewer Geheimdienst räumt russischen Angriff auf eigene Zentrale ein

    Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat Berichte über einen russischen Raketenschlag gegen seine Zentrale bestätigt. Die Angriffe hätten Ende Mai stattgefunden, aber «weder das gewünschte noch das verkündete Ziel erreicht», sagte der Sprecher der Behörde, Andrij Jussow am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Über den Raketenschlag hatte unter anderem Russlands Präsident Wladimir Putin berichtet.

    Die russische Führung hat immer wieder damit gedroht, Schläge gegen die «Entscheidungszentren» der Ukraine zu führen. Erste Informationen über einen Angriff auf die HUR-Zentrale tauchten am 29. Mai auf. Augenzeugen berichteten damals über Explosionen auf der Kiewer Rybalskyj-Insel (eigentlich eine Halbinsel) im Dnipro. Offiziell gab es damals keine Stellungnahme aus Kiew. Zu den Folgen des Angriffs wollte sich Jussow auch jetzt nicht äussern. Das werde er erst nach dem Krieg tun, sagte er.

    In einigen russischen Medien hiess es, dass bei dem Beschuss auch der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow verletzt worden sei. Nach wochenlangem Schweigen tauchte Budanow am Dienstag das erste Mal im ukrainischen Fernsehen wieder auf. Äusserlich waren ihm dabei keine Verletzungen anzusehen.

  • 20.17 Uhr

    Wagner-Chef wirft Moskau «Irreführung» des russischen Volkes vor

    Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner hat Moskau vorgeworfen, die Menschen in Russland über den Verlauf der ukrainischen Offensive zu belügen. «Sie führen das russische Volk in die Irre», sagte Jewgeni Prigoschin in einer am Mittwoch von seinen Sprechern veröffentlichten Sprachnachricht. «Grosse Gebiete sind an den Feind abgegeben worden», fügte er hinzu.

    Kiew hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive im Süden und Osten der Ukraine gestartet, um im vergangenen Jahr verlorene Gebiete zurückzuerobern. Russlands Präsident Wladimir Putin hat wiederholt behauptet, dass die ukrainische Offensive fehlschlage.

    Doch Wagner-Chef Prigoschin, dessen Söldner seit Monaten Angriffe auf Städte in der Ostukraine angeführt haben, beschuldigte das Verteidigungsministerium, nicht die Wahrheit zu erzählen. Eine Reihe von Dörfern, darunter Pjatychatky, seien verloren gegangen, sagte Prigoschin und verwies auf fehlende Waffen und Munition. Seinen Angaben zufolge haben ukrainische Truppen auch schon versucht, den Fluss Dnipro zu überqueren, eine natürliche Barriere an der Front.

    «All dies wird vor allen total versteckt», sagte der 62-Jährige. «Eines Tages wird Russland aufwachen, nur um zu entdecken, dass auch die Krim an die Ukraine übergeben wurde», mahnte er.

    Der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin.
    Der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin.
    Archivbild: -/AP/dpa
  • 20.12 Uhr

    Von der Leyen: Russisches Vermögen soll Ukraine zugutekommen

    Die EU will eingefrorenes russisches Vermögen für die Unterstützung der Ukraine einsetzen. Dafür werde die EU-Kommission noch vor der Sommerpause einen Plan vorlegen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei einer Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine am Mittwoch in London. Sie fügte hinzu: «Der Täter muss zur Verantwortung gezogen werden».

    Ähnlich äusserte sich die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock am Rande der Konferenz. Für den Wiederaufbau der Ukraine sei es essenziell, dass Moskau mittelfristig in die Pflicht genommen werde, sagte die Ministerin vor Journalisten. Russland habe die Schäden in der Ukraine verursacht. Sie fügte hinzu: «Derjenige, der mit allen Regeln des internationalen Rechts bricht, der Charta der Vereinten Nationen, der muss dafür verantwortlich gemacht werden und für diesen Wiederaufbau und die Schäden, die er angerichtet hat, am Ende bezahlen.»

    Der russische Botschafter in London, Andrej Kelin, bezeichnete entsprechende Pläne in einem am Mittwochabend ausgestrahlten Interview des britischen Senders Sky News als illegal. «Niemand kann dieses Geld verwenden, es ist Geld des Staates», sagte Kelin über die rund 350 Milliarden US-Dollar, die westliche Staaten an russischen Geldern eingefroren haben.

  • 19.30 Uhr

    UNO vergleicht Minenräumung in der Ukraine mit Europa nach dem Zweiten Weltkrieg

    Die UNO hat die bevorstehende Minenräumung in der Ukraine mit der Räumung von Sprengstoffen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen. «Womit wir in der Ukraine konfrontiert sind, gleicht sehr womit Europa am Ende des Zweiten Weltkriegs konfrontiert war», sagte der Leiter des UN-Programms für Minenräumung, Paul Heslop, am Mittwoch in Genf. Heslop verwies darauf, dass Europa 15 Jahre gebraucht habe, um das Problem zu lösen.

