Ukraine-Übersicht Putin will atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern +++ Sjewjerodonezk gefallen

Agenturen/Red.

25.6.2022

Will atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern: Russlands Präsident Wladimir Putin.
Will atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern: Russlands Präsident Wladimir Putin.
Alexander Ryumin, Sputnik, Kremlin Pool Photo/AP/KEYSTONE

Russland wird nach Angaben von Präsident Putin atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern. Unterdessen nehmen russische Truppen Sjewjerodonezk ein. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/Red.

25.6.2022

Russische Truppen haben die zuletzt umkämpfte strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine eingenommen. Das bestätigten beide Seiten am Samstagabend. Zugleich will Russland Boden-Raketen vom Typ Iskander nach Belarus verlegen, die auch mit atomwaffenfähigen Raketen bestückt werden können. Das versprach Präsident Wladimir Putin dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Die Verlegung werde in den nächsten Monaten erfolgen, sagt Putin bei dem Treffen in St. Petersburg der Staatsagentur Tass zufolge.

Die Iskander-M könnten «sowohl ballistische Raketen als auch Marschflugkörper aufnehmen — sowohl in konventioneller als auch in nuklearer Ausführung», meinte Putin. Sie haben russischen Medien zufolge eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Putins Angaben zufolge sollen zudem die Kampfflugzeuge von Belarus vom Typ Su-25 nachgerüstet werden. «Diese Modernisierung sollte in Flugzeugfabriken in Russland vorgenommen werden.» Dann könnten diese Flugzeuge auch Atomwaffen transportieren.

Russen nahmen mehrere Ortschaften im Osten ein

Die Ukraine hatte ihren Rückzug aus Sjewjerodonezk bereits am Freitag angekündigt. «Nach dem Rückzug von Einheiten unserer Truppen hat sich der Feind in Sjewjerodonezk festgesetzt», teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Auch Russland meldete am Abend, die Kontrolle über die Stadt zu haben. Prorussische Kämpfer der Volksrepublik Luhansk hätten mit Unterstützung russischer Truppen die Stadt «vollständig befreit», sagte Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Russische Truppen wollen zudem die gesamte linke Uferseite des Flusses Siwerskyj Donez im Luhansker Gebiet eingenommen haben. Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich gar nicht oder nur schwer überprüfen.

Nach russischen Angaben wird die Chemiefabrik «Azot» in Sjewjerodonezk von prorussischen Einheiten der Luhansker Separatisten kontrolliert. Es sei «der Versuch des Feindes vereitelt worden, das Industriegebiet (...) in ein Zentrum des Widerstands zu verwandeln». Laut den Separatisten sollen 800 Zivilisten aus dem Werk «evakuiert» worden sein, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete.

In den vergangenen Tagen hatten die russischen Streitkräfte mehrere Ortschaften im Ballungsraum Sjewjerodonezk-Lyssytschansk eingenommen. Heute leben in Sjewjerodonezk aber nur noch einige Tausend Menschen. Zudem stehen moskautreue Truppen am südlichen Stadtrand von Lyssytschansk. Die Stadt ist zum nächsten Angriffsziel der Russen geworden. Sowohl Artillerie als auch die Luftwaffe hätten Lyssytschansk unter Feuer genommen, hiess es.

Die ukrainische Nachrichtenagentur Unian meldete, auch die Region Dnipropetrowsk sei mit Artillerie beschossen worden. Allein in der Umgebung von Schytomyr - einer Grossstadt westlich von Kiew - schlugen nach Angaben von Bürgermeister Serhij Suchomlin 24 Raketen ein.

Russische Angriffe auch aus Belarus

Dem ukrainischen Generalstab zufolge feuerte Russland die Raketen auf Schytomyr und Tschernihiw aus Belarus ab. Die Ex-Sowjetrepublik unter Machthaber Lukaschenko bezeichnet sich in dem seit mehr als vier Monaten dauernden Krieg eigentlich als neutral. Im Gebiet Lwiw (früher: Lemberg) war einmal mehr das Militärgelände in Jaworiw Ziel der Angriffe. Ukrainischen Angaben zufolge wurden sechs Marschflugkörper von Schiffen auf dem Schwarzen Meer abgeschossen.

Im Gebiet Chmelnytzkyj konnte die ukrainische Luftabwehr nach eigenen Angaben zwei Raketen abschiessen. Deren Trümmer sollen keine Schäden angerichtet haben. Dafür meldete das Gebiet Mykolajiwka im Süden der Ukraine einen schweren Angriff. Eine Sprecherin der Verwaltung sagte, man wisse, dass die Hafeninfrastruktur, Wohnviertel und Erholungsgebiete von Zivilisten angegriffen wurden. Angriffe gab es demnach auch auf den Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk-Kostjantyniwka.

