BiodiversitätMagere Bilanz nach 40 Jahren Berner Konvention
om, sda
1.6.2022 - 07:31
Nach 40 Jahren Berner Konvention für den Artenschutz tut die Schweiz zu wenig. Sie hält sich nicht an internationale Verpflichtungen und setzt ihre eigenen Strategien und Gesetze ungenügend um. Diese Bilanz zieht die Umweltorganisation Birdlife.
Keystone-SDA, om, sda
01.06.2022, 07:31
SDA
Aktuell sind in der Schweiz ein Drittel der Arten und die Hälfte der Lebensräume bedroht. Der Zusammenbruch wichtiger Ökosystemleistungen droht. Birdlife Schweiz wirft der Politik vor, das Artenschutzabkommen zu lange nur mit dem Schutz von Grossraubtieren in Verbindung gebracht zu haben.
Vor 40 Jahren möge die Schweiz noch eine Musterschülerin im Naturschutz gewesen sein, heute hinke sie hinterher, moniert die Organisation. Ziel der vor 43 Jahren im Berner Rathaus unterzeichneten und am 1. Juni 1982 in Kraft getretenen Konvention sei der Erhalt aller wildlebenden Pflanzen und Tiere.
Die Schweiz sei den wenigsten Massnahmen der Konvention nachgekommen. So empfehle die Konvention seit 2004, die gefährlichste Strommasttypen, die gefährdete Vogelarten durch Stromschlag töten, zu verbieten. In der Schweiz sei eine Regelung seit Jahren im Bundesrat blockiert.
Schlusslicht bei Schutzgebieten
Besonders gross ist gemäss Birdlife der Rückstand bei den Schutzgebieten. Seit 1989 müsste die Schweiz am europaweiten Schutzgebiete-Netzwerk arbeiten. In Frankreich nähmen diese geschützten Gebiete 13 Prozent der Flächen ein, in Österreich und Deutschland 15 sowie in Italien 19 Prozent.
In der Schweiz seien es gerade einmal 1,6 Prozent. Damit sei das Land in Europa das Schlusslicht. Der Bund indessen führe unter der Bezeichnung «ausgewiesene Flächen für die Biodiversität» 13,4 Prozent der Landesfläche als geschützt an. Laut Birdlife stimmt das nicht.
Eine korrekte Berechnung komme auf knapp zehn Prozent. Darin seien aber auch Flächen von 4 Prozent mit schwachem Schutz wie etwa Jagdbanngebiete eingerechnet. Indem der Bund zu den Schutzgebieten einfach weitere, nicht langfristig geschützte Gebiete hinzuzähle, sei der Natur nicht geholfen.
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