    Um die Landminen zu räumen, die die ukrainische Wirtschaft am meisten bremsen, veranschlagte Heslop für die kommenden fünf Jahre bis zu 300 Millionen Dollar pro Jahr an Kosten. Die UNO will Kiew bei der Bewältigung dieser Aufgabe helfen.

    «Was wir in den kommenden drei bis fünf Jahren tun können, ist uns mit den 75 bis 80 Prozent des Problems zu befassen, das die wirtschaftliche Notlage verursacht», sagte der Minenexperte. Die restlichen Minen sollten zu einem späteren Zeitpunkt geräumt werden.

    Heslop rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, bei der Finanzierung der Minenräumung zu helfen. Die Ukraine könne so, «ihren Platz als landwirtschaftliches Zentrum wieder einnehmen» und so die «Lebensmittelpreise für alle senken». Bisher wurden rund 35 Millionen Dollar für die Minenräumung zusammengetragen.

    Bisher wurden rund 35 Millionen Dollar für die Minenräumung in der Ukraine zusammengetragen.
    Bisher wurden rund 35 Millionen Dollar für die Minenräumung in der Ukraine zusammengetragen.
    Symbolbild: Keystone
  • 19.07 Uhr

    Selenskyj über Gegenoffensive – Kein «Hollywood-Film»

    Vor rund zwei Wochen hat die Ukraine ihre lang erwartete Gegenoffensive gestartet. Der Vormarsch laufe allerdings «langsamer als gewünscht», sagt der ukrainische Präsident.

    Mit Blick auf die laufende Gegenoffensive hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einmal mehr die Erwartungen an eine schnelle Befreiung aller besetzter Gebiete gedämpft. «Manche Menschen glauben, das ist ein Hollywood-Film, und erwarten jetzt Ergebnisse. Aber so ist es nicht», sagte Selenskyj dem britischen Sender BBC. «Was auf dem Spiel steht, sind Menschenleben.»

    Insgesamt laufe der Vormarsch «langsamer als gewünscht», meinte der ukrainische Staatschef, offensichtlich auch mit Blick auf die Erwartungen anderer. Aus dem BBC-Beitrag ging dies nicht klar hervor – aus dem Interview mit Selenskyj veröffentlichte der Sender nur Ausschnitte. «Was auch immer einige wollen, einschliesslich der Versuche, uns unter Druck zu setzen – bei allem Respekt: Wir werden auf dem Schlachtfeld so vorgehen, wie wir es für richtig halten.»

    Selenskyj fügte hinzu, dass grosse russische Minenfelder das Vorankommen der ukrainischen Truppen erschwerten. Insgesamt seien 200’000 Quadratkilometer durch die Russen vermint worden.

    Wolodymyr Selenskyj: Russische Minenfelder erschweren das Vorankommen der ukrainischen Truppen.
    Wolodymyr Selenskyj: Russische Minenfelder erschweren das Vorankommen der ukrainischen Truppen.
    Archivbild: dpa
  • 18.15 Uhr

    Opferzahl nach Flutkatastrophe in Südukraine auf über 60 gestiegen

    Mindestens 62 Menschen sind in der südukrainischen Region Cherson nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes vor rund zwei Wochen ums Leben gekommen. Russische Besatzungsbehörden sprachen am Mittwoch auf Telegram von 41 Toten an dem von Russland okkupierten Südufer des Dnipros. Die ukrainischen Behörden gaben die Anzahl der Toten auf der anderen Seite des Flusses mit mindestens 21 an. Vermutet wird, dass die tatsächlichen Opferzahlen höher sind.

    Nach Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko wurden 5 der 21 Menschen durch russischen Beschuss getötet. 28 weitere Personen wurden demnach verletzt. Erst am Vortag starb nach Angaben der Ukraine und der Vereinten Nationen ein Helfer, nachdem russische Artillerie sein Team in Cherson beschossen hatte.

    Da die von Russland besetzten Orte besonders stark vom Hochwasser betroffen sind, wird befürchtet, dass insbesondere dort deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen sind als bekannt. Das ukrainische Militär vermutet in der besetzten Ortschaft Oleschky mehr als 500 Tote. Die russische Armee habe nur Menschen mit einem russischen Pass evakuiert, so die Behauptung.

    Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen. Während im ukrainisch kontrolliertem Flutgebiet jedoch internationale Hilfsorganisationen wie die UN arbeiten, sind die von Russland besetzten Gebiete für internationale Beobachter und Helfer nur schwer zugänglich.