Moskau: Mehr als 800 Soldaten in der Ukraine getötet

In der erbitterten Schlacht um den Osten der Ukraine wurden russische Truppen nach eigenen Angaben binnen 24 Stunden fast 800 gegnerische Soldaten getötet — darunter 80 freiwillige Kämpfer aus Polen. Die «Söldner» seien durch einen Raketenangriff auf ein Zinkwerk in der Stadt Kostjantyniwka liquidiert worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Ein Raketenangriff auf Mykolajiw im Süden habe etwa 300 Soldaten getötet. Auch die Regierung in Kiew berichtete von heftigem Beschuss in vielen Gebieten.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Russland wird nach Angaben von Präsident Wladimir Putin bald atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern.
  • In betrügerischen Fake-Anrufen hat sich ein Unbekannter  als Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, ausgegeben – und mit meheren Bürgermeister*innen quer durch Europa telefoniert.
  • Laut Angaben der ukrainische Generalstab russischen Raketenbeschuss aus Belarus.
  • Ukrainische Truppen melden, dass sie eine Nachschubroute nach Lyssytschansk, Nachbarstadt des von Russland eroberten Sjewjerodonezk erfolgreich verteidigt haben. 
  • Präsident Selesnkyj ist optimistisch, dass die Ukraine den Weg in die EU erfolgreich beschreiten werde, dass das Land also die diversen Kriterien dereinst erfüllen werde.
  • Im Schwarzen Meer verenden tausende Delfine. Experten machen die Kriegshandlungen dafür verantwortlich, welche das Sonarsystem der Meeressäuger störten.
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  • 21.21 Uhr

    G7 wollen laut Insider Einfuhrverbot für russisches Gold verkünden

    Die G7-Staaten werden sich auf ein Embargo von russischem Gold verständigen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person. Demnach solle das Einfuhrverbot am Dienstag verkündet werden. 

  • 21.03 Uhr

    Nukleares Forschungszentrum in Charkiw unter Beschuss

    Die nukleare Forschungseinrichtung «Neutronenquelle» in der ostukrainischen Stadt Charkiw ist nach ukrainischen Angaben erneut unter Beschuss geraten. Dabei seien Gebäude und Infrastruktur wie Lüftungskanäle beschädigt worden, teilte die Nuklearaufsichtsbehörde des Landes mit. Der Teil der Anlage, wo der Kernbrennstoff gelagert wird, wurde nicht in der Auflistung der Schäden erwähnt. Es sei keine erhöhte Strahlung festgestellt worden.

    Die Ukraine machte Russland für den Angriff verantwortlich. Das liess sich aber nicht überprüfen.

    Derzeit untersuche das Personal die Schäden. Dies werde aber wegen der Gefahr neuer Angriffe erschwert, hiess es. Bei einem neuen Beschuss durch russische Truppen könne nicht ausgeschlossen werden, dass die nukleare Sicherheit beeinträchtigt werden könne, teilte die Behörde weiter mit.

    Die «Neutronenquelle» ist in der Datenbank für Forschungsreaktoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gelistet, es handelt sich nach Angaben der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln jedoch nicht um einen klassischen Reaktor. Die Anlage ist seit Kriegsbeginn Ende Februar wiederholt unter Beschuss geraten.

  • 20.16 Uhr

    Auch Russland bestätigt Einnahme von Sjewjerodonezk

    Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hat die ukrainischen Angaben von der Einnahme von der Einnahme Sjewjerodonezks bestätigt. Prorussische Kämpfer der Volksrepublik Luhansk hätten mit Unterstützung russischer Truppen die Stadt «vollständig befreit», sagte Sprecher Igor Konaschenkow der Staatsagentur Tass zufolge.

    Nach russischen Angaben wurde mit der Einnahme der Stadt «der Versuch des Feindes vereitelt, das Industriegebiet des Unternehmens Severodonetsk "Azot» in ein Zentrum des Widerstands zu verwandeln". Das Industriegelände werde derzeit von Einheiten der Luhansker Separatisten kontrolliert, sagte Konaschenkow.

  • 19.09 Uhr

    «Der Feind hat sich in Sjewjerodonezk festgesetzt»

    Das ukrainische Militär hat den Rückzug aus der zuletzt umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes bestätigt. «Nach dem Rückzug von Einheiten unserer Truppen hat sich der Feind in Sjewjerodonezk festgesetzt», teilte der Generalstab in Kiew mit. Dies sei auch in zwei Vororten der Fall sowie in Syrotyne, einem Dorf westlich von Metjolkine.

    Zuvor hatte der Bürgermeister von Sjewjerodonezk am Ostufer des Siwerskyj Donez ukrainischen Medien zufolge gesagt, dass russische Truppen die Stadt besetzt hätten. Der Generalstab machte aber keine Angaben dazu, ob alle Truppen die Stadt verlassen haben.

  • 18.30 Uhr

    Putin will «in kommenden Monaten» atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern

    Russland wird nach Angaben von Präsident Wladimir Putin bald atomwaffenfähige Raketen an Belarus liefern. Wie Putin bei einem Treffen mit dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko ankündigte, wird Russland «in den kommenden Monaten» das Raketensystem Iskander-M an Belarus liefern, das auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann. Putin äusserte sich zu Beginn seines Treffens mit Lukaschenko in St. Petersburg.

  • 18.17 Uhr

    Laut Türkei keine Fortschritte im Streit um geplanten Nato-Beitritt Schwedens

    Im Streit um den Nato-Beitritt Schwedens gibt es nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan keine Fortschritte. Ein Telefonat mit der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson sei ohne Ergebnis geblieben, erklärte das türkische Präsidialamt, wenige Tage vor Beginn des Nato-Gipfeltreffens in Madrid.

