FlüchtlingeKritik an humanitärem Notstand im Mittelmeer
SDA
2.4.2018 - 13:46
Die internationale Hilfsorganisation SOS Mediterranée hat die aktuelle Flüchtlingslage im Mittelmeer als dramatisch bezeichnet. Immer weniger Rettungsschiffe seien im Einsatz, teilte die Organisation mit.
Gleichzeitig verzögerten sich die Rettungen, weil über jeden Fall einzeln verhandelt werde und es keine klaren Richtlinien für den Einsatz der libyschen Küstenwache in internationalen Gewässern gebe. Dadurch würden Menschenleben in Gefahr gebracht.
Die Organisation kritisierte, dass sie bei einem Rettungseinsatz am Karsamstag nur 39 von 129 in Seenot geratenen Menschen aufnehmen durfte. Die restlichen Flüchtlinge seien von der libyschen Küstenwache gerettet und zurück in das nordafrikanische Bürgerkriegsland gebracht worden. Dort seien die Menschen schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, sagte SOS Mediterranée.
Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen MSF kritisierte die libysche Küstenwache. Diese hätte ihr Schiff "Aquarius" daran gehindert, in Seenot geratene Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten, berichtete MSF in einem Communiqué.
Die Besatzung des Schiffs hatte ein Schlauchboot mit mehreren Flüchtlingen an Bord lokalisiert. Die libysche Küstenwache habe die "Aquarius" jedoch daran gehindert, sich dem Schlauchboot zu nähern. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit den Libyern konnte MSF 39 Migranten, vor allem schwangere Frauen und Minderjährige, an Bord nehmen. Die anderen Flüchtlinge wurden von der libyschen Küstenwache nach Libyen gebracht, berichtete MSF.
"Libyen ist kein sicherer Ort"
"Libyen ist kein sicherer Ort. Flüchtlinge dürfen auf keinen Fall dorthin zurückgeführt werden", schrieb MSF. Die Organisation appellierte an die europäischen Regierungen, der Sicherheit der Flüchtlinge Priorität einzuräumen, statt Strategien zur Eingrenzung der Flüchtlingsabfahrten nach Europa zu bevorzugen.
Die Zahl der Ankünfte in Europa ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in den ersten drei Monaten zwar deutlich zurückgegangen - von mehr als 55'000 auf 15'000 Menschen. Gleichzeitig stieg der Anteil der Todesfälle bei der Überfahrt aber von 1,4 Prozent auf 3,3 Prozent an. Insgesamt starben in den ersten drei Monaten des Jahres bereits 498 Menschen beim Versuch, das Mittelmeer von Nordafrika aus zu überqueren.
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