    Rettungskräfte transportieren Bewohner mit Booten, die aus einem überfluteten Viertel in Cherson evakuiert werden sollen. 
    Rettungskräfte transportieren Bewohner mit Booten, die aus einem überfluteten Viertel in Cherson evakuiert werden sollen. 
    Bild: Libkos/AP/dpa
  • 16.11 Uhr

    Korruption bleibt Hürde für EU-Beitrittsgespräche mit Ukraine

    Die Korruption bleibt eine grosse Hürde für EU-Beitrittsgespräche mit der Ukraine. Das geht aus einem Zwischenbericht der Europäischen Kommission zu den Reformfortschritten des Landes hervor, wie Diplomaten am Mittwoch in Brüssel mitteilten. Danach hat die Ukraine bisher zwei von sieben Kriterien erfüllt, die Voraussetzung für den von Kiew gewünschten Start der Verhandlungen sind.

    EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi informierte die Botschafter der Mitgliedsländer mündlich über die Lage. «Die Haupthürden für die Ukraine sind die Reform des Verfassungsgerichts und der Kampf gegen die Korruption und die Oligarchen», sagte ein Diplomat anschliessend. Umgesetzt habe die Ukraine dagegen die Brüsseler Empfehlungen, um den politischen Einfluss auf die Medien zu verringern und das Justizsystem zu reformieren.

    Die EU hatte die Ukraine und das benachbarte Moldau vor fast genau einem Jahr zu Beitrittskandidaten erklärt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dringt auf einen Beginn der eigentlichen Beitrittsverhandlungen bis zum Jahresende. Während Polen und die Baltenstaaten dies unterstützen, zeigten sich Deutschland und die Niederlande zuletzt zurückhaltend.

  • 15.35 Uhr

    EU-Staaten einigen sich auf weitere Russland-Sanktionen

    Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich auf ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland geeinigt. Enthalten seien darin unter anderem Massnahmen, die der Umgehung bestehender Sanktionen dienten, teilte die schwedische Ratspräsidentschaft am Mittwoch mit. Aber auch Sanktionen gegen weitere Unterstützer des russischen Angriffskriegs in der Ukraine seien darunter. Details sollen noch diese Woche öffentlich werden, wenn die Sanktionen formal beschlossen sind.

    Es ist das elfte Sanktionspaket der EU gegen Russland seit Beginn der Invasion ins Nachbarland am 24. Februar 2022. Die Strafmassnahmen richteten sich gegen Banken, Unternehmen und den für Russland wichtigen Energiesektor. Mehr als 1000 Personen wurden Konten in der EU eingefroren und sie wurden mit Reiseverboten belegt

  • 15.22 Uhr

    US-Bomber landen für Militärübung erstmals in Schweden

    Für eine Militärübung sind erstmals zwei US-Bomber auf dem Staatsgebiet des Nato-Beitrittskandidaten Schweden gelandet. Wie die schwedische Luftwaffensprecherin Louise Levin am Mittwoch mitteilte, landeten bereits am Montag zwei US-Kampfflugzeuge vom Typ B-1B Lancer auf dem Flughafen Lulea-Kallax in Nordschweden für eine «gemeinsame Übung der Luftwaffe und der Armee mit der Bomber Task Force».

    Nach Angaben des Militärs war es die erste Landung von US-Kampfflugzeugen in Schweden in der neueren Geschichte des Landes. «In diesen unsicheren Zeiten und während wir auf die Nato-Mitgliedschaft warten, ist es wichtig, starke Partner zu haben», teilte das Militär weiter mit.

    Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson hatte sich zuvor bereiterklärt, Nato-Truppen und Material auf schwedischem Boden zu stationieren. Ihre Anwesenheit soll demnach zur Abschreckung gegen potentielle russische Aktionen beitragen, nach Kristerssons Worten ein «klares Signal an Russland» senden und Schwedens Verteidigungsfähigkeiten stärken.

    US-Bomber vom Typ B-1B Lancer am 19. Juni 2023 auf dem Flughafen Lulea-Kallax in Nordschweden.
    US-Bomber vom Typ B-1B Lancer am 19. Juni 2023 auf dem Flughafen Lulea-Kallax in Nordschweden.
    Bild: KEYSTONE
  • 13.12 Uhr

    Selenskyj will Ukraine zum Wasserstoff-Lieferanten machen

    Die Ukraine soll nach einem Ende des russischen Angriffskriegs nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland auch als Energielieferant für Europa ersetzen. «Die Ukraine kann und wird einer der Schlüssellieferanten für umweltfreundliche Elektroenergie und grünen Wasserstoff für Europa werden», sagte Selensky am Mittwoch in einem Video-Auftritt bei der Wiederaufbaukonferenz für sein Land in London. Das Potenzial bezifferte er auf mehr als 360 Milliarden Euro.

    «Ich meine, dass es zum grünen Umbau der Wirtschaft keine Alternative gibt», sagte Selenskyj. «Die russische Aggression hat bewiesen, dass die grüne Transformation eine der Schlüsselbedingungen für Sicherheit ist.» Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert bald 16 Monate. 2020 hatte bereits der damalige deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Ukraine als künftigen Lieferanten für grünen Wasserstoff genannt.