    Erdogan habe in dem Telefonat bekräftigt, dass Schweden «in so wichtigen Fragen wie dem Kampf gegen den Terrorismus Massnahmen ergreifen muss», erklärte das Präsidialamt weiter. Er mahnte demnach «konkrete und klare Massnahmen» als Reaktion auf die Forderungen der Türkei ein.

    Schweden und Finnland hatten im Mai unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre jahrzehntelange militärische Neutralität aufgegeben und beide einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft gestellt. Dem Beitritt eines Staates zur Nato müssen alle 30 Mitgliedsländer zustimmen — die Türkei droht mit einem Veto.

    Erdogan fordert von Schweden und Finnland ein härteres Vorgehen gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sowie die kurdisch-syrische YPG, die von der Regierung in Ankara als Terrororganisationen eingestuft werden. Dabei verlangt die Türkei auch die Auslieferung von Kurden, die in Finnland und Schweden Schutz gefunden haben. Zudem wirft die Türkei den beiden Ländern vor, Waffenlieferungen an Ankara gestoppt zu haben.

  • 18.02 Uhr

    Söder heisst G7-Chefs willkommen — aber auf dem Foto fehlt Scholz

    Der Ministerpräsident des deutsche Bundeslands Bayern, Markus Söder, hat die G7-Staats- und Regierungschefs vorab per Twitter in Bayern willkommen geheissen — aber auf dem dazugehörigen Foto fehlt einer: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. «Die Welt zu Gast in Bayern: Welcome to Bavaria», schrieb der CSU-Chef auf Twitter. «Wir begrüssen die wichtigsten Staatschefs der Welt. Beim G7-Gipfel organisiert sich die freie Welt und definiert gemeinsame Interessen.» Die aktuellen Krisen in der Welt zeigten, wie wichtig internationale Abstimmung sei.

    «Grüss Gott in Bayern!», hiess es auf dem Foto dazu. Abgebildet waren US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Boris Johnson, Italiens Regierungschef Mario Draghi, Kanadas Premier Justin Trudeau und der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida — also sechs Staats- und Regierungschefs. Ausgerechnet der Gastgeber Scholz war nicht abgebildet.

  • 17.13 Uhr

    Bürgermeister: Sjewjerodonezk «vollständig» in der Hand der russischen Armee

    Laut dem Bürgermeister von Sjewjerodonezk ist die Stadt nun «vollständig» in der Hand der russischen Armee.

    Regierungstreue Truppen habe sich zu grossen Teilen aus der schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk zurückgezogen. Sie hätten andere Stellungen bezogen, sagte Bürgermeisters Oleksandr Strjuk der ukrainischen Nachrichtenseite 24tv zufolge. Zahlen und Details nannte er nicht. Die Truppen hätten die Chemiefabrik «Azot» verlassen. Dort hielten sich demnach noch Zivilisten auf.

    Die ukrainische Armee hatte am Freitag ihren Rückzug aus der Stadt angeordnet. Das sollte einige Tage in Anspruch nehmen. Sjewjerodonezk zählte bislang zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren.

    In der Stadt leben heute noch einige Tausend Menschen. Nach Darstellung der prorussischen Separatisten sollen inzwischen mehr als 800 Zivilisten das Chemiewerk verlassen haben, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. Zuletzt gab es unterschiedliche Angaben, wie viele Menschen in der Fabrik Schutz vor den Angriffen gesucht haben.

  • 16.30 Uhr

    Spanien entlastet Bürger wegen Kriegsfolgen mit weiteren Milliarden

    Mit zusätzlichen Ausgaben von 9 Milliarden Euro (rund 9,1 Milliarden Franken) will die spanische Regierung die Bürger von den Folgen des Ukraine-Kriegs finanziell weiter entlasten. Man habe beschlossen, Massnahmen des ersten Entlastungspakets in Gesamthöhe von 16 Milliarden Euro (rund 16,2 Milliarden Franken) um weitere sechs Monate bis zum 31. Dezember zu verlängern und darüber hinaus neue Hilfsaktionen zu starten, erklärte Ministerpräsident Pedro Sánchez nach einer ausserordentlichen Kabinettssitzung vor Journalisten in Madrid. Das Vorhaben der linken Minderheitsregierung muss aber auch vom Parlament gebilligt werden.

    Zu den neuen Massnahmen zur Abfederung der Folgen des Krieges und der stark steigenden Energiepreise gehören unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom von 10 auf 5 Prozent, Reduzierungen der Abo-Tarife des öffentlichen Nahverkehrs um 30 bis 50 Prozent, eine 15-prozentige Erhöhung der niedrigeren Alters- und Invaliditätsrenten sowie eine Sonderzahlung von 200 Euro für Menschen, die weniger als 14'000 Euro im Jahr verdienen. Sánchez erklärte, man erwäge auch eine Erhöhung der Steuern auf die Übergewinne der Stromunternehmen, also auf hohe Zusatzgewinne in Folge des Ukraine-Kriegs. An dem Plan werde noch gefeilt. Er solle aber bald präsentiert werden.

