USA im VisierKim Jong Un hat jetzt die grösste Rakete der Welt – und droht damit
AP/AFP/tafi
11.10.2020
Nordkorea feiert den Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei mit einer grossen Militärparade. Machthaber Kim Jong Un zeigt dabei seine neu Interkontinentalrakete – und droht Gegnern mit Atomwaffen.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat anlässlich des 75. Jahrestag der Gründung der Staatspartei seinen ausländischen Widersachern gedroht. Nordkorea würde seine Atomwaffen mobilisieren, wenn es bedroht würde, sagte er am Samstag bei einer Militärparade. Bei den Feierlichkeiten waren offenbar eine neue ballistische Interkontinentalrakete und weitere neue Waffen zu sehen.
Kim dankte in seiner Rede wiederholt seinem «grossartigen Volk» für die Überwindung «unerwarteter» Belastungen und die Einhaltung von Massnahmen gegen das Corona-Virus. Er beschrieb die anhaltenden Aktivitäten Nordkoreas zur Entwicklung einer atomaren Abschreckung als notwendig für die Verteidigung.
Mutmasslich grösste Interkontinentalrakete der Welt
Seine Rede wurde unterstrichen von Tausenden Soldaten, die im Stechschritt marschierten und der Präsentation von Panzern, Raketenabschussrampen und verschiedenen ballistischen Raketen auf dem Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang.
Unter den Waffen war möglicherweise die bislang grösste ballistische Interkontinentalrakete Nordkoreas. Das Geschütz befand sich auf einem Abschussrampenfahrzeug mit elf Achsen, das ebenfalls zum ersten Mal öffentlich vorgeführt wurde. Experten gehen davon aus, dass die neue Interkontinentalrakete die weltweit grösste ihrer Art ist.
Es wird geschätzt, dass sie 24 Meter lang ist und einen Durchmesser von 2,5 Metern hat. Der erste Test der Rakete könnte um die Zeit des Amtsantritts des künftigen US-Präsidenten im Januar 2021 stattfinden.
Attrappe oder Bedrohung?
Die Rakete sei «eindeutig darauf ausgerichtet, das US-Raketenabwehrsystem in Alaska zu überwältigen», sagte Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies der Nachrichtenagentur AFP. Den Bildern nach zu urteilen könnte die Interkontinentalrakete mehrere Sprengköpfe mit sich führen. Um diese abzufangen, müssten die USA rund eine Milliarde Dollar für ein Dutzend Abfangjäger ausgeben.
Beobachter warnen jedoch regelmässig davor, dass es sich bei den Geräten, die Pjöngjang auf seinen Paraden vorführt, um Attrappen oder Modelle handeln könnte. Oft gibt es keinen Beweis dafür, dass die Geräte funktionieren, solange sie nicht getestet wurden.
Zudem war eine mutmassliche neue Festbrennstoffwaffe zu sehen, bei der es sich möglicherweise um eine weiterentwickelte Version einer nordkoreanischen Rakete handelte, die dafür konzipiert wurde, von U-Booten aus gestartet zu werden.
Kim will Beziehung mit Südkorea reparieren
Am Samstag hatten zunächst die Stabschefs des südkoreanischen Militärs mitgeteilt, es gebe Anzeichen, dass der Norden in den frühen Morgenstunden «grosse Menschenmengen und Ausrüstung» für eine Militärparade auf dem Kim-Il-Sung-Platz mobilisiert habe. Am Abend begann das nordkoreanische Staatsfernsehen dann, eine Aufnahme der Feier auszustrahlen, die am Vorabend begonnen hatte.
Als die Uhr Mitternacht schlug, trat Kim vor Zehntausende Zuschauer. Er äusserte auch die Hoffnung, dass Nord- und Südkorea ihre Beziehung reparieren könnten, wenn die Pandemie vorüber ist.