  • 12.50 Uhr

    Selenskyj sieht Wiederaufbau als «ideologischen Sieg»

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betrachtet eine Wiederherstellung normaler Lebensverhältnisse in der Ukraine als «ideologischen Sieg» über Russland. Das sagte Selenskyj am Mittwoch bei einer Wiederaufbaukonferenz für sein Land in London. Die Augen der Welt seien darauf gerichtet, ob dies der Ukraine mithilfe der Verbündeten gelingen werde. Die Freiheit müsse siegen, sagte Selenskyj, der per Videolink zugeschaltet war.

    Zuvor hatten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Aussenminister Antony Blinken in ihren Reden die Reformbemühungen des Landes gelobt und die fortwährende Unterstützung der EU und der USA zugesagt.

    Bei der Ukraine Recovery Conference am Mittwoch und Donnerstag in der britischen Hauptstadt sollen die Fundamente für den Wiederaufbau des Landes gelegt werden. Im Fokus steht dabei, wie privatwirtschaftliche Unternehmen dazu ermutigt werden können, in dem vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Land zu investieren.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betrachtet die Herstellung normalen Lebensverhältnisse in der Ukraine als «ideologischen Sieg» über Russland.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betrachtet die Herstellung normalen Lebensverhältnisse in der Ukraine als «ideologischen Sieg» über Russland.
    Archivbild: Keystone
  • 12.31 Uhr

    Von der Leyen: Russisches Vermögen soll Ukraine zugute kommen

    Die EU will eingefrorenes russisches Vermögen für die Unterstützung der Ukraine einsetzen. Dafür werde die EU-Kommission noch vor der Sommerpause einen Plan vorlegen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei einer Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine am Mittwoch in London. Sie fügte hinzu: «Der Täter muss zur Verantwortung gezogen werden.»

    Bei der Ukraine Recovery Conference am Mittwoch und Donnerstag in der britischen Hauptstadt sollen die Fundamente für den Wiederaufbau des Landes gelegt werden. Im Fokus steht dabei, wie privatwirtschaftliche Unternehmen dazu ermutigt werden können, in dem vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Land zu investieren.

    Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte im Vorfeld der Konferenz bereits eine «Wiederaufbau-Offensive» angekündigt. Im kommenden Jahr soll die Konferenz von Deutschland ausgerichtet werden.

  • 10.58 Uhr

    Grössere Stromausfälle in Kiew

    In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es zu grösseren Stromausfällen gekommen. Laut Angaben der Militärverwaltung der Dreimillionenstadt waren am Mittwoch rund 100'000 Haushalte von Abschaltungen betroffen. Bilder zeigten zudem stillstehende Strassenbahnen. Als Ursache für den ausgefallenen Strom in fünf Stadtbezirken wurde ein «Systemausfall im Stromnetz» genannt. Dem Stromversorger DTEK zufolge sei auch das Kiewer Umland betroffen.

    Tags zuvor hatte es bereits in mehreren Stadtteilen der Hauptstadt kurzzeitig Stromausfälle gegeben. Dem war eine Attacke russischer Drohnen vorangegangen. Behördenangaben zufolge wurden jedoch alle feindlichen Ziele abgefangen.

    Die Ukraine wehrt seit fast 16 Monaten eine russische Invasion ab. Russland hatte dabei im vergangenen Herbst und Winter gezielt die Stromversorgung und dabei insbesondere Umspannwerke mit Raketen und Kampfdrohnen angegriffen. Seit dem Ende der Heizsaison im Frühjahr hatte es jedoch keine grösseren Blackouts mehr gegeben.

    Eine Frau in Kiew behilft sich im November 2022 nach einem Stromausfall mit Kerzenlicht. 
    Eine Frau in Kiew behilft sich im November 2022 nach einem Stromausfall mit Kerzenlicht. 
    Archivbild: Keystone
  • 10.40 Uhr

    Moskau meldet 41 Tote nach Überflutungen in besetzten Gebieten

    Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer in den russisch kontrollierten Gebieten nach Angaben Moskaus auf 41 gestiegen. «Leider hat sich die Zahl der Toten auf 41 erhöht», erklärte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Region Cherson, Andrej Aleksejenko, am Mittwoch. Am Samstag hatten die russischen Behörden noch von 29 Toten gesprochen.

    In den von der Ukraine kontrollierten Gebieten starben aktuellen Zahlen aus Kiew zufolge 16 Menschen, weitere 31 wurden vermisst.

    Der in russisch besetztem Gebiet liegende Staudamm am Fluss Dnipro war am 6. Juni teilweise zerstört worden, riesige Mengen Wasser traten aus und überschwemmten weitflächige Gebiete. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein.