  • 16.13 Uhr

    Deutschland sollte laut EU-Kommissar Akw-Laufzeiten verlängern

    EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat die deutsche Bundesregierung aufgefordert, «die Ideologie hinter sich zu lassen» und die Laufzeit der drei verbleibenden Kernkraftwerke zu verlängern. Die drei Akw sollten «ein oder zwei Jahre» länger am Netz bleiben, sagte der Franzose dem Radiosender France Inter. Nach geltendem Atomrecht müssen alle deutschen Kernkraftwerke bis Ende des Jahres abgeschaltet werden.

    Eine Laufzeitverlängerung würde nach Ansicht Bretons zur Lösung des Problems der Energieknappheit wegen reduzierter russischer Gaslieferungen beitragen. Angesichts der deutschen Pläne, verstärkt Kohlekraftwerke zur Stromgewinnung einzusetzen, halte er Atomkraft für die ökologisch bessere Option, sagte Breton.

    Das Thema ist in Deutschland hoch umstritten: Die Akw-Laufzeitverlängerung lehnen SPD und Grüne ab — aus der FDP dagegen kommt auch Zustimmung. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zufolge sollen befristet bis Ende März 2024 Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will auch den Atomausstieg neu diskutieren und fordert eine «offene und unideologische Debatte» darüber.

    Der Vorstandschef des grössten deutschen Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hatte kürzlich erklärt, er halte die Diskussionen um eine mögliche Laufzeitverlängerung für «zu spät». Es sei schwierig, rechtzeitig an passende Brennstäbe zu kommen und die nötigen Sicherheitsfragen zu klären, sagte er.

    CDU-Chef Friedrich Merz sagte dem Deutschlandfunk, wenn Frankreich 53 oder 56 Kernkraftwerke betreibe, «dann müsste Deutschland eigentlich in der Lage sein, drei Kernkraftwerke über den Jahreswechsel hinaus zu betreiben». Die technischen und juristischen Fragen seien seines Erachtens lösbar. Mit dem Atomstrom könnten zehn Millionen Haushalte zuverlässig versorgt werden, plädierte er für eine Laufzeitverlängerung.

  • 15.42 Uhr

    Russische Armee dringt laut Separatisten nach Lyssytschansk vor

    Russische Truppen sind nach Angaben der prorussischen Separatisten  in die ostukrainische Stadt Lyssytschansk vorgedrungen. Die russische Armee und die Miliz der selbsternannten Volksrepublik Luhansk seien in die Stadt einmarschiert, teilte Andrej Maroschko, ein Vertreter der prorussischen Separatisten, im Onlinedienst Telegram mit. «Derzeit gibt es Strassenkämpfe.»

    Die Angaben, die von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden konnten, erfolgten, nachdem die ukrainischen Streitkräfte am Freitag den Befehl erhalten hatten, sich aus der benachbarten, wochenlang umkämpften Stadt Sjewjerodonezk zurückzuziehen.

    Sollten die russischen Truppen Sjewjerodonezk und Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschliessend das weiter westlich gelegene Kramatorsk und Slowjansk ins Visier nehmen, um schliesslich die gesamte Donbass-Region, das industrielle Herzstück der Ukraine, zu erobern.

    Der Donbass steht bereits seit 2014 teilweise unter der Kontrolle prorussischer Separatisten, die dort die selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk ausgerufen haben.

  • 15.11 Uhr

    Russland entfernt polnische Flagge von Gedenkstätte in Katyn

    Russische Behörden haben die polnische Flagge von der Gedenkstätte in Katyn entfernt, die an die Ermordung tausender polnischer Militärangehöriger auf Befehl Stalins erinnert. Der Bürgermeister der westrussischen Stadt Smolensk, Andrej Borissow, veröffentlichte im Onlinedienst VKontakte ein Foto, auf dem nur die russische Flagge am Eingang der Gedenkstätte weht. Besucher hatten zuvor das Verschwinden der polnischen Flagge bemerkt und in Onlinediensten darüber berichtet.

    Borissow schrieb, es könne keine polnische Flagge auf russischen Denkmälern geben, «erst recht nicht nach den offen russlandfeindlichen Äusserungen polnischer Verantwortlicher». Das russische Kulturministerium habe die richtige Entscheidung getroffen, als es die Flagge entfernte, Katyn sei eine russische Gedenkstätte, fügte er hinzu.

    Die Spannungen zwischen Moskau und Warschau haben sich seit Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine Ende Februar massiv verschärft. Das Nato-Mitglied Polen unterstützt die Ukraine unter anderem mit Waffenlieferungen.

    Die Gedenkstätte Katyn wurde in Erinnerung an etwa 25'000 Polen errichtet, die meisten von ihnen Offiziere, die 1940 von der sowjetischen Polizei auf Befehl Stalins in einem Wald in der Nähe von Smolensk ermordet worden waren.

    Im Jahr 2010, als Moskau und Warschau eine Neuausrichtung ihrer Beziehungen planten, war das Flugzeug des damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski beim Anflug auf Smolensk abgestürzt, alle 96 Passagiere kamen ums Leben.

