«Lieber Emmanuel» Johnson befeuert Streit mit Frankreich über Migranten im Ärmelkanal

SDA/dpa/uri

26.11.2021 - 16:19

Grossbritanniens Premier Boris Johnson (links) spricht am 1. November 2021 auf der Weltklimakonferenz in glasgow mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. (Archiv)
Grossbritanniens Premier Boris Johnson (links) spricht am 1. November 2021 auf der Weltklimakonferenz in glasgow mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. (Archiv)
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Der Streit zwischen London und Paris in der Migrationsfrage wird schärfer. Jetzt wurde ein geplantes Treffen der Innenminister abgesagt, nachdem der britische Premier Boris Johnson einen offenen Brief an Frankreichs Präsidenten geschrieben hat. 

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Ein öffentlicher Versuch der Briten, Frankreich vom eigenen Vorschlag zur Lösung der Migrationskrise am Ärmelkanal zu überzeugen, geht schief. Paris lädt die britische Innenministerin zu einem geplanten Treffen kurzerhand wieder aus. Die Stimmung ist gereizt.

Ein öffentlicher Versuch der Briten, Frankreich vom eigenen Vorschlag zur Lösung der Migrationskrise am Ärmelkanal zu überzeugen, geht schief. Paris lädt die britische Innenministerin zu einem geplanten Treffen kurzerhand wieder aus. Die Stimmung ist gereizt.

Innenminister-Treffen abgesagt

Nach dem Bootsunglück im Ärmelkanal mit 27 Toten droht der Streit zwischen London und Paris über Massnahmen zu Eindämmung der illegalen Migration an der Meeresenge zu eskalieren. Frankreich sagte am Freitag ein Treffen mit Grossbritannien zur Migration über den Ärmelkanal ab – kurz nachdem der britische Premierminister Boris Johnson per Twitter ein Abkommen mit Frankreich zur Rücknahme von Migranten gefordert hatte.

Das geplante Treffen von Innenminister Gérald Darmanin mit seiner britischen Amtskollegin Priti Patel am Sonntag finde nicht statt, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Paris am Freitag. Darmanin trifft am Sonntag aber wie geplant Vertreter der Innenministerien aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien, um über die Situation am Ärmelkanal zu beraten. Dort starben am Mittwoch 27 Menschen auf dem Weg nach Grossbritannien, als ihr Boot kenterte.

Johnson hatte zuvor in einem Schreiben neben anderen Massnahmen ein Abkommen zur Flüchtlingsrücknahme gefordert. Das könne der «grösste einzelne Schritt sein», um das Geschäftsmodell krimineller Schlepperbanden zu zerstören. Eine entsprechende EU-Regelung über die Rückführung von Asylsuchenden kann Grossbritannien seit dem Vollzug des Brexits nicht mehr in Anspruch nehmen.

«Über solche Dinge kommuniziert man nicht per Tweet»

Des Weiteren forderte Johnson in dem auf Twitter veröffentlichten Brief an den «lieben Emmanuel» (Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron) gemeinsame Polizeistreifen an französischen Stränden, den Einsatz von Technologie wie Sensoren und Radar, Zugang zu französischen Hoheitsgewässern, Luftüberwachung und engere Geheimdienstzusammenarbeit.

Macron zeigte sich aber wenig angetan. «Über solche Dinge kommuniziert man nicht zwischen Staatschefs per Tweet und veröffentlichte Briefe», sagte der französische Staatschef am Freitag. Er bezweifelte zudem die Ernsthaftigkeit des britischen Vorstosses: «Ich bin über die Methode überrascht, wenn sie nicht ernsthaft ist», so Macron weiter. Die wirkliche Antwort liege «in der ernsthaften Zusammenarbeit, um diesen Bewegungen vorzubeugen, um diese Schleusernetzwerke zu zerschlagen, um zu verhindern, dass diese Frauen und Männer unserer Land erreichen, weil es ist bereits zu spät, wenn sie da sind», fuhr Macron fort.

Der Streit um die illegalen Überquerungen am Ärmekanal ist nicht der einzige Streitpunkt zwischen London und Paris. Für Freitag hatten französische Fischer Proteste am Hafen von Calais und an der französischen Zufahrt zum Eurotunnel angekündigt. Hintergrund ist ein seit Monaten schwelender Streit um nicht erteilte Fischereilizenzen vor den der britischen Krone unterstehenden Kanalinseln Jersey und Guernsey nach dem Brexit.