    Überflutetes Haus in der Region Cherson am 8. Juni 2023 nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms.
    Überflutetes Haus in der Region Cherson am 8. Juni 2023 nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms.
    Archivbild: Keystone
  • 9.33 Uhr

    Russland meldet Abschuss von Drohnen in Region Moskau

    Russland hat am Mittwoch den Abschuss zweier Drohnen in der Nähe eines Militärstützpunkts in der Region Moskau gemeldet. Die beiden Drohnen seien um 05.30 Uhr und 05.50 Uhr (Ortszeit, 04.30 und 04.50 Uhr MESZ) beim Anflug auf Depots des rund 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt gelegenen Stützpunkts abgestürzt, erklärte Regionalgouverneur Andrej Worobjow auf im Online-Dienst Telegram. Es habe weder Opfer noch Schäden gegeben.

    Die beiden Drohnen seien vom «russischen Militär abgeschossen» worden, erklärte Worobjow weiter. Ihre Trümmer und das Absturzgebiet werden nun von russischen «Spezialdiensten» untersucht. Der Gouverneur rief die Bewohner in dem Gebiet auf, «Ruhe zu bewahren».

    Seit Beginn einer ukrainischen Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete haben Drohnenangriffe von beiden Seiten zugenommen. Sie zielen zunehmend auch auf russische Grenzgebiete sowie auf russische Militärbasen und Energie-Infrastruktur; Angriffe auf die rund 500 Kilometer von der ukrainischen Hauptstadt entfernte russische Hauptstadt und ihre Umgebung sind aber selten.

    Anfang Mai waren zwei Drohnen über dem Kreml abgeschossen worden, Ende Mai dann wurden bei einem Drohnenangriff auf Moskau einige Wohnhäuser beschädigt. Russland machte die Ukraine für die Angriffe verantwortlich.

    Sicherheitskräfte in Moskau am 30. Mai 2023 nachdem es hier nach russischen Behörden angeblich zu einem Drohnenangriff der Ukraine gekommen war. 
    Sicherheitskräfte in Moskau am 30. Mai 2023 nachdem es hier nach russischen Behörden angeblich zu einem Drohnenangriff der Ukraine gekommen war. 
    Archivbild: Keystone
  • 8.47 Uhr

    London: Russland verstärkt Verteidigungsanlagen an der Krim

    Russland hat seine Verteidigungsanlagen in den besetzten Gebieten in der Ukraine nach Informationen britischer Geheimdienste weiter ausgebaut. Vor allem in der Nähe der bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim seien erhebliche Anstrengungen unternommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. «Dazu gehört eine ausgedehnte Verteidigungszone von 9 Kilometern Länge, 3,5 Kilometer nördlich der Stadt Armjansk, auf der schmalen Landbrücke, die die Krim mit dem Gebiet Cherson verbindet», betonte die Behörde.

    Die ausgeklügelten Verteidigungsstellungen unterstreichen London zufolge die russische Einschätzung, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sind, die Krim direkt anzugreifen. «Für Russland hat die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Halbinsel weiterhin höchste politische Priorität», hiess es weiter. An mehreren Frontabschnitten in der Südukraine werde weiter heftig gekämpft.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

  • 8.01 Uhr

    Kiew: Noch keine russische Atomwaffen nach Belarus verlegt

    Russland hat nach ukrainischen Angaben entgegen jüngster Äusserungen von Kremlchef Wladimir Putin und dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko noch keine taktischen Atomwaffen in Belarus stationiert. «Der Prozess der Vorbereitung für deren mögliche Verlegung dauert an», sagte Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow im ukrainischen Fernsehen. Die Lagerstätten würden vorbereitet, doch sei kein einziger Gefechtskopf bewegt worden.

    Zunächst hatte Putin erklärt, die Waffen würden nach Belarus verlegt, nachdem die Lagerstätten für sie im Juli hergerichtet seien. Doch am Dienstag vergangener Woche sagte Lukaschenko, dass einige bereits in sein Land gebracht worden seien. Daraufhin bestätigte Putin dies am Freitag und erklärte, einige der Atomwaffen seien als Abschreckung gegen westliche Bemühungen nach Belarus verlegt worden, Russland eine Niederlage in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine beizufügen.

  • 5.02 Uhr

    Stoltenberg: Nato unterstützt Ukraine bei Modernisierung des Militärs

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der Ukraine weitere Hilfen für die Modernisierung des Militärs des Landes in Aussicht gestellt. «Im Zuge des Gipfels werden die Alliierten ein mehrjähriges Hilfspaket verabschieden, das die Ukraine an Nato-Standards heranführen wird», sagte Stoltenberg der Berliner Zeitung «Tagesspiegel» (Mittwoch) mit Blick auf das Treffen der Staats- und Regierungschefs der 31 Mitgliedstaaten im Juli in der litauischen Hauptstadt Vilnius. «Mit unserer Hilfe soll das ukrainische Militär den Übergang schaffen von einer Armee nach altem sowjetischen Muster hin zu einer modernen Streitmacht, die nach Nato-Standards arbeitet.»