  • 14.36 Uhr

    Patriarch Kirill rutscht bei Gottesdienst aus — «Gesetze der Physik»

    Der Moskauer Patriarch Kirill ist bei einem live im Fernsehen übertragenen Gottesdienst in Südrussland ausgerutscht und gestürzt. Der 75-Jährige konnte die Messe anschliessend fortsetzen. Er sei auf dem weihwassernassen Boden ausgerutscht. «Dank Gottes Gnade ohne Folgen», sagte Kirill anschliessend laut der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Sein Sturz sei «auf die Gesetze der Physik» zurückzuführen. «Der Boden ist wunderschön, in ihm kann man sich spiegeln, so glitzernd und glatt ist er. Aber wenn Wasser darauf kommt, selbst wenn es Weihwasser ist, so arbeiten die Gesetze der Physik», daher sei er unglücklich «geschlittert», so Kirill.

    Die Messe war der Einweihung einer Kirche im südrussischen Hafen und Flottenstützpunkt Noworossijsk gewidmet.

    Kirill gilt als einer der wichtigsten Unterstützer des Kriegskurses von Präsident Wladimir Putin (69) gegen die Ukraine. In den sozialen Netzwerken, in denen das Video seines Sturzes schnell Verbreitung fand, war daher auch Kritik und Schadenfreude zu vernehmen.

    Der oppositionelle Telegram-Kanal «Solowjiny Pomjot» kommentierte: «Der Herr hat Russland ein Zeichen gegeben, dass es eine Sünde ist, für den Genozid zu beten.»

  • 14.23 Uhr

    Wiens Stadtchef nach Gespräch mit angeblichem Klitschko: «Ärgerlich»

    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist während eines betrügerischen Fake-Telefonats mit einem Unbekannten, der sich als Vitali Klitschko ausgab, ein unüblicher Tonfall aufgefallen. Der angebliche Kiewer Bürgermeister sei gegen Ende des Telefonats ungewöhnlich fordernd geworden, sagte Ludwig dem Sender ORF. «Aber es hätte mich jetzt nicht dazu gebracht, jetzt irgendwie das zu hinterfragen», sagte er. «Nachdem in dem Gespräch keine verfänglichen Themen behandelt worden sind, ist das im konkreten Anlassfall sicher ärgerlich, aber kein grosses Problem», meinte der sozialdemokratische Ludwig.

    Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Boxprofi.
    Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Boxprofi.
    Markus Schreiber/AP/dpa

    Nach Fake-Anrufen eines angeblichen Vitali Klitschko in europäischen Rathäusern, unter anderem in Berlin, fordert der Kiewer Bürgermeister Aufklärung. «Das ist kriminelle Energie. Es muss dringend ermittelt werden, wer dahinter steckt», sagte Klitschko in einem Video, das «Bild» verbreitete.

    Ludwig sei direkt aus Kiew von Klitschkos Kabinettschef um einen Telefontermin gebeten worden, um für Hilfslieferungen aus Wien zu danken, sagte ein Sprecher Ludwigs der Deutschen Presse-Agentur. Das sei nichts Unübliches. «Das Gespräch wurde auf Englisch geführt, was zugegebenermassen etwas befremdlich war», fügte der Sprecher hinzu. Nachdem bekannt wurde, dass es sich möglicherweise um einen gefälschten Anruf handelte, habe man die internationale Abteilung der Stadt Kiew und die österreichische Botschaft vor Ort um Aufklärung gebeten.

  • 13.32 Uhr

    Kiew: Moskau will Belarus «in den Krieg hineinziehen»

    «Der Angriff von heute steht in direkter Verbindung mit den Bemühungen des Kreml, Belarus als Mitkämpfer in den Krieg in der Ukraine hineinzuziehen», erklärte die Generaldirektion des ukrainischen Geheimdienstes, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist, am Samstag im Messengerdienst Telegram.

    Gegen 05.00 Uhr morgens (04.00 Uhr MESZ) sei die Region Tschernihiw massiv mit Raketen angegriffen worden, teilte das Nordkommando der ukrainischen Armee auf Facebook mit. «20 Raketen» seien «von belarussischem Territorium und aus der Luft» auf das Dorf Desna abgeschossen worden, hieß es in der Mitteilung. Opfer gab es demnach aber keine. Es sei Infrastruktur getroffen worden, erklärte die ukrainische Armee, ohne mitzuteilen, ob es sich um militärische Infrastruktur handelte.

    Dem ukrainischen Geheimdienst zufolge «schossen sechs Tu-22M3-Flugzeuge zwölf Marschflugkörper von der Stadt Petrykaw» ab, die im Süden von Belarus liegt. Die Bomber seien vom Flughafen Schaikowka in der Region Kaluga im Westen Russlands gestartet, erklärte der Geheimdienst. Sie seien dann in den belarussischen Luftraum eingedrungen und nach dem Abschuss der Raketen nach Russland zurückgekehrt.

    Neben dem Dorf Desna seien auch Ziele «in den Regionen Kiew und Sumy» getroffen worden, hiess es weiter. Das Dorf Desna, das vor dem Krieg 7500 Einwohner zählte, liegt 70 Kilometer nördlich von Kiew und 70 Kilometer südlich der Grenze zu Belarus.

  • 12.50 Uhr

    Deep-Fake-Klitschko ruft europäische Politiker*innen an

    Nach Fake-Anrufen eines angeblichen Vitali Klitschko in europäischen Rathäusern fordert der Kiewer Bürgermeister Aufklärung. «Das ist kriminelle Energie. Es muss dringend ermittelt werden, wer dahinter steckt», sagte Klitschko in einem Video, das «Bild» am Samstag verbreitete. Betroffen von den Anrufen war unter anderem Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).

    Klitschko sagte: «Bei mehreren Bürgermeistern in Europa hat sich ein falscher Klitschko gemeldet, der absurde Dinge von sich gegeben hat.» Klitschko betonte, offizielle Gespräch könne es nur über offizielle Kanäle in Kiew geben. Für Gespräche auf Deutsch oder Englisch brauche er auch nie einen Übersetzer, fügte er hinzu.

    Giffey hatte bei einer Videoschalte am Freitag Zweifel bekommen, ob sie tatsächlich wie erwartet mit Kiews Bürgermeister verbunden war. Das Gespräch endete dann vorzeitig. Die Senatskanzlei geht von einer digitalen Manipulation, einem Deep Fake, aus. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen.

  • 11.52 Uhr

    Moskau stellt Litauens Grenze in Frage

    Wegen der Beschränkung des Transits in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad zwischen Litauen und Polen wird in Moskau nun die Rechtmässigkeit der litauischen Grenze bestritten. «Im Grunde genommen hat Litauen damit seine eigenen Grenzen in Frage gestellt», sagte der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Samstag im Staatsfernsehen.

    Der ungehinderte Transit sei Bedingung dafür, dass Russland die Grenzen der ehemaligen Sowjetrepublik Litauen anerkenne. «Litauen hat sich damit nicht nur ins Bein, sondern in den Kopf geschossen.»

    Das heutige EU-Land hatte vor einer Woche den Transit von Waren gestoppt, die auf der Sanktionsliste der EU stehen. Nach Angaben von Kaliningrads Gouverneur Anton Alichanow sind 40 bis 50 Prozent des Transits zwischen Kern-Russland und Kaliningrad betroffen. Unter anderem dürfen nun kein Zement, keine Baumaterialien oder Metalle mehr auf dem Landweg in die russische Ostseeregion gebracht werden. Russische Offizielle hatten deshalb bereits Gegenmassnahmen angekündigt. So wurde der Ausschluss Litauens aus dem gemeinsamen Stromnetz vorgeschlagen.

    Die nun angeregte Aufhebung des russisch-litauischen Vertrags über die Staatsgrenze würde eine Eskalation bedeuten. In russischen Talkshows werden seit Wochen Forderungen laut, einen «Korridor» nach Kaliningrad zu erobern. Rogosin ist der erste hochgestellte russische Beamte, dessen Forderungen in diese Richtung gehen.

    Hafen von Kaliningrad mit historischer doppelstöckiger Brücke (Archivbild).
    Hafen von Kaliningrad mit historischer doppelstöckiger Brücke (Archivbild).
    A.Savin, WikiCommons
  • 11.41 Uhr

    Russisches Militär meldet Tötung von 80 polnischen Kämpfern

    Durch einen Raketenangriff auf das Zinkwerk «Megatex» in der Stadt Kostjantyniwka seien 80 polnische «Söldner» liquidiert worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Russland bezeichnet alle auf Seiten der Ukraine kämpfenden Freiwilligen als Söldner. Konaschenkow berichtete zudem über einen Raketenangriff auf Mykolajiw im Süden der Ukraine, bei dem 300 Soldaten getötet worden seien.

    Insgesamt bezifferte der Generalleutnant die ukrainischen Verluste allein durch Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe innerhalb von 24 Stunden auf 780 «Nationalisten». Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Einzelheiten zur Bodenoffensive der russischen Truppen im Donbass nannte Konaschenkow nicht. In den vergangenen Tagen hatten die russischen Streitkräfte mehrere Ortschaften im Ballungsraum Sjewjerodonezk-Lyssytschansk eingenommen. Die erste der beiden Grossstädte ist inzwischen unter russischer Kontrolle. Zudem stehen moskautreue Truppen am südlichen Stadtrand von Lyssytschansk.

    Russischer Soldat am Stadteingang von Mariupol am 12. Juni 2022.
    Russischer Soldat am Stadteingang von Mariupol am 12. Juni 2022.
    KEYSTONE / AP Photo
  • 11.09

    Martullo-Blocher: «Europa muss mit Putin verhandeln»

    Die Sanktionen des Westens gegen Russland schadeten vor allem der EU, sagte die Unternehmerin in einem Interview. «Ich mache mir grosse Sorgen um die Europäische Union, aber auch um die Schweiz, weil die EU der grösste Absatzmarkt der Schweiz ist», sagte Martullo-Blocher im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag.

    Die Drosselung der Gasexporte aus Russland (in die EU-Länder) habe den Gaspreis weiter in die Höhe getrieben, was wiederum die Inflationsrate steigen lasse. «Die bittere Wahrheit ist, dass die aktuellen Sanktionen (gegen Russland) Europa nun härter treffen als Putin selber.»