    Stoltenberg führte die jüngsten Entwicklungen in den Kampfgebieten an, um die Bedeutung der fortdauernden Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes zu unterstreichen. «Wir beobachten, dass die Ukraine nach Monaten, in denen ihre Armee von uns ausgebildet und ausgerüstet wurde, wieder Landgewinne verbuchen kann», sagte Stoltenberg. «Es ist aber schwieriges Gelände, und die russische Armee hat feste Verteidigungsstellungen errichtet, auch Minenfelder und Panzersperren.» Es sei nicht leicht für die Ukrainer voranzukommen – deswegen sei die Unterstützung so wichtig.

    Der Gipfel des Verteidigungsbündnisses ist für den 11. und 12. Juli geplant. Dabei soll es unter anderem um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen, die sich seit Februar 2022 im Abwehrkampf gegen den Angreifer Russland befindet.

  • 4.45 Uhr

    Ukraine: Schäden durch Damm-Zerstörung bei 1,2 Milliarden Euro

    Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms am 6. Juni hat nach ukrainischer Darstellung Schäden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro verursacht. «Es gibt Dinge, die wir nie werden wiederherstellen können», sagt Umweltminister Ruslan Strilets bei einer Videokonferenz mit seinen EU-Kollegen. Ganze Ökosysteme seien durch die Zerstörung des Damms ins Schwarze Meer geschwemmt worden. Wie die Summe berechnet wurde, bleibt zunächst unklar.

    Strilets zufolge sind derzeit etwa eine Million Menschen nun ohne Trinkwasser. Zudem würden Trümmer in andere Länder geschwemmt. «Europa wird russische Minen an seinen Stränden finden», sagte Strilets weiter.

    Die südukrainische Stadt Oleschky, die an einem Seitenarm des Dnepr und in der Nähe des Schwarzen Meers liegt, steht seit der Zerstörung des Kachowka-Staudamms unter Wasser. (10. Juni 2023)
    Die südukrainische Stadt Oleschky, die an einem Seitenarm des Dnepr und in der Nähe des Schwarzen Meers liegt, steht seit der Zerstörung des Kachowka-Staudamms unter Wasser. (10. Juni 2023)
    Bild: Keystone/AP Photo/Evgeniy Maloletka
  • 4.30 Uhr

    Dammzerstörung verschafft Russland offenbar strategischen Vorteil

    Nach Einschätzung des ukrainischen Militäranalysten Roman Switan entsteht Russland durch die Überflutungen nach der Zerstörung des Kachovka-Staudamms ein strategischer Vorteil. In der Region Cherson sei es der Ukraine aufgrund der Überflutung nicht möglich, ihre Gegenoffensive durchzuführen.Russland müsse daher einen rund 300 Kilometer langen Abschnitt der mehr als 1000 Kilometer langen Frontlinie nicht mehr intensiv bewachen. In der Folge habe das russische Militär etwa 20’000 Soldaten aus Cherson verlegt und so seine Präsenz in den heftig umkämpften Regionen Saporischschja und Donezk verstärken können.

    Ukrainische Soldaten beschiessen russische Stellungen nahe Bachmut. (19. Juni 2023)
    Ukrainische Soldaten beschiessen russische Stellungen nahe Bachmut. (19. Juni 2023)
    Bild: Keystone/EPA/STR
  • 4.15 Uhr

    Mindestens 21 Menschen durch Dammzerstörung getötet

    Das ukrainische Innenministerium zählt inzwischen insgesamt 21 bestätigte Tote infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine. Darunter seien auch fünf Personen, die durch russischen Beschuss während der Evakuierung betroffener Gebiete getötet worden seien. Weitere 28 Menschen seien verletzt worden, schrieb Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram.

  • 3.06 Uhr

    Selenskyj: Dammbruch-Fluthelfer durch russischen Beschuss getötet

    Durch russischen Artilleriebeschuss im Gebiet des zerstörten Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Fluthelfer getötet worden. Etliche weitere seien bei dem Angriff in der Region Cherson verletzt worden, sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner Videobotschaft. Der ukrainische Militäranalyst Roman Switan erklärte, Russland habe rund 20’000 Soldaten aus Gegenden in Cherson verlegt, nachdem es für ukrainische Truppen nach Überflutungen durch den jüngsten Dammbruch unmöglich geworden sei, dort ihre Gegenoffensive auszuführen.