    Die SVP-Nationalrätin fordert deshalb: «Europa muss mit Putin eine stabile Gasversorgung mindestens bis im Frühling 2023 und einen Frieden verhandeln!» Stattdessen reisten die Staatspräsidenten (von EU-Ländern) in die Ukraine und stellten weitere finanzielle Mittel, die sie nicht hätten, für Waffen sowie einen EU-Beitritt in Aussicht, kritisierte sie.

    Europa werde sich in den kommenden Jahren von der Gasabhängigkeit lösen, zurzeit sei die EU jedoch von russischem Gas abhängig, sagte sie. Und wenn der EU das Gas fehle, fehle es auch der Schweiz.

    Nationalrätin und CEO der Ems Chemie Magdalena Martullo-Blocher (Archivbild)
    Nationalrätin und CEO der Ems Chemie Magdalena Martullo-Blocher (Archivbild)
    KEYSTONE
  • 10.46 Uhr

    Kiew meldet Raketenangriffe aus Belarus

    Im Ukraine-Krieg hat Russland nach Angaben aus Kiew am Samstag mehrere ukrainische Regionen mit Raketen unter Beschuss genommen, auch aus dem Nachbarland Belarus. In den Gebieten Chmelnyzkyj, Lwiw, Mykolajiw, Schytomyr und Tschernihiw seien Einschläge registriert worden, meldete die Nachrichtenagentur Unian am Samstag. Die Region Dnipropetrowsk sei zudem mit Artillerie beschossen worden. Allein in der Umgebung von Schytomyr, einer Grossstadt westlich von Kiew, schlugen nach Angaben von Bürgermeister Serhij Suchomlin 24 Raketen ein. Dabei sei ein Soldat getötet worden.

    Dem ukrainischen Generalstab zufolge feuerte Russland die Raketen auf Schytomyr und Tschernihiw aus Belarus ab. Die Ex-Sowjetrepublik unter Machthaber Alexander Lukaschenko bezeichnet sich in dem seit mehr als vier Monaten dauernden Krieg eigentlich als neutral. Im Gebiet Lwiw (früher: Lemberg) war einmal mehr das Militärgelände in Jaworiw Ziel der Angriffe. Ukrainischen Angaben zufolge wurden sechs Marschflugkörper von Schiffen auf dem Schwarzen Meer abgeschossen. Vier Menschen seien verletzt worden.

    Ein Mitarbeiter des ukrainischen Katastrophenschutzes hilft beim Entfernen einer nicht explodierten Fliegerbombe aus einem Wohngebäude in Charkiw am 23. Juni 2022. 
    Ein Mitarbeiter des ukrainischen Katastrophenschutzes hilft beim Entfernen einer nicht explodierten Fliegerbombe aus einem Wohngebäude in Charkiw am 23. Juni 2022. 
    KEYSTONE / EPA /STATE EMERGENCY SERVICE PRESS OFFICE

    Im Gebiet Chmelnytzkyj konnte die ukrainische Luftabwehr nach eigenen Angaben zwei Raketen abschiessen. Deren Trümmer sollen keine Schäden angerichtet haben. Dafür meldete das Gebiet Mykolajiwka im Süden der Ukraine einen schweren Angriff. «Das Ausmass der Schäden und mögliche Opferzahlen werden noch geprüft», sagte eine Sprecherin der Verwaltung. «Aber wir wissen, dass die Hafeninfrastruktur, Wohnviertel und Erholungsgebiete von Zivilisten angegriffen wurden.»

  • 9 Uhr

    Kiews Truppen halten Nachschubweg nach Lyssytschansk

    Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Angriffe auf eine wichtige Nachschubroute für die Grossstadt Lyssytschansk im Osten des Landes abgewehrt. «In Richtung Bachmut haben die ukrainischen Kämpfer den Angriff feindlicher Infanterie zwischen den Ortschaften Wolodymyriwka und Pokrowske gestoppt», teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Von Bachmut aus führt eine wichtige Versorgungsstrasse an den genannten Ortschaften vorbei nach Lyssytschansk.

    Die Stadt selbst, die nach dem weitgehenden Rückzug der Ukrainer aus dem benachbarten Sjewjerodonezk zum nächsten strategischen Angriffsziel der Russen geworden ist, steht weiter schwer unter Beschuss. Sowohl Artillerie als auch die russische Luftwaffe hätten Lyssytschansk unter Feuer genommen. Zudem hätten russische Truppen «versucht, die Stadt von Süden her zu blockieren», berichtete der Generalstab. Das russische Militär hatte zuvor mitgeteilt, dass Lyssytschansk von Süden aus blockiert worden sei.

    Angriffe hat es demnach auch auf den Ballungsraum Slowjansk - Kramatorsk - Kostjantyniwka gegeben. Sowohl von Norden als auch von Süden her seien die russischen Sturmversuche aber zurückgeschlagen worden, heisst es im Lagebericht.

    Im Süden des Landes hätten die Russen zudem erfolglos versucht, zuvor verloren gegangene Positionen im Gebiet Cherson mit einem Gegenangriff zurückzuerobern. In der Schwarzmeerregion, die bereits in den ersten Kriegstagen von Russland besetzt wurde, haben die Ukrainer zuletzt eine begrenzte Offensive gestartet und einige Ortschaften zurückerobert. Von strategischer Bedeutung sind diese Gebietsgewinne bislang allerdings nicht.

    Zerstörte Gebäude in Lyssytschansk am 18. Juni 2022.
    Zerstörte Gebäude in Lyssytschansk am 18. Juni 2022.
    KEYSTONE / EPA / OLEKSANDR RATUSHNIAK
  • 7 Uhr

    Präsidentengattin Selenska wirft Russland Sexualverbrechen vor

    Olena Selenska verwies in der «Welt am Sonntag» auf die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad, die vom IS versklavt worden war und sagte: «Es ist furchtbar, das auszusprechen, aber viele ukrainische Frauen erleben unter der Besatzung dasselbe.» Selenska fügte hinzu: «Weil die russischen Besatzer nicht besser als IS-Terroristen sind.» Ukrainische Frauen erlebten den Horror gerade jetzt.

    Die Ehefrau von Präsident Selenskyj appellierte an ihre geflüchteten Landsleute, in das Land zurückzukehren, wenn es wieder sicher werde, um beim Wiederaufbau zu helfen. «Ukrainer und Ukrainerinnen, die weltweit eine Zuflucht suchen mussten, sollen wissen: Man wartet auf sie in der Ukraine, ihr Land braucht sie.» Bereits jetzt seien mehr als 1600 Schulen, 600 Krankenhäuser und zahllose Wohnungen ruiniert worden. «Aber wir beginnen schon jetzt mit dem Wiederaufbau, damit zumindest ein Teil der Krankenhäuser und Schulen bis zum Herbst wieder verwendbar sind.»

    Olena Selenska und Wolodymyr Selenskyj an der Abdankung von Leonid Krawtschuk, dem ersten Präsidenten der unabhängigen Ukraine am 17. Mai 2022. 
    Olena Selenska und Wolodymyr Selenskyj an der Abdankung von Leonid Krawtschuk, dem ersten Präsidenten der unabhängigen Ukraine am 17. Mai 2022. 
    KEYSTONE / AP Photo / Evgeniy Maloletka
  • 6 Uhr

    Kiew will den Weg zu EU-Beitritt meistern

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist optimistisch, dass sein Land die Kriterien für einen EU-Beitritt erfüllen wird. Die Ukraine konzentriere sich nun auf die Anforderungen der EU, sagte das Staatsoberhaupt in seiner abendlichen Videoansprache. «Aber macht uns das Angst? Nein. Weil wir davor Hunderte erfolgreich abgeschlossen haben.» Zu den Kriterien für einen Beitritt gehören unter anderem Rechtsstaatlichkeit, Kampf gegen Korruption, Garantie der Grundrechte und eine funktionierende Marktwirtschaft.

    Selenskyj rief seine Landsleute auf, sich über den Beschluss des EU-Gipfels vom Donnerstag, der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten zu geben, zu freuen. «Das ist nicht vom Himmel gefallen. Dafür hat die Ukraine viel getan.»

  • 1.30 Uhr

    Experte: Tausende Delfine im Schwarzen Meer verendet

    Naturschützer bringen den Tod von Tausenden Delfinen im Schwarzen Meer mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in Verbindung. Mindestens 3000 Tiere seien verendet, schrieb Forschungsleiter Iwan Rusew bei Facebook.

    Der Einsatz von Sonar-Technik und Explosionen zerstörten das «empfindliche Navigationssystem» der Tiere. So könnten sie nicht mehr genug Fische fangen und seien deshalb anfälliger für Infektionskrankheiten. Die Folge sei, dass mehr Tiere sterben, erläuterte der Experte eines Nationalparks in der Nähe von Odessa im Süden der Ukraine.

    Nach seinen Angaben gibt es zudem Berichte über verendete Tiere aus Bulgarien und Rumänien. «Wir bitten alle, die tote Delfine am Strand sehen, dies zu melden.» In den vergangenen Jahren hätten Fischfang und Wilderei die grössten Gefahren für Delfine dargestellt.

    Ein Delfin schwimmt am 15. Mai 2022 in der Nähe des Jachthafens von Odessa, aus dem wegen des Kriegs keine Schiffe auslaufen können. 
    Ein Delfin schwimmt am 15. Mai 2022 in der Nähe des Jachthafens von Odessa, aus dem wegen des Kriegs keine Schiffe auslaufen können. 
    KEYSTONE / EPA / STEPAN FRANKO
  • 0.30 Uhr

    Landesweit Luftalarm in der Ukraine ausgelöst

    In der Ukraine ist in der Nacht zum Samstag landesweit Luftalarm ausgelöst worden. Das ging aus einer entsprechenden Übersicht zur Lage in dem Land hervor. Wie die ukrainische Nachrichtenseite 24tv berichtete, gab es Berichte über Explosionen aus der Stadt Saporischschja im Südosten des Landes - ebenso wie aus der zentralukrainischen Stadt Dnipro. Die genauen Hintergründe waren zunächst unklar.