    Wegen der Überflutungen sei es für die Kreml-Truppen nicht länger notwendig, einen rund 300 Kilometer langen Abschnitt der mehr als 1000 Kilometer umfassenden Frontlinie zu bewachen, sagte Switan. Dies habe es Moskau wiederum ermöglicht, seine Militärpräsenz in den Regionen Saporischschja und Donezk zu verstärken, wo heftige Kämpfe tobten. Derzeit scheine der Fokus der ukrainischen Gegenoffensive auf Saporischschja zu liegen. Ziel sei es, den russischen Landkorridor zur ukrainischen Halbinsel Krim zu durchbrechen, die Moskau 2014 illegal annektierte, ergänzte der Militärexperte.

    Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar meldete am Dienstag, dass ihre Soldaten im Süden an einigen Orten vorrückten. In anderen Gegenden «kommt der Feind voran», erklärte sie. Maljar warnte vor zu hohen Erwartungen. Fortschritte bei der Gegenoffensive solle man nicht «allein an Kilometern oder der Zahl befreiter Siedlungen» messen.

  • 2.28 Uhr

    Baerbock kündigt «Wiederaufbau-Offensive» an

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock will dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine eine «Wiederaufbau-Offensive» entgegensetzen. Das sagte die Grünen-Politikerin kurz vor dem Start der Wiederaufbaukonferenz Ukraine Recovery Conference in London heute und am Donnerstag laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amts.

    Der Wiederaufbau des Landes sei eine «kolossale Aufgabe», sagte Baerbock und fügte hinzu: «Allein im Jahr 2022 hat die Ukraine 29 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts verloren, die Inflation lag bei bis zu 27 Prozent.» Zudem rechne die Weltbank damit, dass der Wiederaufbau in den kommenden zehn Jahren mehr als 400 Milliarden Dollar kosten werde.

    Deutschland stelle «massive neue humanitäre Hilfen bereit, um den am schlimmsten von Zerstörung, Überflutung und Vertreibung betroffenen Familien beizustehen», sagte Baerbock. Mittelfristig gehe es darum, die Finanzierung des Wiederaufbaus zu unterstützen. Auf lange Sicht werde durch den EU-Beitrittsprozess die Grundlage für eine zukunftsfähige und florierende ukrainische Wirtschaft geschaffen.

    «Deutschlands Unterstützung ist felsenfest, heute, morgen und übermorgen. Denn für dauerhaften Frieden reicht es nicht, dass die Ukraine den Krieg gewinnt – wir wollen, dass sie zu einem Teil des europäischen Friedens- und Wohlstandsprojekts wird», sagte die Ministerin.

    Um den Wiederaufbau zu bewältigen, brauche es aber vor allem auch private Investitionen. Viele deutsche Firmen seien trotz des Krieges weiterhin in der Ukraine tätig. Das unterstütze Berlin beispielsweise durch nationale Investitionsgarantien.

    Grossbritannien, das gemeinsam mit der Ukraine in diesem Jahr Gastgeber der Konferenz ist, setzt neben direkter Hilfe stark auf die Förderung privater Investitionen in dem Land. Wie die britische Regierung mitteilte, signalisierten bereits Hunderte internationale Unternehmen, sich am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen zu wollen. Um den Firmen mehr Sicherheit zu bieten, solle bei der Konferenz der Rahmen für eine von den G7-Staaten gedeckten Kriegsrisikoversicherung geschaffen werden, kündigte Sunak an.

    Kiew soll aber auch in die Pflicht genommen werden, das Problem der Korruption besser in den Griff zu bekommen und Hilfsgelder effektiv und zielgerichtet zu verwenden. US-Aussenminister Antony Blinken mahnte Kiew am Vortag der Konferenz bei einem Treffen mit seinem britischen Kollegen James Cleverly dazu, die demokratischen Institutionen zu stärken. Er sagte dafür auch die Unterstützung der USA und weiterer Verbündeter zu.

    Zum Auftakt der Konferenz am Mittwoch wird eine per Video übertragene Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erwartet. Auch Baerbock und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie weitere Politiker sollen bei der Konferenz sprechen. Im kommenden Jahr will Deutschland die Ukraine Recovery Conference ausrichten.

  • 1.34 Uhr

    US-Regierung setzt Kosten zu hoch an: 6,2 Milliarden mehr für Ukraine

    Wegen falsch berechneter Kosten bei der Militärhilfe für die Ukraine hat die US-Regierung mehr als 6 Milliarden Dollar zusätzlich zur Unterstützung Kiews zur Verfügung. «In einer erheblichen Anzahl von Fällen wurden bei den Dienstleistungen Wiederbeschaffungskosten anstelle des Nettobuchwerts zugrunde gelegt, wodurch der Wert der aus US-Beständen entnommenen und der Ukraine bereitgestellten Ausrüstung überschätzt wurde», sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh am Dienstag.

    Dadurch hat Washington nun 6,2 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung. Das Verteidigungsministerium hat eigenen Angaben zufolge die Befugnis, das Geld für Militärhilfe zu verwenden und betonte, es gebe keine Auswirkungen auf weitere Hilfspakete.

    Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion und stellten in den vergangenen Monaten in schneller Abfolge Pakete mit militärischer Ausrüstung in gewaltigem Umfang bereit. Nach bisherigen Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von rund 40 Milliarden Dollar für Kiew bereitgestellt oder zugesagt. Diese Zahl dürfte nun nach unten korrigiert werden.

  • 1.06 Uhr

    Hauptschlag der ukrainischen Offensive steht laut Verteidigungsministerium noch bevor

    Die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar hat zu hohe Erwartungen an die Gegenoffensive der Ukraine gedämpft. Es gebe keine schnelle Offensive mit Erfolgen wie in einem «Kinofilm», sagte sie. Die russischen Truppen leisteten teils heftigen Widerstand und verminten Gebiete. Im Süden laufe die Offensive nach Plan, sagte sie.

    Zuletzt hatte die Ukraine Geländegewinne verzeichnet und mehrere Dörfer befreit. Maljar sagte ausserdem, dass die ukrainischen Kräfte teils auch in der Defensive und die Russen wiederum in der Offensive seien. Trotzdem würden die ukrainischen Streitkräfte alle Aufgaben erfüllen, Meter für Meter das Land befreien. Und sie kündigte an, der Hauptschlag der Offensive stehe noch bevor. Präsident Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videoansprache, dass die ukrainischen Kämpfer aktiv gegen die russischen Besatzer vorgingen.

  • 0.10 Uhr

    Selenskyj strebt bei Wiederaufbau-Konferenz Stärkung der Ukraine an

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die heute in London beginnende Wiederaufbau-Konferenz als neue Stärkung für sein vom russischen Angriffskrieg gezeichneten Land. «Eine wiederaufgebaute Ukraine, eine transformierte Ukraine, eine stärkere Ukraine ist (...) ein Sicherheitsgarant, ein Schutz gegen jedwede Form von russischem Terror», sagte Selenskyj in seiner am Dienstag in Kiew verbreiteten allabendlichen Videobotschaft. Bei dem Treffen, das bis Donnerstag dauert, wollen Staaten und grosse Konzerne Hilfen für den Wiederaufbau der Ukraine ankündigen.

    «Die ersten Treffen haben bereits begonnen in London», sagte Selenskyj. Es habe schon Gespräche in Deutschland, in der Schweiz, in Frankreich und Italien gegeben für die Wiederaufbau-Hilfen. Es gehe dabei nicht nur um Bauprojekte, sondern auch um einen Schutz für die Ukraine, sagte der Präsident. Er selbst wolle am Mittwoch seine Philosophie von einer ukrainischen Transformation vorstellen, noch Ende des Monats solle dann im Land selbst die «komplette Vision» präsentiert werden. Details nannte Selenskyj zunächst nicht.

    In der Videobotschaft sagte er einmal mehr auch, dass die ukrainischen Kämpfer aktiv gegen die russischen Besatzer vorgingen. «Jetzt zerstören unsere Kämpfer den Feind sehr aktiv im Süden und im Osten und reinigen die Ukraine physisch», sagte Selenskyj. «Das wird in der Zukunft weitergehen.»

    Zuletzt hatte die Ukraine Geländegewinne verzeichnet und mehrere Dörfer befreit. Maljar sagte ausserdem, dass die ukrainischen Kräfte teils auch in der Defensive und die Russen wiederum in der Offensive seien. Trotzdem würden die ukrainischen Streitkräfte alle Aufgaben erfüllen, Meter für Meter das Land befreien. Und sie betonte wie zuletzt mehrfach, der Hauptschlag der Offensive stehe noch bevor. Die Ukraine will nach fast 16 Monaten des Angriffskrieges ihre Gebiete von der russischen Besatzung befreien, darunter auch die schon 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

  • 0 Uhr

    Geheimdienstchef: Russland vermint Kühlsystem am AKW Saporischschja

    Russische Soldaten haben nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja vermint. «Wenn sie das sprengen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das schwerwiegende Folgen haben wird», sagte Geheimdienstchef Kyrylo Budanow am Dienstag im ukrainischen Fernsehen. Seine Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

    Das grösste Atomkraftwerk Europas wird von Russland kontrolliert, aber nach wie vor von ukrainischen Technikern betrieben. Die sechs Reaktoren sind heruntergefahren, müssen aber nach wie vor gekühlt werden. Zuletzt hatte auch die Zerstörung des Kachowka-Damms Sorgen ausgelöst, dass die Reaktoren nicht mehr ausreichend gekühlt werden können. Durch den Damm flussabwärts wurde Wasser aus dem Dnipro in ein Reservoir geleitet, das für die Kühlung notwendig ist. Beide Seiten gaben sich gegenseitig Schuld für die Zerstörung des Damms.